Mehr digitale Brötchen backen

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Vor welchen Herausforderungen steht der Einzelhandel, im Besonderen kleinere Betriebe?
Und auf welcher Digitalisierungsstufe stehen die Unternehmen derzeit? Christian Peters, ­Projektleiter für MagentaBusiness POS bei der Deutschen Telekom, erklärt im Gespräch mit IT4Retailers, welche Themen den Einzelhandel umtreiben und welche Investitionen sich lohnen.

Wie steht es Ihrer Meinung nach um die Digitalisierung im Handel? Und welche Themen beschäftigen die Unternehmen?
Christian Peters: Im deutschen Handel kommt die Digitalisierung weiter voran. Die Handelsunternehmen machen vor allem in dem so wichtigen Bereich der digitalen Angebote und Geschäftsmodelle Fortschritte. Immer mehr Unternehmen bieten ihren Kunden individualisierte ­Produkte und Services an.

 

Woran machen Sie das fest?
Das zeigt zum Beispiel der Digitalisierungsindex Mittelstand, den wir 2019 bereits zum vierten Mal in Auftrag gegeben haben. Demnach sind sich die Betriebe bewusst, dass enge Kundenbeziehungen und guter Kundenservice ein unverzichtbarer Schlüssel zum Erfolg sind. Ob digitale Kassensysteme, intelligente Regale, WLAN für Kunden, die mit IoT vernetzte Filiale oder die digitale Supply Chain – der Digitalisierungsgrad im deutschen Einzelhandel steigt kontinuierlich. Insgesamt verfügt der Handel über enormes Entwicklungspotenzial, hat viele Möglichkeiten, sich weiter zu entwickeln. Das liegt daran, dass die Branche wie kaum eine andere durch den hohen Anteil kleiner und mittelständischer Unternehmen gekennzeichnet ist, die nach wie vor ­unterdurchschnittlich digitalisiert sind.

Wohin geht die Reise? In welche Themen lohnt es sich für die Unternehmer, zu ­investieren?
In die Datenanalyse! Denn Daten sind das Rohöl der Zukunft. Viele Handelsunternehmen haben immer noch nicht damit begonnen, ihre bestehenden Datenschätze aus ­internen Systemen zu heben. Geschweige denn, das eigene gesammelte Wissen mit externen und/oder öffentlichen Quellen zu vernetzen. Die meisten Händler geben zwar an, dass sich individualisierte Verkaufs- und Beratungsmaßnahmen auf Basis von Kundeninformationen positiv auf die Umsatzentwicklung auswirken. Aber die wenigsten analysieren die verfügbaren Informationen über ihre Kunden.

Aber können kleinere Unternehmen eine solche Analyse überhaupt stemmen?
Die Möglichkeiten sind längst vorhanden. Moderne Analyseverfahren machen aus Daten Business-Erkenntnisse, die Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Und das nicht nur für Großunternehmen oder Datenanalysten. Zum Beispiel öffnet die Deutsche Telekom gemeinsam mit ­ihrem Partner Teradata ihren Kunden die Tür in die Welt der Datenanalyse. So lassen sich neue Zusammenhänge zwischen Marktsituation, Angebot und Kaufverhalten erkennen. Die Lösung hilft zum Beispiel, neue Zielgruppen zu identifizieren und Preis- oder Bestandsoptimierungen durchzuführen. Vor allem die kleinen Einzelhändler sollten viel mehr digitale Brötchen backen.

Das gelingt aber noch nicht allen: Wo ­liegen Ihrer Meinung nach die Schwachstellen der Branche?
Ganz klar in der Notwendigkeit, digitale Kompetenz aufzubauen. Die Unternehmen benötigen Mitarbeiter, die mit digitalen Technologien umgehen können und dem Wandel positiv gegenüberstehen. Nur so lässt sich das Potenzial der Digitalisierung erfolgreich ausschöpfen.

Was unternimmt die Telekom, um dem Einzelhandel auch im Hinblick auf die immer größer werdende Konkurrenz des Online-Handels digital auf den rechten Weg zu helfen?
Grundsätzlich steigern digitale Lösungen die Produktivität, verschlanken Prozesse und machen Abläufe transparenter. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten digitale Kassensysteme. Beim POS-Komplett­system MagentaBusiness POS handelt es sich nicht nur um eine Kasse, sondern um eine Digitalisierungsplattform, deren Funktionen unseren Kunden ganz neue Digitalisierungsmöglichkeiten out-of-the-box bieten.

Was kennzeichnet das Komplettsystem MagentaBusiness POS?
MagentaBusiness POS bietet nicht nur die nahtlose Echtzeit-Integration in vorhandene Backend-Systeme, wie z. B. SAP. Über die Kundenprofile lernen wir unsere Kunden wieder richtig kennen. Wann ist er bei mir? Was kauft er? Welche Dienstleistung mag er mehr als andere? Aktuelle Kundenanforderungen, wie die Online-Bestellung mit Abholung und Lieferung sind ebenfalls integriert. Selbst das Personalmanagement und die Buchhaltung lassen sich mithilfe der Lösung steuern. So bleibt am Ende mehr Zeit für die persönliche Beratung, die ja mit Blick auf den Online-Handel von immenser Bedeutung ist. Durch die aufeinander abgestimmten Komponenten, die intuitiv bedienbare Software und den Service, der jederzeit zur Verfügung steht, können auch kleine und mittelständische Unter­nehmen ihre Geschäftsprozesse ohne hohe Anschaffungskosten, ohne eigenes Know-how und ohne eine eigene IT-Abteilung auf einem Niveau digitalisieren, das bisher nur Großunternehmen vorbehalten war.

Der Handel verfügt über enormes ­Entwicklungspotenzial, hat viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Das liegt daran, dass die Branche wie kaum eine andere durch den hohen Anteil kleiner und mittelständischer Unternehmen ­gekennzeichnet ist, die nach wie vor ­unterdurchschnittlich digitalisiert sind.“

Christian Peters, Projektleiter für MagentaBusiness POS bei der Deutschen Telekom

Vor welchen Herausforderungen stehen die Einzelhändler nach der Novelle der Kassensicherungsverordnung?
Klar ist, dass die Anforderungen an Kassensysteme deutlich schärfer geworden sind, weil ja verhindert werden soll, dass Aufzeichnungen elektronischer Kassensysteme nachträglich verfälscht werden. Seit Januar 2020 ist jeder Unternehmer verpflichtet, ­einen korrekten Beleg zu einem Kassier­vorgang zu erstellen und dem Käufer bzw. Kunden zu überlassen. Die Einzelaufzeichnungspflicht erfordert also die Aufzeichnung jedes einzelnen Geschäftsvorfalls ­unmittelbar nach dessen Abschluss. Dies erfordert Aufzeichnungen zum verkauften Artikel, zum Endverkaufspreis, zum Umsatzsteuersatz, zu einem gewährten Rabatt, zum Zeitpunkt und zur Anzahl der verkauften Artikel. Mit MagentaBusiness POS werden alle Geschäftsvorfälle gemäß den Anforderungen elektronisch aufgezeichnet und gespeichert, sodass jeder Geschäfts­vorfall chronologisch nachvollziehbar ist.

Die Telekom ist auf den Fachmessen des Handels regelmäßig vertreten. Wie nahe stehen Sie der Branche?
Wir haben uns die Digitalisierung des Mittelstands schon seit längerem auf die Fahne geschrieben. Herausforderungen wie fehlendes Budget oder Zeitmangel dürfen in dieser Hinsicht kein Hemmnis mehr sein und sollten zügig überwunden werden. Dem begegnen wir mit Lösungen, die individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse der Branche skalierbar sind – wie MagentaBusiness POS, das schon kleinen Händlern einen einfachen Einstieg in die Digitalisierung ermöglicht. Der Digitalisierungsindex zum Handel beweist: Je höher der Digitalisierungsgrad, umso zufriedener sind die Unternehmen mit Neukundengewinnung, Absatz und Umsatz.