Nachhaltig vorausgehen: Mit  Datenanalyse die Logistik optimieren

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Marken mit schlechter Nachhaltigkeitsbewertung? Gut möglich, dass sie abgestraft oder sogar bewusst gemieden zu werden. Kein Pardon kennen dabei die Jüngeren: 26 Prozent der von Statista Befragten im Alter von 16-29 Jahren boykottieren eine Marke oder ein Geschäft aufgrund mangelnder Nachhaltigkeit.

Gleichzeitig erwarten ältere Verbraucher und Verbraucherinnen (43% der über 50-jährigen), dass Unternehmen mehr Verantwortung übernehmen müssen. Generell wird ein Drittel der deutschen Verbraucher und Verbraucherinnen (33%) nach der Pandemie einen noch größeren Wert auf Nachhaltigkeit im Kaufverhalten legen als zuvor. Das ergibt eine aktuelle Umfrage der Unternehmensberatung AlixPartners.

Unternehmen stehen mehr denn je unter Druck, sich nachhaltig aufzustellen. Im Fokus stehen dabei üblicherweise Themen wie klimaneutrale Flotten, Gebäude und Fertigungslinien, Ressourcenschonung und Abfallvermeidung. Immer wichtiger werden zudem neuartige und umweltschonende Logistikabläufe. Nicht zuletzt, weil der Online-Konsum und Door-to-Door kontinuierlich steigt (und auch weiter steigen wird). Es macht also durchaus Sinn, nicht nur den eigenen Mikrokosmos, sondern den gesamten Wirtschaftskreislauf um das eigene Unternehmen herum zu betrachten.

Die zugrundeliegende Herausforderung ist groß. Am Ende geht es darum, das Einkaufserlebnis für die Kundinnen und Kunden aufzuwerten, zu vereinfachen, Empfehlungen auszusprechen, lokale Angebote zu integrieren und damit effizienter und zielgerichteter liefern zu lassen.

Netzwerke schaffen Synergien bei der Vermittlung von Produkten und Dienstleistungen

Verbraucher fahren häufig mit dem eigenen PKW von Geschäft zu Geschäft, um Alltägliches für die Woche einzukaufen oder zielgerichtet Ereignisse wie den nächsten Urlaub vorzubereiten. Die Folge sind Staus, volle Parkplätze und Frust, wenn der eine oder andere Laden nicht das hat, wonach man sucht. Store-Hopping, das Zeit und Nerven kostet. Und der Klimabilanz wertvolle Punkte. Das geht aus einer Studie in Kooperation mit der Universität St. Gallen hervor: Beim stationären Handel ist der berechnete CO2-Ausstoß je verkauftem Produkt um den Faktor 2,3 höher als im E-Commerce. Ein schlechtes Gewissen muss der Online-Handel also schon gar nicht haben. Weniger physische Flächen und der Transport, auf dem viele Waren auf der letzten Meile gebündelt werden, wirken sich positiv aus.

Um das Beste aus beiden Welten, online wie stationär, zu bündeln, mit den unbegrenzten Möglichkeiten der Vernetzung von Mobilität, Services und Einzelhandel, kommen immer mehr Partner auf uns zu. Für Händler ist es zudem der einfachste Weg, Gutes für Klima und Umwelt zu tun. Die Verwendung von Daten hilft dabei, Kunden und Kundinnen mit den richtigen Produkten und Dienstleistungen in ihrer Nähe zusammenzubringen und diese dann effizient und nachhaltig liefern zu lassen. Zum Zug kommt dabei nicht der Anbieter, der vielleicht am günstigsten aber am weitesten weg ist, sondern derjenige, der am besten zu den Bedürfnissen des Verbrauchers passt.

Das Merkmal „örtliche Nähe“ ist dabei regional flexibel anwendbar – zum Beispiel auf den Urlaubsort. Es entstehen neue Synergien und Anreize auch da, wo sich Verbraucher und Verbraucherinnen nicht auskennen. Sie verbringen so weniger Zeit in Staus und auf der Suche nach den passenden Läden und Parkplätzen und erhalten sie auch in unbekannten Gebieten zeitgerecht die benötigten Produkte.

Nur folgerichtig ist da die Vernetzung von zum Beispiel regionalem Einzelhandel mit Diensten wie Carsharing oder Autovermietungen. So kann das am Urlaubsort gebuchte Auto zum Beispiel bereits mit Lebensmitteln oder Leihskiern bepackt auf seine Gäste warten.

Nachhaltige Lieferung ohne Umwege und in Kooperation mit lokalen Händlern

Aktuell laufen Online-Lieferungen meist so ab: Ein LKW liefert Ware in die Stadt zu einem Laden oder in ein Warenlager. Ein Logistikpartner holt die Ware nach Bestellung ab und fährt diese in ein außerhalb gelegenes Verteilerzentrum. Anschließend wird die Ware wieder in einen Transporter geladen und zurück in die Stadt zum Zielort gefahren. Auch wenn das von mir bestellte Produkt womöglich nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt liegt, ist die Lieferdistanz meist um das Vielfache länger. Grund sind ineffiziente Verteilersysteme, welche nicht unterscheiden, ob sich ein Kunde in derselben oder einer anderen Stadt befindet oder gar in einem anderen Land. Diese Informationen haben das Potenzial, um Logistikwege zu optimieren. Hinzu kommt noch, dass die Ware standardmäßig aufwendig und oft maßlos verpackt wird, um die Distanz unversehrt zu überstehen. Und das ist bittere Lieferrealität 2021: Wohnort München, die Kaffeerösterei am gleichen Standort. Online-Shop aber in Flensburg. Für die Bohnen bedeutet das mehr als 900 Kilometer „Anreise“ zum Kunden. Es muss anders gehen und es geht anders.

Dabei macht es viel mehr Sinn, lokale Geschäfte als zu Mikro-Warenhäuser zu verstehen. Weil direkt aus den Läden geliefert wird, entfällt der Bedarf an Verteilerzentren. Die über den Tag aufgegebenen Lieferungen werden mittels der relevanten Parameter (Maß der Ware, Zielort, Lager) erfasst und in eine intelligente Routenplanung überführt, die dem jeweiligen Logistikpartnern bereitgestellt wird. Zum Einsatz kommt dann das jeweils passende Transportmittel, sei es Lastenrad, Auto oder Transporter. Das Ziel ist maximale Effizienz. Weil die Lieferstrecken so kurz wie möglich sind und die Ware direkt abgeholt wird, entfallen aufwändige Verpackungsmaterialien. Das spart Zeit, Geld und CO2.

Anstoß für die Transformation von Geschäftsmodellen und Kooperationen

Mit den gesammelten Erkenntnissen zum Konsumverhalten, abhängig von Faktoren wie Zeit und Ort, können wichtige Impulse gegeben werden, um das Angebot des Handels anzupassen und zu optimieren. Nur ein Beispiel: In München gibt es ein großes Interesse an Freizeitaktivitäten in den Bergen. Und das ganzjährig. Die Plattform Banbutsu gibt zeitgenaue Empfehlungen, wann und in welchem Umfang sich Händler oder Servicedienstleister auf Kauf- oder Mietanfragen für z.B. Ski- oder Wanderequipment vorbereiten sollten. So entsteht eine Plattform, die gemeinsam mit Partnern nicht nur nachhaltige Kundenerlebnisse im Handel etabliert, sondern auch Synergien aufzeigt und Impulse für die Transformation von Geschäftsmodellen gibt.