Kommentar: Bonpflicht – lästiger Aufwand oder Anstoß für Modernisierung?

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Seit dem 1. Januar muss auch für kleine Beträge, zum Beispiel beim Bäcker, ein Kassenbon ausgestellt werden. Auf den ersten Blick wirkt das für Verkäufer und Kunden gleichermaßen lästig. Ist das einfach nur ein unnötiger Aufwand oder vielleicht doch ein Anstoß für Modernisierung fragt sich Panagiotis Karasavvoglou, Head of Merchant Services, in Teil 4 der Payment Perspectives von Worldline.
Zum Start der Belegausgabepflicht, so der korrekte Name, rief das Thema einige Kontroversen hervor. Von unnötigem Aufwand bei den Verkäufern, Unverständnis bei den Kunden und sinnlosem Müll ist hier die Rede. Vor allem der letzte Punkt ist nicht ganz von der Hand zu weisen, hier muss noch nachgebessert werden. Grundsätzlich hat die Maßnahme aber einen nachvollziehbaren Hintergrund.

Fiskalisierung von Kassensystemen

Ziel des Gesetzgebers ist es nicht, Kunden und Verkäufern mit zusätzlichen Kassenzetteln auf die Nerven zu gehen, stattdessen soll mit der Maßnahme gegen Umsatzsteuerausfälle vorgegangen werden. Mehr Steuern hört wohl kaum ein Händler gerne, doch geht es hier auch um Gerechtigkeit: Schwarze Schafe, die an der Kasse vorbeiwirtschaften, schädigen letztendlich die Allgemeinheit und verschaffen sich einen unfairen Vorteil gegenüber Ladenbesitzern, die jeden Betrag vorschriftgemäß in die Registrierkasse eingeben. Deshalb muss seit diesem Jahr jede Kasse mit einer technischen Sicherheitseinrichtung (TSE) ausgerüstet sein, in der Transaktionsdaten manipulationssicher abgelegt werden.

Die Seriennummer dieses Aufzeichnungssystems findet sich ebenso wie eine Transaktionsnummer seit Januar auf dem Kassenbon. Genau hier liegt auch der Sinn des zusätzlichen Papiers: die Überprüfbarkeit des tatsächlichen Einsatzes der Registrierkasse. Denn auch mit den neuen Kassen wäre es prinzipiell möglich, dass ein Verkäufer Beträge einfach in die Tasche steckt, ohne sie zu registrieren. Dies soll die Belegausgabe verhindern. Allerdings gibt es hier noch Spielraum für Innovation: Digitale Lösungen könnten dabei helfen, das Müllproblem zu lösen.

Übrigens: Deutschland ist eines der letzten Länder in Europa, das seine Kassen fiskalisiert. In Italien, Griechenland oder einigen osteuropäischen Ländern existieren solche Systeme schon lange.

Profitieren Kunden sogar von der neuen Regelung?

Verbesserte Steuergerechtigkeit ist sicherlich immer eine positive Entwicklung für die Allgemeinheit. Doch daneben gibt es auch ganz handfeste Aspekte, von denen jeder einzelne Verbraucher profitieren kann. Die neuen Regelungen haben dafür gesorgt, dass sich viele Betriebe neue Kassen anschaffen mussten – oder noch müssen, da es Übergangsfristen gibt. Wenn man sich als Händler ohnehin eine neue Kasse anschafft, liegt es nahe, gleich auf Zukunftssicherheit zu setzen. So verfügen viele der neuinstallierten Systeme über eine NFC-Schnittstelle und können kontaktlose Zahlungen verarbeiten.

Bereits im ersten Quartal 2019 stattete Worldline über 1.200 Bäckereifilialen in ganz Deutschland mit über 1.600 modernen POS-Terminals aus. Das heißt für Verbraucher, dass sie auch ihre Brötchen bequem mit Karte oder sogar Mobile Payment Apps bezahlen können. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen geht es in der morgendlichen Schlange schneller, wenn nicht nach Geld und Wechselgeld gekramt werden muss. Andererseits, und das ist für das Lebensmittelhandwerk besonders relevant, gibt es auch einen hygienischen Aspekt. Zahlt ein Kunde kontaktlos, muss er nur seine Karte oder sein Telefon an das Terminal halten. Verkäufer kommen dabei nicht in Kontakt mit Geld oder den persönlichen Gegenständen des Kunden.

Auf längere Sicht werden also die Kunden von der Belegausgabepflicht profitieren, durch die Modernisierung der Kassensysteme, die damit einhergeht. Schließlich ist es im 21. Jahrhundert auch nicht mehr zeitgemäß, dass man an immer mehr Touchpoints bequem mit modernen digitalen Lösungen zahlen kann, aber für so elementare Dinge wie Brot doch wieder Bargeld benötigt.