Wie Marktplätze die Kreislaufwirtschaft vorantreiben

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Deutschland ist Meister im Recycling, aber unsere Wirtschaft ist noch weit entfernt von einer echten Kreislaufwirtschaft. Weltweit kehren nur knapp neun Prozent der natürlichen Ressourcen für einen zweiten Einsatz in die Wirtschaft zurück.

Das liegt daran, dass die meisten Unternehmen nach wie vor nach linearen Mustern funktionieren: Rohstoffe abbauen, Produkte herstellen, wegwerfen. Im Kreislaufmodell geht es darum, Abfall zu reduzieren und Produkte so lange es geht zu reparieren und zu recyceln. Vorausschauende Unternehmen führen solche Praktiken ein.

Gebraucht kaufen auf Plattformen

Langsam ist eine Veränderung im Denken zu beobachten. Etablierte Marken wie Zara und H&M haben eigene Second-hand-Marktplätze gestartet. Und die Kreislaufwirtschaft schafft auch Raum für ganz neue Unternehmen und Geschäftsmodelle. So ermöglichen Plattformen wie Refurbed, Vinted und Depop den Kauf gebrauchter und teilweise aufgearbeiteter Artikel. Sie bieten sowohl eine einfache Möglichkeit, Produkte zu finden, als auch die Sicherheit, dass diese dann die gewünschte Leistung erbringen. All diese Unternehmen haben erkannt, dass sie auch wachsen können, ohne im Übermaß Ressourcen zu verbrauchen.

Verbraucher sind nicht die einzigen, die aus gebrauchten Gegenständen Wert schöpfen. Die Automobilindustrie benötigt immer mehr teure, spezialisierte Geräte, um komplexe Reparaturen durchzuführen. Um Werkstätten dabei zu helfen, die Kosten zu begrenzen und nachhaltiger zu arbeiten, hat Toyota vor kurzem eine B2B-Plattform namens Mechacomi ins Leben gerufen. Diese ermöglicht es, gebrauchte Geräte wieder zu verkaufen, anstatt sie verstauben zu lassen.

Abfall oder wertvolle Ressource?

Die immer nachhaltigeren Geschäftspraktiken führen auch zu ungewöhnlichen Partnerschaften verschiedener Branchen. Der Abfall der einen Branche wird zur Ressource einer anderen. Ein Beispiel hierfür ist Biasol, ein Start-up, das Frühstücks- und Backartikel herstellt. Die Geschwister, die das Unternehmen gegründet haben, sahen im Craft-Beer-Boom der letzten zehn Jahre eine versteckte Chance. Sie nutzen die protein- und ballaststoffreichen Malzrückstände der Brauereien, die normalerweise weggeworfen werden, um nahrhafte Lebensmittel herzustellen.

Das Recycling von Abfallstoffen und der Aufbau nachhaltiger Lieferketten in großem Maßstab erfordern eine neue finanzielle und technologische Infrastruktur. Wo Angebot und Nachfrage nicht von allein zueinanderfinden, werden Online-Marktplätze künftig eine wichtige Rolle bei der Zusammenführung von Käufern und Verkäufern spielen und nachhaltige Beschaffungsmodelle ermöglichen.

Stripe unterstützt mit seiner Finanzinfrastruktur zahlreiche Unternehmen der Kreislaufwirtschaft. Eine Analyse unserer internen Daten zeigt, dass sich die Bezahl-Transaktionen für das Mieten von Kleidung, Ausrüstung und Werkzeugen im Vergleich zum gleichen Zeitraum Jahr 2019 mehr als verfünffacht hat. Es ist wahrscheinlich, dass sich dieser Trend noch weiter fortsetzen wird.

Gründe für Optimismus

Eine echte Kreislaufwirtschaft ist eine Wirtschaft, in der nichts mehr weggeworfen wird und in der vorhandene Materialien nahezu abfallfrei durch alle Branchen fließen. Das ist nicht nur für die Wirtschaft selbst, sondern auch für den Planeten gut – und sowohl Unternehmen als auch Verbraucherinnen und Verbraucher nehmen das mehr und mehr zur Kenntnis. Nach Berechnungen des Weltwirtschaftsforums könnte der Übergang zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen bis 2030 zu einer zusätzlichen weltweiten Wirtschaftsleistung in Höhe von 4,5 Billionen US-Dollar führen. Um das Potenzial ganz auszuschöpfen, müssen wir jedoch die Art und Weise, wie wir produzieren und konsumieren, grundlegend ändern.

Online-Marktplätze, die auch insgesamt den Wandel der Wirtschaft vorantreiben, leisten heute schon einen wichtigen Beitrag dazu.