Innenstädte analog oder digital?

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Herumbummeln und Einkaufen in der Innenstadt gehört zum modernen Lebensstil. Doch das viel beschworene digitale Zeitalter ist hier noch die Ausnahme.

Die interessanten Geschäfte befinden sich gerade in den Innenstädten, wenn man einmal die eher hässlichen, riesigen und unübersichtlichen Einkaufszentren auf der grünen Wiese vernachlässigt. Dort ist man gezwungen, sein Auto auf riesigen Parkplätzen oder in dunklen Tiefgaragen abzustellen – inclusive der Schwierigkeit, es wiederzufinden. In der Innenstadt dagegen – vorausgesetzt, man findet einen Parkplatz oder kommt mit guten öffentlichen Verkehrsmitteln leicht dorthin – herrscht eine große Vielfalt an großen und kleinen Einkaufsmöglichkeiten, durchmixt mit Cafés, Restaurants und Kinos – der Kunde kann sich in der Regel noch immer als König fühlen. Wenn da nicht das kleine Problem mit dem digitalen Anschluss wäre.

Shopping modern bedeutet eben auch, dass man – kostenlos! – auf Handy oder iPad zugreifen kann, zum Beispiel für Preisvergleiche oder ganz simpel zum Anschauen gespeicherter Notizen oder Produktbilder. Und unter diesem Gesichtspunkt steht gerade kostenfreier W-LAN-Zugriff in den Innenstädten ganz oben auf der Wunschliste vieler Innenstadtbesucher und Shopper. Unter dem Titel „Vitale Innenstädte“ wurden schon vor zwei Jahren Besucher nach ihren Wünschen befragt – zwei Drittel sehen in dem freien Internet-Zugang den wichtigsten digitalen Service. Im Herbst 2018 soll eine neue Befragungsrunde stattfinden. Dies berichtet der Nachrichtendienst des IFH Köln.

Stadt ist nicht gleich Stadt war eines der Ergebnisse bisheriger Besucherbefragungen. Passanten in größeren Städten sind anspruchsvoller – vielleicht auch erfahrener – in Sachen digitale Dienstleistungen. Die Untersuchung „Vitale Innenstädte“ fand heraus, dass der Anteil der Personen, die sich bei ihrem Einkaufstrip online über die Innenstadtgeschäfte und deren Angebote informieren wollen, mit der Ortsgröße in etwa parallel ansteigt. Befragte in Kleinstädten bis zu 25.000 Einwohnern: ca. 50 Prozent der Befragten finden Informationen im Internet hilfreich, in Städten mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern sind es 58 Prozent und in Großstädten mit über 500.000 Einwohnern laut Untersuchung schon 63 Prozent. Mit den verbesserten Angeboten bei mobilen Geräten, neuen Applikationen und wachsenden Angeboten der Geschäfte werden die Trendzahlen weiter ansteigen.

Gefragt: mehr Digitalisierung

Wenn sich die Geschäftswelt nicht stärker auf die Digitalisierung einstellt, werden vermutlich die Besucherzahlen sogar zurückgehen: Schon jetzt ziehen es etwa 20 Prozent der befragten Bevölkerung vor, lieber online einzukaufen als in eine Innenstadt zu fahren.

Sollten sich nach der angekündigten Initiative der Bundesregierung in naher Zukunft bestimmte Regionen oder Städte für einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr entscheiden, dürfte das nicht nur der Umwelt wegen der verringerten Ozonbelastung durch Autos zugutekommen, sondern auch dem Besuch der Innenstädte und damit verbundenen Einkaufstrips vor Ort und nicht am Computer. Retailer wären gut beraten, sich darauf durch digitale Initiativen und Angebote vorzubereiten.