Kommentar: Kann Payment Japan für den Rest der Welt öffnen?

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Lange Zeit war es sehr schwierig in den japanischen Markt einzudringen. In eine vielversprechende Wirtschaft mit Millionen von potenziellen Kunden, die vor allem Wert auf Qualität legen.

Japan ist mit einer wohlhabenden Bevölkerung von mehr als 125 Millionen Einwohnern und seinem Respekt für in den USA und Europa hergestellte Waren sehr attraktiv für westliche Unternehmen, die expandieren wollen.

Die Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt, sind auf einige zentrale Herausforderungen zurückzuführen: räumliche Entfernung, die Sprachbarriere und kulturelle Unterschiede. Die erste davon ist vielleicht die am wenigsten besorgniserregende, denn das Aufkommen eines globalisierten E-Commerce-Marktes hat die Abwicklung von Geschäften aus der Ferne wesentlich erleichtert.

Die beiden anderen Hindernisse haben sich als hartnäckiger erwiesen. Japanisch ist nach wie vor eine Sprache, die den meisten Händlern im Westen nicht geläufig, die aber für einen reibungslosen Kundenkontakt von entscheidender Bedeutung ist. Da die japanische Sprache im Westen noch nicht sehr weit verbreitet ist, beginnt die Technologie diese Lücke zu schließen, wobei die Übersetzungsfunktionen immer ausgefeilter werden. Vor allem neue OCR-Technologien (Optical Character Recognition) sind jetzt in der Lage, ganze Seiten zu scannen, den Text zu identifizieren – selbst, wenn er in Bilder eingebettet ist – und schnelle, genaue Übersetzungen und Lokalisierungen zu liefern, die den Kontext und die Besonderheiten berücksichtigen. Auf diese Weise kann jeder Online-Shop in kürzester Zeit für japanische Konsumenten verständlich und somit verfügbar werden.

Bleiben noch die kulturellen Unterschiede. Da die Japaner westliche Waren und Dienstleistungen sehr positiv wahrnehmen, ist die letzte Hürde bei der Öffnung Japans für internationale Verkäufe kein Marketingproblem, sondern eher ein Problem der letzten Meile – des Payments.

Autor: Jack Momose, CEO bei Degica

Die Zahlungsgewohnheiten und -präferenzen in Japan können sich stark von denen in Europa und den USA unterscheiden. Auf den ersten Blick sind Kartenzahlungen zwar immer noch die beliebteste Methode, aber die Mehrheit (52 %) wird über lokale Anbieter wie das Japanese Credit Bureau (JCB) abgewickelt, die bei Händlern außerhalb des Landes kaum bekannt sind. Darüber hinaus sind Kartentransaktionen nur eine von vielen anderen beliebten Methoden, die sich oft radikal von den typischen westlichen Modellen unterscheiden. Vor allem japanische Verbraucher haben die Angewohnheit, Online-Transaktionen persönlich in ihrem lokalen Lebensmittelgeschäft (Konbini) abzuwickeln. Hier wählt der Kunde an der Online-Kasse die Zahlung per Konbini aus, der Online-Shop benachrichtigt die vom Kunden gewählte Konbini, und der Kunde hat eine bestimmte Zeit, um dorthin zu gehen und die Transaktion in bar zu begleichen, wonach die Ware freigegeben wird.

Andere Lösungen wie eWallet-Zahlungen über ein mobiles Gerät werden ebenfalls immer beliebter, noch vor den westlichen Märkten, da die japanischen Verbraucher zunehmend durch das Scannen eines QR-Codes auf ihrem Handy bezahlen wollen. Diese Lösungen, die von Unternehmen wie PayPay, LINE Pay und Merpay angeboten werden, sprechen eine jüngere Bevölkerungsgruppe an und bieten auch Treueprämien, die sie zu einer beliebten Wahl machen.

Für westliche Händler kann es einschüchternd sein, eine Reihe neuer Zahlungsmethoden in ihr Angebot aufzunehmen. Doch mit dem technologischen Fortschritt wird es für diese Unternehmen deutlich einfacher, neue Zahlungsmöglichkeiten auf unkomplizierte Weise zu nutzen. Fintechs sind beispielsweise in der Lage, Aggregationsdienste anzubieten, die es Händlern ermöglichen, über eine einzige technische Integration eine breite Palette von Zahlungsmethoden in ihre Plattformen einzubinden, darunter auch Methoden, die es nur auf dem japanischen Markt gibt. Dies könnte der Schlüssel sein, um die letzte Hürde zu überwinden und den japanischen Markt für den Rest der Welt zu öffnen.