„Im Payment findet die Verknüpfung von klassischem Payment und dem Business dahinter statt“

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Günther Froschermeier ist CTO und Gründungsmitglied von CCV, einem Unternehmen für elektronische Bezahllösungen. Er begleitet die Entwicklung des Zahlungsverkehrs schon weit über 25 Jahre und war 1998 auch maßgeblich an der Entwicklung eines der ersten mobilen Terminals in Deutschland beteiligt, das CCV – damals noch EL-ME – erfolgreich in den Markt brachte. Im Interview erzählt er, warum Omnichannel-Payment ein etablierter, aber kein veralteter Begriff ist.

CCV formuliert in seinem Selbstverständnis den Claim: „Mit ganzheitlichem Blick auf die Customer Journey, bieten wir Omnichannel-Paymentlösungen für Netzbetriebe, Payment Service Provider, Retailer, Integratoren und generelle Large-Accounts“. Was verstehen Sie dabei unter “ganzheitlichem Blick“?

Günther Froschermeier: Omnichannel ist ein abgenutzter Begriff, leider. Aber er ist dennoch aktuell und richtig, wenn man die heutigen und künftigen Kundenerwartungen betrachtet – dann drückt Omnichannel sehr viel aus: Die verschiedenen Zahlungslösungen eines Händlers, sowohl stationär, mobil als auch online, wachsen immer mehr zusammen und es kommen weitere Kanäle im Payment-Kosmos hinzu. Man denke etwa an das Bezahlen an Ladesäulen, Pfandrückgabesysteme mit verbundenem Voucher, Zugangssysteme für Toiletten, Getränke-Automaten und so weiter. Diese Touchpoints müssen unter dem Dach des Omnichannel verknüpft werden, denn sie alle halten Einzug in Supermärkten oder in der Gastronomie, um nur zwei Beispiele zu nennen.

In diesem Omnichannel-Kosmos – wo bleibt der Platz für Banken?

Günther Froschermeier ist CTO und Gründungsmitglied von CCV

Günther Froschermeier: Banken sind zum einen über ihre Netzbetreiber involviert, bieten aber auch oft das Frontend einer Lösung. Das heißt, sie stellen die Banking-Apps und Wallets auf Smartphones und den darin digitalisierten Bezahlkarten zur Verfügung. Banken sind dabei gefordert, für den Kunden alles so komfortabel wie möglich zu machen, beispielsweise mit der einfachen Aktivierung der digitalen Girocard, um diese auch über das Smartphone nutzen zu können.

„Payment as a Service“ ist ein derzeit sehr populäres Schlagwort. Worauf wird es 2022 besonders ankommen?

Günther Froschermeier: Im Payment findet immer mehr die Verknüpfung von klassischem Payment und dem Business dahinter statt. Früher benötigte beispielsweise der Kellner im Restaurant immer zwei Geräte, das Orderterminal und das Zahlungsterminal für den bargeldlosen Bezahlvorgang. Mit Payment as Service werden diese Systeme in einem einzigen Gerät vereint. CCV hat sich hier mit einer echten Innovation früh positioniert und androidbasierte Bezahl-Terminals in den deutschen Markt eingeführt.

Dazu gehört auch unser eigener App-Marktplatz, der „CCV Store“, der eine Vielzahl an Apps beinhaltet, von der Kassen-Applikation über Loyaltyprogramme bis hin zu individuell eingesetzten Apps größerer Retailer und Dienstleister. Auch die Zahlung per QR-Code lässt sich hier über einen sogenannten Belegserver leicht integrieren: Der Kunde scannt den angezeigten QR-Code auf dem Terminal und erhält via Downloadlink oder per E-Mail sofort seinen digitalen Beleg.

Bargeldlosem Bezahlen wird mittlerweile großes Vertrauen von Händlern als auch Verbrauchern entgegengebracht. Dieses Vertrauen muss durch hohe Sicherheitsstandards erhalten bleiben. Wie positioniert sich CCV hier?

Günther Froschermeier: Eine wesentliche Leistung – neben den Standards, die durch die deutsche Kreditwirtschaft zertifiziert werden – ist die sogenannte Point-to-Point Encryption oder kurz P2PE.

Diese stellt sicher, dass auf der gesamten Infrastruktur-Kette alle Kartendaten absolut sicher verschlüsselt werden. Diese Leistung beginnt bereits mit der Logistik des Terminals, die nahtlos nachvollziehbar sein muss. Für große Händler ist P2PE mittlerweile nicht mehr wegzudenken, da hier gegenüber dem Endnutzer und für die eigene Marke nochmals Vertrauen geschaffen wird. Daneben nimmt der P2PE Dienstleister, wie zum Beispiel CCV, dem Händler viele Aufwände für die notwendigen Compliance-Anforderungen ab.

Bei CCV gab es in den letzten Monaten auch ein paar Änderungen, die das Unternehmen als solches betreffen. CCV Deutschland GmbH wurde in die CCV GmbH – the international payment division of CCV Group – umbenannt. Warum und was bringt das?

Günther Froschermeier: CCV in Deutschland ist Teil der CCV Group in den Niederlanden. Dort begann die Neustrukturierung, die uns eine fokussierte und effiziente Betreuung sowohl kleinerer und mittlerer Händler als auch Großkunden ermöglicht. Die CCV GmbH bündelt vor allem das Großkundengeschäft. Die Umbenennung erfolgte auch, um den Fokus auf europäische und internationale Kunden hervorzuheben.

Biometrie, also Bezahlen per Handy, Gesichts-Scan oder mit der Venenstruktur wird derzeit im Retail intensiv diskutiert. Es gibt viele Lösungen. Wie ist Ihre Erfahrung bei den Endkunden? Verabschieden wir uns von der erlernten PIN Methode?

Günther Froschermeier: Jeder, der schon mit der mobilen, digitalen girocard oder Kreditkarte in seiner Smartphone Wallet bezahlt hat, benutzt bereits Biometrie. Die PIN nicht jedes Mal am Terminal eingeben zu müssen, sondern die Zahlung per Fingerprint oder Gesichts-Scan am eigenen Smartphone freizugeben, ist ein großer Komfort-Gewinn und zudem eine sehr sichere Methode. Ich bin überzeugt, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren Biometrie einen enormen Aufschwung erleben wird.