Vor einigen Jahren war das Metaverse nicht mehr als eine „Idee“ oder eine theoretische Vorstellung von dem, was in der digitalen Zukunft möglich sein wird. Nun, in 2023, lautet die Frage nicht mehr, was man mit dem Metaverse alles machen kann – vielmehr geht es darum, was nicht möglich ist.
Das Metaverse – eine digitale Welt, die es uns schon bald ermöglicht, umherzulaufen sowie Events, Geschäfte und Cafés zu besuchen – fühlt sich noch immer wie eine Art digitale Leinwand an, auf die wir alles Mögliche projizieren können. Doch wie sind Einzelhändler in der Lage, die Potenziale des Metaverse auszuschöpfen und die erfolgreichsten Cowboys in dieser modernen Version des Wilden Westens der digitalen Technologie zu werden?
Laut einer aktuellen Studie des Marktforschungsunternehmens Gartner wird im Jahr 2026 ein Viertel der Bevölkerung – und damit Milliarden von Menschen – mindestens eine Stunde am Tag im Metaverse verbringen. Für Einzelhändler ergeben sich auf diese Weise neue Möglichkeiten, mit Verbrauchern zu interagieren, die offen dafür sind, neue Technologien und Kommunikationswege auszuprobieren. Im Folgenden finden sich vier Tipps, die Unternehmen dabei unterstützen, eine passende Strategie zu entwickeln.
Eine solide Basis schaffen
Unternehmen werden in den kommenden Jahren spezifische Möglichkeiten für das Metaverse erkennen und entsprechende Anwendungen entwickeln, um diese auszunutzen. Hier gilt: Organisationen sollten neuen Entwicklungen folgen, um wettbewerbsfähig zu sein. Beim Metaverse sollten Einzelhändler allerdings vermeiden, in vordefinierten Chancen oder Anwendungsfälen zu denken.
Warum? Indem Einzelhändler eine App für eine bestimmte Plattform bauen, schließen sie gleichzeitig eine große Masse an potenziellen Kunden aus. Vielmehr sollte die Investition skalierbar sein und sich für alle Arten von Anwendungen und Plattformen eignen. Auf diese Weise sorgen Unternehmen für eine solide Basis, auf der sie weitere Applikationen für das Metaverse entwickeln können.
Neue Erfahrungen entwerfen
Als Henry Ford sein „Modell T“ baute, fragte er die Verbraucher nach ihren Anforderungen und Wünschen. Die (angebliche) Antwort: „ein schnelleres Pferd“. Ford erkannte, dass die breite Öffentlichkeit kein Interesse an den wirklich bahnbrechenden Innovationen hat. Dafür sind Innovationen schließlich da: Sie sind neu.
Für das Metaversum bedeutet dies: Unternehmen sollten keine digitalen Kopien von dem anfertigen, was bereits (seit langem) in der physischen Welt existiert. Neue Anwendungen sind der Schlüssel zum Erfolg. Ein Mode-Geschäft kann beispielsweise im Metaverse einfach nur eine digitale Versions des Ladens, inklusive Umkleidekabinen, betreiben. Das ist genau das, was Henry Ford nicht tun würde – zu standardisiert. Weitaus mehr Potenzial verspricht zum Beispiel die Präsentation einer exklusiven Online-Kollektion im Rahmen einer digitalen Fashion Show. Beim Kauf des virtuellen Tickets für die Show erhalten Besucher ein NFT als Geschenk. Und im Anschluss an die Präsentation gibt es digitale Get-together oder Marktplätze, wo Besucher in der Lage sind, miteinander zu interagieren, sich gegenseitig ihre Einkäufe zu zeigen oder NFTs zu tauschen. Die Möglichkeiten sind vielfältig.
Die richtige Plattform pro Anwendung auswählen
Das Metaverse wird bald von jeder Plattform oder jedem Endgerät aus zugänglich sein – und alle diese Anwendungen haben ihre eigene Anwendergruppe. Unternehmen müssen dies bedenken, wenn sie Applikationen für den digitalen Raum entwickeln. Jede Kampagne hat ihren eigenen Zweck und ihr eigenes Zielpublikum. Ist es beispielsweise das Ziel, Verbrauchern eine Marke neu vorzustellen, erfordert erfordert dies eine andere Anwendung als eine Kampagne, die auf Abverkauf abzielt.
Einzelhändler sollten also herausfinden, wer ihre Zielgruppe ist, wo man sie findet, welches Endgerät sie nutzt und welche Optionen sie im Metaverse hat. Trägt der durchschnittliche Besucher beispielsweise eine VR-Brille (Virtual Reality)? Oder surft er oder sie im Zug auf dem Weg zur Arbeit mit dem Smartphone? Vorausschauendes Planen und Agilität sind hier wichtig. Unternehmen sollten vermeiden, eine sehr spezifische Anwendung für eine Kampagne zu entwerfen, wenn dies bedeutet, dass man für die nächste automatisch wieder zurück ans Zeichenbrett muss. Oftmals gibt es den Entwurf für die gesuchte Lösung bereits.
Ethische Standards einhalten und vorantreiben
Man kann wahrlich fast sagen: Das Metaverse ist der neue Wilde Westen. Die geltenden Gesetze und Regeln sind noch in der Findungsphase, und es ist noch nicht klar, was getan werden kann und was nicht. Einzelhändler müssen sich also genau überlegen, wie sie sich dort verhalten. Wichtig ist dabei: Einzelhändler müssen Besuchern und Kunden den Schutz derer Daten sowie deren digitale Sicherheit gewährleisten. Dabei spielen Ethik und Transparenz eine wichtige Rolle.
Um im Metaverse erfolgreich zu sein, benötigen Einzelhändler neue Überlegungen, Planungen, Fähigkeiten und den Mut zu Investitionen. Unternehmen, die auf eine vollständige Anleitung warten (Welche Plattform? Welche Anwendung?), sind daher wie die Pferdezüchter, die Henry Ford dabei zusehen mussten, wie er die Zukunft der Mobilität einläutete. Wer sich jetzt nicht traut, ins kalte Wasser zu springen, wird später bereuen, nie schwimmen gelernt zu haben.
