Immer mehr Hersteller und Händler gehen online

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Die wachsende Übermacht von Amazon setzt viele Hersteller und Händler unter Druck. Doch statt sich den Bedingungen des Online-Giganten zu unterwerfen, setzen sie vermehrt auf Unabhängigkeit und eigene Online-Portale.

Jüngstes Beispiel für diese Entwicklung ist der Baumarkt Hornbach. Bei dem an der Börse notierten Unternehmen, das 158 Bau- und Gartenmärkte in neun Ländern (davon 98 in Deutschland) und 29 regionale Baustoffhandlungen (27 in Deutschland und zwei in Frankreich) unterhält, ist man sich der Situation bewusst und überlegte, wie man mit Amazon zusammenarbeiten könne. Doch der Plan wurde nicht in die Praxis umgesetzt, stattdessen will man sich auf den Ausbau des eigenen Online-Handels konzentrieren.

Der Hornbach-Chef Albrecht Hornbach ist sich sicher: “Wenn wir die Verknüpfung aus Technik und Märkten hinbekommen, können wir ein echter Konkurrent für Amazon werden. Statt das Neue zu bekämpfen, sollten wir es umarmen.” Hornbach setzt zum einen auf die Digitalisierung in den Baumärkten mit kostenlosem W-LAN für die Besucher und Online-Terminals. Und für den Ausbau des Online-Geschäfts hat der Konzern im letzten Geschäftsjahr 2017/2018 allein 60 Millionen Euro ausgegeben.

Mit seiner Omni-Channel-Strategie sieht sich Hornbach als Service-Anbieter: “Wir bieten dutzende Services sowohl für Dein Projekt als auch für Deinen Onlineeinkauf. Die unzähligen HORNBACH Möglichkeiten reichen von der bequemen Onlinebestellung über die Lieferung nach Hause bis hin zur Anhänger- und Transportervermietung und vielen weiteren Services.” Allein im Online-Handel liefert man “über 100.000 Artikel und geballtes Projektwissen”, heißt es es auf der Hornbach-Webseite. In den Bau- und Gartenmärkten werden dagegen lediglich etwa 50.000 Artikel angeboten.

Hornbach sieht vor allem im europäischen Ausland noch Wachstumspotential, da der Markt in Deutschland eher gesättigt sei. Zu dieser Strategie gehört auch die Eröffnung von Online-Läden in der Slowakei, Rumänien und Schweden.

Online über alles

Auch andere Unternehmen setzen auf ein von Amazon unabhängiges Wachstum im Internet. So sagte der Chef von Adidas Kasper Rorsted laut FAZ: “Unsere Website ist unser wichtigster Store auf der Welt.” Der Hersteller von Sportartikeln verkauft in seinem Online-Shop die komplette Produktpalette. Der Online-Umsatz soll bis zum Jahr 2020 auf vier Milliarden Euro steigen, 2016 waren es erst eine Million. Doch bereits 2017 stiegen die Online-Umsätze um 57 Prozent, unter anderem erreicht durch besondere individuelle Angebote und Extrarabatte.

Der dänische Spielwarenhersteller Lego bietet ebenfalls online besondere Vorteile an wie “exclusive und seltene Sets”, die es so nicht im stationären Handel gibt. Diese begrenzten Aktionen reflektieren auch die Rücksicht auf die stationären klassischen Geschäftspartner.

Der Markt teilt sich auf in den Handel mit seinen Geschäften, eigenen Online-Shops und dem Giganten Amazon. Wer hier bestehen will, muss nicht nur beständig die Konkurrenz beobachten, sondern auch mit besonderen Angeboten locken – egal, ob stationär, im eigenen Online-Shop oder bei Amazon. Laut Kai Hudetz vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) stecken die meisten Hersteller in einem Dilemma: “Um die Händler nicht zu verärgern, müssen sie ihre Ware im eigenen Shop relativ teuer anbieten. Doch so verkauft man im Internet nichts. Jeder Hersteller, der einen eigenen Online-Shop aufmacht, wird von den Händlern argwöhnisch beäugt.”