Wie Technologie dem Einzelhandel helfen kann, sich zu erholen

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Covid-19 hat den Einzelhandel mit voller Wucht getroffen, und auch nach dem kompletten Lockdown scheint man sich nur langsam zu erholen. Der Einzelhandelsverband warnt davor, dass Zehntausende von Einzelhändlern vor dem finanziellen Ruin stehen könnten, wovon sogar ganze Stadtzentren betroffen sind. Nach Prognosen des Kreditversicherers Euler Hermes wird es bis Ende 2021 rund 21.000 Insolvenzen geben, davon ist vor allem auch der Einzelhandel betroffen. Selbst große Kaufhäuser sind nicht ausgenommen. In Deutschland sollen 80 Galeria Kaufhof-Filialen geschlossen werden, was wiederum die Arbeitsplätze von mehr als 5.000 Mitarbeitern gefährdet.

Im Gegensatz dazu haben sich die Verbraucher zunehmend der Online-Welt des E-Commerce-Shoppings zugewandt. So hat zum Beispiel der Online-Modehändler Zalando eigenen Angaben zufolge Millionen von Kunden gewonnen. Ende Juni 2020 lag deren Anzahl um ein Fünftel höher als noch im Vorjahr, mit mehr als 34 Millionen aktiven Käufern und einem Umsatzplus von 19,6 Prozent auf 3,56 Milliarden Euro in der ersten Hälfte des Jahres 2020.

Diese Trends belegen, was wir schon ahnen: Die klassische Einkaufsmeile wird nie wieder die alte sein. Das heißt zwar nicht, dass Verbraucher dem physischen Ladengeschäft generell den Rücken zukehren werden. Allerdings müssen die Einzelhändler heute mehr tun, um sie dorthin zu bringen. Dabei wird Technologie eine große Rolle spielen.

Gesundheit und Sicherheit in den Vordergrund stellen

 Mehr denn je müssen die Einzelhändler wirksame Wege finden, um Kunden wieder ins Geschäft und weg von der Bequemlichkeit des Online-Shoppings zu locken. Zwei wichtige Themen, die Marken dabei in der Post-Covid-Ära besonders berücksichtigen müssen, sind: erstens die Angst der Menschen, sich mit dem Virus anzustecken, die, solange wir noch keinen Impfstoff haben, erst nach einiger Zeit zurückgehen wird; und zweitens die Auswirkungen des Konsumverhaltens auf die Wirtschaft.

 Social Distancing war vor wenigen Monaten ein unbekannter Ausdruck – heute steht der Begriff weltweit für eine der wichtigsten Präventionsstrategien. Für viele Menschen ist Social Distancing daher von immenser Bedeutung beim Einkaufen. Sie erwarten von den Geschäften, in denen sie einkaufen, dass diese ihnen einerseits ein Einkaufserlebnis bieten; gleichzeitig sollen sie dabei den notwendigen Abstand zu anderen Personen wahren können. Die Treue der Kunden wird daher ganz wesentlich davon abhängen, ob die Einzelhändler diese Erwartungen erfüllen. Bestimmte Technologien können helfen, Gesundheit und Hygiene höchste Priorität zu geben.

So wird etwa die Blockchain ein immer wertvolleres Instrument zur Rückverfolgung eines Produktes werden. Durch diese Technologie werden die Kunden sehr viel besser nachvollziehen können, woher ein Artikel stammt und welche Reise er auf den Weg in den Laden zurückgelegt hat. Außerdem werden Technologien im Umfeld des Internets der Dinge (Internet of Things, IoT) an Bedeutung zunehmen. IoT kann helfen, Sensordaten bereitzustellen, mit denen überwacht werden kann, ob sich die Kunden an die Social-Distancing-Regelung halten. Das wird sehr viel schneller, einfacher und genauer funktionieren, als wenn das Personal die Einhaltung der Abstandsregeln im Blick behalten muss.

Rohit Gupta, VP und Head of Products & Resources bei Cognizant

Darüber hinaus gab es in den letzten Jahren bereits Innovationen aus dem Augmented Reality (AR)-Umfeld. Dazu zählt beispielsweise die „virtuelle Umkleidekabine“, in der die Kunden Kleidung virtuell anzuprobieren können. Übrigens gab es schon vor dem COVID-19-Ausbruch eine breite Akzeptanz von AR im Einzelhandel, schon vor der Pandemie wurde erwartet, dass der globale Markt für virtuelle Umkleidekabinen bis 2026 über 10 Milliarden Dollar erreichen würde. Angesichts der zunehmenden Regulierungen im Bereich Hygiene und Social Distancing ist anzunehmen, dass diese Zahl weiter gestiegen ist – und steigen wird. Innovationen dieser Art werden wichtiger, da sich einige Kunden bei der Anprobe von Kleidung in Umkleideräumen nicht mehr sicher fühlen.

Die notwendigen Schritte gehen

Die Pandemie hat die Welt auf den Kopf gestellt, niemand kann heute mit einiger Sicherheit sagen, was morgen kommt. Die Zukunft, die sich am Horizont abzeichnet, ist eine ganz andere, als noch vor wenigen Monaten erwartet. Dennoch: Einzelhändler müssen bei aller Ungewissheit versuchen, wieder Fuß zu fassen. Neue Technologien wie Blockchain und AR bieten dabei eine wichtige Unterstützung.