Big Data im Einzelhandel

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Die Digitalisierung ist und bleibt eine große Herausforderung – auch und gerade für den Retail-Bereich. Jetzt kommt es darauf an, die Chancen zu erkennen, bevor es andere tun. Bisher haben Retailer lediglich an der Oberfläche des vollen Potenzials von professioneller Datenanalyse und -visualisierung gekratzt.

Denn es mangelt an der erforderlichen Datenkompetenz in handelsorientierten Unternehmen – besonders im Einzelhandel. Schnell können hier innerhalb einer Branche mehrere Milliarden US-Dollar nicht realisiert werden. Doch wie stellen sich Retail-Unternehmen im Wettbewerb optimal auf? Wie wirksam können sie digitale Chancen nutzen – in E-Commerce und im stationären Handel? Und am wichtigsten: Was ist überhaupt relevant in den immer volleren Data Lakes?

Echtzeitdaten für optimale Kundenansprache

Fest steht: Retailer benötigen kontinuierlich Daten – von Lieferanten, Kunden, Wettbewerb und so weiter. Doch sie generieren auch jede Menge an digitalen Informationen: Verfügbarkeiten, Warenbewegungen, Umsatzzahlen, etc. In der professionellen Verwertung dieser Daten zeigt der Handel im branchenübergreifenden Vergleich keine besonders gute Performance. Ob E-Commerce oder stationäre Bekleidungsgeschäfte, Lebensmittelläden oder Drogerien: Daten können digitale und traditionelle Vertriebskanäle optimieren. Wer diese Daten zu lesen und umzusetzen versteht, schafft eine Win-Win-Situation: ein optimiertes Warenangebot und Einkaufserlebnis – und mehr Umsatz für den Retailer.

Datenkompetenz ist kein Selbstläufer

Damit Daten die Wertschöpfung im Handel optimal unterstützen können, sind nicht nur die digitalen Informationen selbst nötig. Daten müssen (ähnlich wie Wasser) durch starke Pipelines geschützt und möglichst sauber und verlustfrei verfügbar gemacht werden. Ausreichend Performance ist hier unverzichtbar. Daten aus jeder beliebigen Cloud, jedem System und jeder Quelle, die analysefertig bereitstehen sollen, bringen je nach Anwendungsfall schnell Big-Data-Szenarien im Terabyte-Bereich hervor.

Die Studie „Data as the New Water“ zeigt, dass Unternehmen, die Wert auf eine sichere Verwaltung und Speicherung ihrer Daten legen, insgesamt leistungsstärker sind als andere. Ferner machen die Ergebnisse der Studie deutlich: Data-to-Insights-Fähigkeiten steigern die betriebliche Effizienz, den Umsatz und den Gewinn gleichermaßen um 17 Prozent – das bestätigen drei Viertel der Befragten, die bereits in eine starke Daten-Pipeline investiert haben.

Mit Daten zum Geschäftserfolg

Die Studie „The Human Impact of Data Literacy“ des Beratungsunternehmens Accenture und des Data-Analytics-Spezialisten Qlik zeigt: Das Bewusstsein für den Wert von Daten ist im (Einzel-)Handel zwar durchaus vorhanden, dennoch ist noch Luft nach oben. Unternehmen erkennen zunehmend, dass die Schulung der Datenkompetenz der gesamten Belegschaft – und nicht nur eines kleinen Teams von Datenspezialisten – zu einer erheblichen Steigerung des Geschäftswerts beitragen kann. Das geben immerhin 84 Prozent aller befragten Retailer an.

Es fühlt sich jedoch mehr als die Hälfte im Umgang mit Daten unvorbereitet, während nur acht Prozent Zugang zu geeigneten Data Analytics-Lösungen haben. Auch im Selfservice-Betrieb möchten Beschäftigte im Handel immer öfter mit Daten arbeiten – und datengetrieben entscheiden. Dass hier keine nachhaltige (und gefährliche!) Lücke zwischen Wollen und Wirklichkeit entsteht, ist ein wichtiges Zukunftsthema für den Handel. Denn in einer nahezu omnipräsenten Multi-Channel-Umgebung können Kunden leicht abwandern: zur Konkurrenz, die sie (datenbasiert) scheinbar besser versteht und bedient. Wettbewerbsfähigkeit ist hier das Stichwort!

Wie Unternehmensprozesse datengesteuert werden

Autor: Wolfgang Kobek, SVP EMEA, Qlik.

Fünf Schritte, um Daten in echten Mehrwert zu transformieren, könnten – auch und gerade für den Handel – folgendermaßen aussehen:

  1. Klare Erwartungen an Daten festlegen: Aufsetzen einer Datenstrategie in realistischem Rahmen.
  2. Datenziele definieren: Wer braucht welche Daten wofür? Einrichten von rollenbasierten Zugängen, sodass jeder genau die Informationen hat, die er für seinen Bereich benötigt.
  3. Mitarbeiter mit entsprechenden Lösungen für datengesteuertes Arbeiten ausrüsten: Selfservice-BI macht Freude! Befähigen aller Mitarbeiter, die datengetrieben arbeiten möchten – mit passenden Werkzeugen, Kompetenzen und Befugnissen.
  4. Datenbasierte Maßnahmen treffen: Ableiten konkreter Geschäftsmaßnahmen aus den neu gewonnen Einsichten.
  5. Gemeinsam mit Daten wachsen: Transformation möglichst vieler Prozesse entlang der Wertschöpfungskette hin zur datengetriebenen Unternehmenssteuerung.

Fazit: Auch im Handel – ob stationär oder online – können datengetriebene Geschäftsprozesse die Wertschöpfung steigern und neue Umsatzpotenziale offenbaren. Wer die Chance nutzt, sein Unternehmen entsprechend aufzustellen und die Mitarbeiter für die Datenarbeit zu befähigen und zu begeistern, kann entscheidende Wettbewerbsvorteile realisieren. Und ist der Konkurrenz im Zweifel den entscheidenden Schritt voraus.