Community Intelligence: Warum die Zusammenarbeit mit der Konkurrenz Geschäftsvorteile bringen kann

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„Keiner von uns ist so schlau wie wir alle zusammen“ – so könnte das Motto der modernen Welt lauten. Viele Unternehmen, darunter Google Maps, AirBnB oder Amazon haben das schon lange verstanden. Sie verwenden etwa passiv gesammelte Verbraucherdaten, um den Verkehr auf verschiedenen Reiserouten zu bewerten, oder forcieren Verbraucherbewertungen, damit andere Nutzer zuverlässiger buchen oder einen Kauf tätigen können. All diese anonymisierte Echtzeitdaten werden eingesetzt, um Kunden Entscheidungen zu erleichtern. Damit basieren diese Geschäftsmodelle auf Daten, die von vielen gesammelt, geteilt und gemeinsam genutzt werden. Im Großen und Ganzen sind die Verbraucher gerne bereit, diese Daten freizügig zur Verfügung zu stellen, wenn sie darauf vertrauen können, dass ihre Privatsphäre geschützt wird. Schließlich erfordert es wenig Aufwand und sie erkennen den Wert, den sie im Gegenzug daraus ziehen.

Die gleichen Argumente treffen zweifellos auch auf den Datenaustausch zwischen Unternehmen zu. Im B2B-Bereich ist der offene Datenaustausch allerdings immer noch ein relativ seltenes Phänomen. Eigentlich unverständlich, wenn man bedenkt, dass wir nie zuvor Zugang zu einer so großen Datenmenge hatten, die dazu noch exponentiell wächst – schätzungsweise werden jeden Tag 2,5 Trillionen Bytes an Daten täglich von Menschen produziert. Hinzu kommt, dass die Geschwindigkeit, mit der Daten ausgetauscht werden, immer höher wird.

Community Intelligence in der Praxis

Autor: Frank Cappel ist seit 2013 bei Coupa. Seine Karriere bei dem Softwareunternehmen begann als Senior Solution Consultant, seit 2015 ist er verantwortlich für den Presales-Bereich des Value Solutions Consulting EMEA.

Anhand der Erkenntnisse, die aus gemeinsam genutzten Daten gewonnen werden, können Unternehmen heute Dienstleistungen anbieten, die noch vor zwanzig Jahren undenkbar waren. Nicht weniger interessant dürfte für Unternehmen jedoch sein, dass auch der Austausch von Daten mit der Konkurrenz vorteilhaft für das eigene Unternehmen sein kann. Denn die gemeinsame Nutzung anonymisierter, aggregierter Daten des eigenen Unternehmens mit Mitbewerbern kann das eigene Angebot stärken, die Loyalität der Kunden fördern und neue Kunden gewinnen.

Nützliche Brancheninformationen mit der Konkurrenz zu teilen und gleichzeitig proprietäre Geschäftsvorgänge und Geschäftsgeheimnisse vertraulich zu behandeln, kann für eine gesamte Branche von Vorteil sein. Hier sind einige Beispiele:

Gerade zu Anfang der Covid-19-Pandemie etwa hatten viele Unternehmen Schwierigkeiten, persönliche Schutzausrüstung für ihre Mitarbeiter zu beschaffen. Indem Lieferantendaten mit anderen Unternehmen ausgetauscht wurden, konnten sie seriöse Lieferanten außerhalb ihres traditionellen Netzwerks identifizieren und bei der Beschaffung dieser Artikel zusammenarbeiten.

Die Pandemie hatte und hat natürlich auch einen Einfluss auf das Ausgabenmanagement eines jeden Unternehmens: Themen wie finanzielle Gesundheit und Einsparungen wurden noch wichtiger. Anhand anonymisierter Lieferantendaten können Unternehmen zum Beispiel feststellen, dass viele ihrer bestehenden Lieferanten Rechnungen noch manuell, bei anderen Kunden jedoch bereits elektronisch einreichen. Eine entsprechende Umstellung von manuellen auf elektronische Rechnungen führt dazu, dass Genehmigungszeiten um mehr als 70 Prozent verkürzt werden. So lassen sich Kosten senken und die Effizienz verbessern.

Günstiger fahren durch Kostenvergleich

Ein weiteres Beispiel sind etwa die Kosten für Unternehmensberatungen, die bei vielen Unternehmen sehr hoch sind. Auch in diesem Bereich kann es durchaus sinnvoll sein, Managementberatungshonorare mit denen der Branchenkollegen zu vergleichen, um so gegebenenfalls Kosten auf einen überschaubareren Betrag zu reduzieren. Hier lässt sich die Community Intelligence also dazu nutzen, das eigene Beschaffungsmanagement langfristig strategischer aufzusetzen und entsprechende Kosten zu sparen.

In ähnlicher Weise kann die gemeinsame Nutzung von Informationen eine massive Hilfe sein, wenn es darum geht, Betrug aufzudecken und zu eliminieren. Häufig arbeiten Unternehmen über Jahre hinweg mit Lieferanten zusammen ohne die Qualität zu hinterfragen. Der Austausch von Daten innerhalb einer Community macht allerdings genau das möglich und lässt Unternehmen etwa feststellen, dass die Rechnungsstellung bei bestimmten Lieferanten – basierend auf Bewertungen der Kollegen – im Vergleich mit anderen öfter fehlerhaft ist, egal ob das nun etwa überhöhte Rechnungen oder Doppelabrechnungen betrifft. Liegen einem Unternehmen solche Informationen vor, kann es direkt agieren und optimieren – und damit langfristig Kosten sparen.

Intelligentere Unternehmen dank Community Intelligence

Der Informationsaustausch trägt nicht nur dazu bei, Branchenstandards für Fairness zu setzen, er eröffnet auch eine ganz neue Welt von Möglichkeiten. Durch die Analyse von Milliarden von Transaktionen in Tausenden von Unternehmen und die Anwendung von KI zur Analyse der Daten lassen sich Verhaltensmuster identifizieren, um Probleme einfacher zu erkennen und zu beheben. So könnte ein Unternehmen zum Beispiel riskante Lieferanten identifizieren, bevor eine Rechnung bezahlt wird, oder betrügerisches Verhalten in der eigenen Organisation aufdecken und sofort korrigierend eingreifen.

Dies ist die Stärke der „Community Intelligence“: Sie ermöglicht es einem Unternehmen, schnell zu reagieren und agil zu bleiben, indem es kontinuierlich Kurskorrekturen vornimmt, je nachdem, welche Daten zu einem bestimmten Zeitpunkt aus der Community zurückkommen.

Letztendlich wächst in Unternehmen aktuell das Verständnis dafür, dass sie durch die gemeinsame Nutzung von Community-Informationen – ohne ihre eigenen Geschäftsgeheimnisse oder Marketingstrategien zu kompromittieren – der Branche als Ganzes helfen. Diese Art von wettbewerbsorientierter Zusammenarbeit wird in Zukunft ganze Branchen aufwerten und verändern.