Interview: „Internationalisierung klappt auch bei Nischenmärkten“

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Michael Seibold ist 30 Jahre alt und Inhaber der von ihm gegründeten Trading EU GmbH. Aktuell beschäftiget das Unternehmen 27 Mitarbeiter. Trading EU steht für den Verkauf von Betriebsbedarf, der sich zum größten Teil aus Eigenmarken zusammensetzt. Über den eigenen Onlinshop Hubtechnik24.de vertreibt Seibold Hubwagen sowie Technik für Werkstatt und Lagerung in ganz Europa, wobei wichtigster Markt aktuell noch Deutschland ist. Im Interview erzählt er, wie sich in Nischenmärkten besonders erfolgreich agieren lässt.

Sie haben Ihre Firma mit nur 15 Jahren gegründet. Inzwischen haben Sie viele Erfahrungen als Jungunternehmer gemacht. Was waren die größten Hindernisse?

Michael Seibold: Der Weg war nicht ohne Hürden. Auf Grund meines jungen Alters stand zunächst die Frage nach der geschäftsfähigen Person, die das Geschäft leitet. Meine Großmutter ließ sich von mir überzeugen und wurde als Geschäftsführerin eingetragen. Aber: Welcher Unternehmer lässt sich auf eine Verhandlung mit einem 15-jährigen ein? Das war eine echte Herausforderung. Doch auch dieses Problem hat mich nicht von meinem Weg abbringen können. Mit der Steigerung meines Umsatzes stieg auch die Akzeptanz der Geschäftspartner. Heute leite ich mein Unternehmen natürlich selbst.

Wie sind Sie auf die Geschäftsidee gekommen?

Michael Seibold: Weitestgehend war das Zufall: Ein Bekannter meiner Eltern handelte mit Restposten rund ums Motorrad und suchte Unterstützung für sein E-Bay Geschäft. Damals war ich 13 und lernte in den folgenden zwei Jahren viele Aufgaben eines Produktmanagers kennen: Artikel erfassen, Produktbeschreibungen erstellen, Produktfotos machen, Auktionen bei E-Bay einstellen und Waren versenden. Nach einigen Jahren dachte ich mir „Das kann ich auch“. Im Jahr 2005 habe ich dann gegründet. Von Anfang ging es mir immer darum, hohe Qualität zu einem fairen Preis anbieten. Bei Hubwagen, Hebezeugen & Co erschien mir damals die Schere zwischen Preis & Qualität der Anbieter eben besonders großenteils.

Hätten Sie aus heutiger Sicht etwas anders gemacht?

Michael Seibold :Wissen Sie, nur durch Probleme, die man mit eigener Kraft bewältigt, lernt man dazu. Ich hätte mir gewünscht, manche Fehler nicht gemacht zu haben, aber im Rückblick habe ich durch jeden Fehler und jedes Problem dazugelernt.

Wie ist es Ihnen gelungen, dein Sortiment zu erweitern? Wo haben Sie die Ideen zu neuen Produkten gefunden?

Michael Seibold: In puncto Sortimentserweiterung sind logisches Denken und persönliche Beobachtungen wichtig. Einige Produktarten von Mitbewerbern, die weder preislich noch qualitätstechnisch meinen Anforderungen entsprachen, haben mich dazu ermutigt, es besser zu machen. Andere Produkte nahm ich in unser Sortiment auf, weil Kunden danach gefragt oder Lieferanten und Messeaussteller entsprechende Angebote gelegt haben. Auch einige Komplementärprodukte boten sich an.

Wenn Sie die Firma ansehen, was waren die Haupt-Herausforderungen in der letzten Zeit und was steht in den nächsten Monaten oder Jahren bevor?

Michael Seibold: Der Redesign unseres Shops war eine große Herausforderung in den letzten Monaten. Neben dem eigentlichen Arbeitsaufwand für UX, Frontend Entwicklungen, Design und Co. war die Koordination aller Beteiligten ziemlich komplex und aufwendig, da wir auch mit externen Leuten zusammenarbeiteten.

Für die Zukunft steht Internationalisierung ziemlich weit oben auf unserer Agenda. Obwohl wir immer noch im deutschsprachigen Raum wachsen, hat es für uns oberste Priorität, unser Wachstum auf die europäischen Märkte auszuweiten und dort unsere Position zu festigen. Europa bietet die Möglichkeit noch stärker zu expandieren. Deshalb ist der internationale Markt für uns sehr interessant und wird in der nächsten Zeit noch mehr priorisiert.

Ihre Produkte vertreiben Sie neben Onlineshop auch auf Amazon. Können Sie hierzu ein paar Tipps und Erfahrungen mit uns teilen? Was würden Sie neuen Amazon-Händlern mitgeben?

Michael Seibold: Versucht auf jeden Fall, einzigartige Produkte anzubieten. Für Produkte, die alltäglich sind, ist bei Amazon einfach kein Platz mehr. Hinzu kommt die größere Konkurrenz durch Händler aus Asien, die immer mehr in den europäischen Markt eindringen.

Jedoch ist es gut zu wissen, dass Amazon vor allem für Einsteiger interessant ist. Der Anbieter kann in einigen Bereichen sogar günstigere Vertriebskosten vorzeigen als ein regulärer Shop. Hinzu kommt die große Bekanntheit von Amazon, während ein eigener Shop von Kunden nicht immer gleich gefunden wird. Allerdings ist man Amazon völlig ausgeliefert, sollte es einmal zu Problemen bei der Be- oder Auszahlung kommen.

Dieses Risiko kann ein eigener Shop, der über viel Traffic verfügt, mindern. Dennoch sind Kanäle wie „SEA“ oder „Display“ für den eigenen Shop teilweise recht kostspielig und müssen selbst gestaltet werden. Häufig gehen bei Traffic-Kanälen wie „SEO“ oder „Direkt“ viele Monate vorüber, bis sie ein bestimmtes Niveau erreicht haben. Als Faustregel gilt, je öfter ein Kunde nachkauft und je mehr Produkte sich im Warensortiment befinden, umso rentabler wird ein eigener Shop werden. Jeder muss hier nach vorne schauen!