Low-Code unterstützt Händler bei ihren Digitalisierungsvorhaben

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Die Retail-Branche hat mit vielen Veränderungen und Herausforderungen zu kämpfen. Dazu gehören technologische Neuerungen, der demografische Wandel, ein geändertes Konsumverhalten und nicht zuletzt die Digitalisierung. In Zeiten des Internets fürchten viele Händler starke Umsatzeinbußen. Dabei bieten neue Technologien die große Chance, sich von der (Online-)Konkurrenz abzusetzen. Um das zu erreichen, sollten sich Retailer auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Zielgruppen fokussieren und gegenüber neuen Technologien öffnen. Es gilt, neue Wege zu finden, um an der Konkurrenz vorbeizuziehen.

Viele Händler verfolgen im Wesentlichen zwei Ziele: Sie wollen ihre Gewinnmargen maximieren und ihr Filialmanagement effizienter gestalten. Großhändler hingegen möchten ihre Supply-Chain-Prozesse optimieren. Die Herausforderung: Viele Händler sehen sich nicht unbedingt als Vorreiter hinsichtlich der Digitalisierung. 73 Prozent der Händler in Deutschland geben einer Untersuchung von Bitkom zufolge sogar an, dass sie Nachzügler sind.

Die Digitalisierung selbst nehmen sie allerdings schon ernst: Die Befragung unter mehr als 500 Unternehmen (Groß- und Einzelhandel sowie online und offline) hat ergeben, dass 72 Prozent sie als Chance begreifen. Gleichzeitig etablieren sich neue Services aber nur sehr langsam. Das kann an mehreren Faktoren liegen: Einerseits befürchten viele Retailer, dass ein hoher Aufwand für den Datenschutz entsteht (98 Prozent) sowie dass hohe Investitionskosten (86 Prozent) auf sie zukommen.

86 Prozent wiederum sind besorgt, dass durch die Digitalisierung das Sterben von stationären Händlern zunehmen könnte. Andererseits ist – wie in vielen anderen Branchen – auch im Retail das Thema IT-Fachkräftemangel präsent. 71 Prozent der Befragten gaben an, dass sie große Probleme haben, Mitarbeiter mit digitalen Fachkenntnissen zu gewinnen. 65 Prozent beschreiben die Digitalisierung an sich als große Herausforderung für ihr Unternehmen. Um diese zu bewältigen, sollten sich Händler von veralteten Strukturen, Prozessen sowie Systemen lösen und Innovationen anstoßen.

Low-Code als Digitalisierungsbegleiter

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, können Händler in neue Technologien investieren. Der Bitkom-Untersuchung nimmt die Investition in die Digitalisierung „stark“ (19 Prozent) und „eher“ (26 Prozent) zu. Ein Beispiel hierfür sind sogenannte Low-Code-Plattformen. Dabei handelt es sich um moderne Entwicklungsumgebungen, in der Anwender Apps entwickeln können. Dies geschieht anstelle von manuellem Codieren komfortabel per Drag & Drop. Da oftmals jede Änderung am Code weitere Änderungen nach sich zieht, ist dies vorteilhaft, da der manuelle Programmieraufwand entfällt. Dadurch verkürzt sich wiederum die Zeit bis zum Launch einer App.

Entwickler können sich stattdessen auf andere Aspekte, etwa eine hervorragende User Experience, konzentrieren. Und das ist – wie auch die Ergebnisse von Bitkom verdeutlichen – eine gute Voraussetzung, um die Kundenzufriedenheit zu steigern. Sie erwarten heute Anwendungen mit einer hervorragenden Customer Experience und einem intuitiven User Interface über alle Plattformen und alle Touchpoints hinweg. Das sind also Aspekte, auf die sich Developer bei der Entwicklung fokussieren sollten. Je nach Projektumfang ist es möglich, Apps binnen weniger Wochen bereitzustellen. Ebenso unkompliziert ist die Bug-Behebung: Falls notwendig, können Entwickler diese binnen weniger Stunden beseitigen und ausspielen.

Citizen Developer als neue Entwickler

Aber nicht nur Entwickler können mithilfe von Low-Code innovative Anwendungen entwickeln: Retailer können bedarfsgerecht auf interne Ressourcen zurückgreifen, um Apps zu erstellen. Denn mittlerweile sind Low-Code-Plattformen so einfach zu bedienen, dass auch Mitarbeiter ohne IT-Fachwissen – aber mit technischem Grundverständnis – bei der Entwicklung helfen können. Damit greifen sie der IT-Abteilung unter die Arme. Das bedeutet aber nicht, dass die Developer arbeitslos sind: Sie sollten in jedem Fall alle von Citizen Developern erstellte Anwendungen kritisch prüfen, um sicherzustellen, dass diese die Anforderungen seitens Sicherheit etc. die Standards im Unternehmen erfüllen.

Herausforderungen im Retail lösen

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Low-Code im Retail einzusetzen. Denkbar ist es beispielsweise, im Einzelhandel die Verkäufer zu entlasten. Anstelle beispielsweise nach Informationen in vielen unterschiedlichen Systemen zu suchen, können Einzelhändler eine Anwendung mit Low-Code entwickeln, in der alle relevanten Daten enthalten sind und mit der Mitarbeiter Bestandskontrollen, Abschriften oder Sortimentsänderungen verwalten können. Damit können Händler schnell auf Rückfragen der Kunden, etwa hinsichtlich Inhaltsstoffen eines Produkts, reagieren.

Durch die einfachere Verwaltung bleibt somit mehr Zeit, etwa für den Kundenkontakt. Darüber hinaus gewährleisten solche Anwendungen einen Echtzeit-Einblick in die Verkaufszahlen von Geschäften, sodass Filialleiter rechtzeitig eingreifen können, wenn etwas nicht so gut läuft. Ebenso denkbar ist aber auch ein Einsatz im Großhandel, indem man mit Low-Code eine omnipräsente E-Commerce-Plattform schafft, die B2B-Unternehmen aufgrund der Schnittstellen von Low-Code unkompliziert an SAP oder andere ERP-Systeme anbinden können.

Dank der Integration beinhaltet eine solche Plattform dann alle relevanten Daten, etwa zu Produkt-, Bestands-, Preis- oder Bestellinformationen. Wenn alle Systeme miteinander verbunden sind, ist es für Unternehmen möglich, deutlich bessere, kundenorientierte Dienstleistungen anzubieten – und die Daten beispielsweise für gezielte Promotionaktionen und Marketingmaßnahmen einzusetzen. Low-Code ist zudem gegenüber neuen Technologien offen, sodass mit Low-Code entwickelte Plattformen oder Anwendungen skalierbar sind, da man sie jederzeit um Funktionen oder Tools erweitern könnte.

Zur Überholung ansetzen

Händler sollten die Chancen ergreifen, die sich durch die Digitalisierung ergeben, etwa mithilfe neuer Technologien. In Zeiten des wachsenden E-Commerces müssen sich insbesondere Einzelhändler Gedanken machen, wie sie sich gegenüber der Onlinekonkurrenz einen Vorteil verschaffen können. Durch neue, innovative Applikationen kann genau das gelingen. Und damit können Händler die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe besser bedienen. Diese wünschen sich eine reibungslose Customer Journey und eine ausgezeichnete User Experience, wie sie es von Vorreitern wie Amazon & Co. gewöhnt sind. Entscheiden sich Retailer jetzt in Low-Code zu investieren, können sie damit zum Überholen ansetzen und den Weg für eine erfolgreiche Digitalisierung bahnen.

Autor: Martin Otten ist Regional Vice President Central Europe bei OutSystems in Utrecht, Niederlande. Otten, der auf über 24 Jahre Know-how zu Themen wie Software-Entwicklung, DevOps und Low-Code-Plattformen zurückgreifen kann, hat bereits zahlreiche Unternehmen aus den USA und UK dabei unterstützt, ihr Business, ihre Kunden und ihren Markt im EU-Raum wachsen zu lassen.