Data Science: So wird der Einzelhandel fit für die digitale Transformation

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Data Science könnte den Einzelhandel von Grund auf revolutionieren – zum Beispiel, um die Preise zu optimieren oder die Kundenansprache zu personalisieren. Damit das in der Praxis funktionieren kann, benötigt ein Unternehmen aber keine studierten Datenwissenschaftler. Viel sinnvoller ist es stattdessen für Einzelhändler, in die eigenen Mitarbeiter zu investieren.

Mit der richtigen Schulung und den nötigen Tools sind diese nämlich selbst in der Lage, Daten gewinnbringend zu analysieren. Einkäufer, Kaufleute und Marketing-Experten bringen dafür die besten Grundlagen mit: Sie haben hervorragende analytische Fähigkeiten, sind geborene Problemlöser und das Wohl des Kunden steht für sie immer an oberster Stelle.

Corona-Krise sorgt für Digitalisierungsboom

Lockdowns, vorübergehende Ladenschließungen und Lieferengpässe – das sind nur wenige der Probleme, mit denen der Einzelhandel aufgrund der Pandemie zu kämpfen hat. Dieser muss sich derzeit ständig an die aktuellen Gegebenheiten anpassen. Während der Lebensmitteileinzelhandel und der Online-Handel eher zu den Profiteuren der Pandemie gehören, wurde der stationäre Einzelhandel von der Krise besonders hart getroffen. So wurde er mit der Herausforderung konfrontiert, so schnell wie möglich eine Online-Präsenz aufzubauen, um bereits bestellte Waren online zu vertreiben.

Laut einer Bitkom-Umfrage, kommen 70 Prozent der befragten deutschen Unternehmen, die bereits über ein digitalisiertes Geschäftsmodell verfügen, besser durch die Krise. Doch auch Lebensmittelhändler und Online-Anbieter mussten sich an unvorhersehbare Ereignisse, wie etwa erhöhtes Bestellaufkommen und die damit verbundenen höheren Lieferzeiten, anpassen. Was manche Unternehmen bereits seit Jahren vor sich herschieben, musste nun mit Höchstgeschwindigkeit umgesetzt werden, um überhaupt geschäftsfähig zu bleiben. Dies gibt der digitalen Transformation im Einzelhandel einen bedeutenden Schub.

Data Science für den Einzelhandel

Die Ausweitung des Online-Angebots allein reicht allerdings nicht aus, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Sowohl der Online-Handel als auch der stationäre Einzelhandel müssen die Gunst der Stunde nutzen, um ihr Datenmanagement unter die Lupe zu nehmen. Das Stichwort heißt Data Science, mit der sich umfangreiche Informationen am Point-of-Sale oder aus den digitalen Warenkörben gewinnen lassen. Doch was bedeutet das genau für den Einzelhandel?

Mit Hilfe datenbasierter Erkenntnisgewinnung lassen sich Preisgestaltung, Warenplatzierung oder der Personaleinsatz optimieren. Dabei werden interne und externe Daten gesammelt und ausgewertet auf deren Grundlage Einzelhändler ihre Entscheidungen treffen können. So lassen sich Preise dynamischer gestalten, indem man zum Beispiel analysiert, an welchem Wochentag und zu welcher Tageszeit bestimmte Artikel gekauft wurden. Außerdem lässt sich analysieren, warum bestimmte Artikel gekauft wurden oder was die Kunden dazu bewegt hat, die Filiale zu besuchen. Insbesondere das Einkaufserlebnis des Kunden, das laut IHK-Studie für die Händler zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren im Einzelhandel zählt, lässt sich verbessern. Die Zusammenarbeit mit Lieferanten, die in Krisenzeiten wie diesen besonders wichtig ist, kann ebenfalls mithilfe der richtigen Daten perfektioniert werden. Die Frage, wie und wann bestimmte Waren bestellt werden sollen, lässt sich mit Hilfe richtig ausgewerteter Daten überschauen, um Lieferengpässe zu verhindern.

Datenmengen mit menschlicher Analytik kombinieren

Die dabei entstehenden großen Datenmengen sind allerdings wertlos, wenn sie nicht im richtigen Kontext betrachtet werden. Zwar können sie maschinell ausgewertet werden, doch um aus den Informationen die richtigen Initiativen ableiten zu können, braucht es die menschliche Intelligenz. Die Kombination der Information mit menschlicher Analytik transformieren diese erst zu wertevollem Wissen. Und genau das ist der Punkt, den es seitens der Unternehmen zu verstehen und ihren Mitarbeitern zu vermitteln gilt.

Die Führungsebene muss verstehen, dass sie im Zusammenhang mit der digitalen Transformation eben nicht aus zwei Extremen wählen müssen. Es geht nicht darum, entweder die passenden Digitalexperten einzustellen oder die von den Mitarbeitern ausgeführten Aufgaben durch neue Technologien zu ersetzen. Der Faktor Mensch ist in der digitalen Transformation essentiell – und doch wird er meist in diesem Zusammenhang gänzlich übersehen. Hier liegt es an der Führungsebene, die Rolle jedes einzelnen Mitarbeiters von Anfang an festzulegen.

Jeder kann Data Scientist werden

Fakt ist: Heutzutage muss man kein Datenanalytiker sein, um die Herausforderung der digitalen Transformation zu meistern. Viele Einzelhändler – besonders die Kleineren – haben nicht die Mittel, um solche Experten einzustellen. Das müssen sie aber auch gar nicht. Wichtig ist, den Mitarbeitern smarte Tools zur Verfügung zu stellen, die ihnen dabei helfen, die Menge an Daten richtig zu interpretieren. Aus diesem Grund sollten sie dahingehend geschult werden, ihre Fragen als Modellierungsprobleme zu formulieren, damit sie Probleme mithilfe der verfügbaren Daten selbstständig lösen können. Das Gute: Kaufleute sind darauf trainiert, die Kundenerfahrung ständig zu verbessern. Sie bringen daher die besten analytischen Voraussetzungen mit, um mit den Daten richtig umzugehen.

Für Unternehmen besteht deshalb nun die Herausforderung darin, ihre eigenen Mitarbeiter in Datenanalytiker zu verwandeln. Nur dann, wenn ein Mitarbeiter im Einzelhandel auf die verfügbaren Daten zugreifen, sie analysieren und aufgrund der Ergebnisse etwa Verbesserungen im Kundenmanagement vorschlagen oder sogar direkt durchführen kann, hat auch das Unternehmen im Großen die Möglichkeit, alle Prozesse zu optimieren und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen.

Die Pandemie hat gezeigt, dass kein Weg mehr an digitalen und datenbasierten Entscheidungen vorbeiführt. Datenwissenschaftler spielen bei der Umsetzung allerdings eher eine untergeordnete Rolle. Viel sinnvoller ist es stattdessen, den Wandel innerhalb des Unternehmens anzustoßen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss vermittelt werden, dass in Daten gewaltige Erkenntnisse verborgen liegen, die dabei helfen können, den Verkauf und die Kundenerfahrung auf ein völlig neues Level zu heben. Wenn diese Grundvoraussetzung erst einmal gegeben ist, ist es an der Führungsebene, den Mitarbeitern das richtige Werkzeug zur Verfügung zu stellen. Um ihre analytischen Fähigkeiten praktisch einzusetzen und tatsächlichen vom digitalen Wandel zu profitieren, ist das das A und O.