Composable Commerce: Komponenten und Systeme bedarfsgerecht zusammensetzen

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Cloud-Computing erlebt seit vielen Jahren einen wahren Siegeszug und hat die Arbeitsweise und Systemnutzung verändert. Auch der E-Commerce setzt verstärkt auf Cloud-Lösungen – sie sind immer verfügbar und können  flexibel auf neue Anforderungen reagieren. Wer im Online-Handel mithalten möchte, muss also seine IT-Infrastruktur anpassen. Dabei gilt es die Vor- und Nachteile der On-Premise-Architektur und der Cloud abzuwiegen – und gegebenenfalls beides miteinander zu kombinieren.

On-Premise-Software wird im Gegensatz zur Cloud im eigenen Netzwerk eines Unternehmens installiert und betrieben. Das bedeutet, dass alle Produkt-, Benutzer- und Transaktionsdaten intern gespeichert und verwaltet werden. Es bedarf für On-Premise-Architekturen also einer unternehmenseigenen IT-Infrastruktur sowie eigener Mitarbeiter, die die Server und Software betreiben, warten und sichern. „In vielen Unternehmen existiert On-Premise-Computing noch als Relikt einer vergangenen Ära“, meint Udo Rauch, Chief Sales Officer bei Emporix, die sich als Softwarehersteller auf die Entwicklung und Umsetzung von Composable Commerce Konzepten spezialisiert hat. Die Zukunft gehöre dem flexiblen und schnellen Cloud-Computing, ist sich Rauch sicher.

Vorteile und Herausforderungen von On-Premise-Architekturen

Dabei bieten On-Premise-Lösungen durchaus Vorteile, über die eine Cloud so nicht verfügt. So haben Unternehmen die Hoheit über das System, wenn sie es inhouse betreiben, behalten die volle Kontrolle über das eigene System und die eigenen Daten. Allerdings sind sie dann auch selbst in der Pflicht, den Datenschutz gemäß Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) einzuhalten und die Sicherheit zu gewährleisten. Hierzu bedarf es eigenen IT-Personals, das für die Administration und Wartung zuständig ist und auch die Verfügbarkeit des Systems zu jederzeit garantieren muss.

Das wiederum ist bei On-Premise-Computing allerdings die große Herausforderung, da der Aufwand sehr hoch ist. Zudem ist der Zugang zwar auch ohne Internet, aber nur über das Firmennetzwerk und dezidierte Geräte möglich. Das System ist daher recht statisch, nicht nur, was den Zugriff angeht: „Die eigene Infrastruktur ist oft zu träge, um sich schnell und flexibel anzupassen“, weiß Rauch. „Wenn die Besucherzahlen des Online-Shops explodieren, wird aber schnell mehr Kapazität benötigt, um online verfügbar zu bleiben.“ On-Premise-Architekturen können hier mit Cloud-Computing nicht mithalten.

Denn die Cloud ist in Sachen Skalierbarkeit unschlagbar, Speicherplatz und Systeme können schnell und flexibel an neue Anforderungen angepasst werden. Auch garantieren Anbieter die Verfügbarkeit zu jeder Zeit, halten für Stromausfälle zum Beispiel Backup-Server bereit. Zugriff, Sicherheit und die Erreichbarkeit des Online-Shops sind damit stets gewährleistet, auch zu Zeiten, in denen die eigene IT nicht besetzt ist und nicht eingreifen könnte.

Dank der Cloud auf das Kerngeschäft konzentrieren

Zudem erfolgt der Zugang flexibel, berechtigte Mitarbeiter können standortunabhängig und von jedem Endgerät jederzeit auf die in der Cloud hinterlegen Daten zugreifen. Die Wartung der Server und der Software übernimmt der Cloud-Anbieter, Updates und Releases werden automatisch bereitgestellt. Dadurch lassen sich die laufenden Kosten für die eigene IT-Infrastruktur und Administration deutlich senken. Auch die Einhaltung von Vorschriften liegt nicht mehr im Unternehmen selbst, sondern beim Cloud-Anbieter. „Durch die Nutzung von Cloud-Diensten können sich Unternehmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren“, schlussfolgert Rauch.

Durch die Auslagerung entstehen für Unternehmen folglich viele Vorteile, allerdings machen sie sich auch von einzelnen Anbietern abhängig. Umfang, Aktualisierungen und Kosten der Dienste bestimmt der Cloud-Betreiber. Zudem ist die Investitionssicherheit nicht immer gegeben: Nutzungsabhängige Modelle können die Ausgaben für die Cloud aufblähen, wenn sie vertraglich nicht gedeckelt sind.

Viele Unternehmen setzen aber nicht nur deswegen nach wie vor auf selbst gehostete Server. Der Cloud gegenüber haben sie mitunter auch unberechtigte Vorurteile, meint Rauch: „Viele IT- und Sicherheitsverantwortliche glauben immer noch, dass ihre Daten in der Public Cloud nicht sicher und daher besser im eigenen Netzwerk aufgehoben sind.“ Aktuelle Studien, wie die der gemeinnützigen Organisation Nominet aus Großbritannien, aber zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist, die Daten bei Cloud-Anbietern sogar sicherer aufgehoben sind. „Etablierte Cloud-Service-Provider bieten nicht nur eine leistungsfähige Sicherheitsarchitektur, sondern auch eine breite Palette von Services“, erklärt Rauch. Bei Bedarf kann die Datensicherheit an die jeweiligen Anforderungen und Richtlinien also flexibel angepasst werden.

Multi-Cloud-Ansatz spiegelt Composable Commerce wider

Erschwert wird der Wandel hin zur Cloud in einigen Unternehmen aber auch durch eine gewisse Starrsinnigkeit. „Sie haben es einfach schon immer so gemacht und verfügen über die nötigen Strukturen und Ressourcen“, so Rauch. Doch die interne IT-Infrastruktur kostet Geld und gewährleistet in der Regel nicht mal ansatzweise die Flexibilität, die es für ein Bestehen im schnelllebigen Online-Handel braucht. „Die Zukunft des digitalen Handels liegt in der Cloud, daran besteht kein Zweifel“, ist sich Rauch sicher.

Dabei müssen Unternehmen nicht immer auf nur einen Anbieter setzen, sondern können auch verschiedene Dienste miteinander kombinieren. Unternehmen sind dann nicht mehr von einem Anbieter abhängig, wodurch sich gewisse Risiken reduzieren. Die Kosten, die Sicherheit und die Leistung des Systems lassen sich durch die Multi-Cloud optimieren. Allerdings wird das ganze System auch komplexer. Dennoch können die Stärken der verschiedenen Komponenten und Services so miteinander kombiniert werden, dass für Unternehmen die größtmögliche Nutzung erzielt werden kann.

Multi-Cloud spiegelt in dieser Hinsicht also die Prinzipien des Composable Commerce wider. In diesem werden ebenfalls einzelne Bausteine für den Online-Handel so miteinander verknüpft, dass sie ideal auf das Unternehmen zugeschnitten sind. Monolithische Infrastrukturen hingegen stoßen im schnelllebigen Online-Handel schnell an ihre Grenzen, auch monolithische Digital-Commerce-Plattformen sind nicht anpassungsfähig genug. Gerade im E-Commerce aber sind Schnelligkeit und Flexibilität gefragt, äußere Gegebenheiten und Kundenwünsche können sich in kurzer Zeit ändern. Darauf gilt es dann zeitnah zu reagieren.

Hybrides System für die schrittweise Umstellung

Ob On-Premise oder Cloud: „Die Vorteile des einen Ansatzes entsprechen weitgehend den Nachteilen des anderen“, fasst Rauch zusammen. In vielen Fällen kann es daher sinnvoll sein, On-Premise-Architekturen und Cloud-Computing miteinander zu kombinieren. Der Hauptvorteil hierbei ist die Agilität: Einzelne Technologien werden für das jeweilige Unternehmen angepasst, sodass einzelne Initiativen zur Erreichung von Wettbewerbsvorteilen möglichst flexibel unterstützt werden können. Hybride Cloud-Architekturen eigenen sich darüber hinaus auch für eine bedarfsgerechte Skalierbarkeit: On-Demand-Ressourcen der Public-Cloud können je nach Bedarf genutzt werden. Die Kontrollierbarkeit von Private-Cloud-Komponenten wird dabei jedoch nicht beeinträchtigt.

Wo es also sowohl auf eine schnelle Anpassbarkeit des Systems ankommt als auch auf die maximale Sicherheit von Kunden- und Transaktionsdaten, können hybride Cloud-Architekturen ein sinnvoller Ansatz sein. „In den meisten Fällen sind Hybride jedoch eher ein Zwischenschritt in einem iterativen Transformationsprozess“, meint Rauch. Sie eignen sich also gut für eine schrittweise Umstellung von On-Premise-Architekturen hin zur Public oder gar Multi-Cloud.

Fazit

Sowohl On-Premise-Architekturen als auch Cloud-Computing haben Vorzüge und Herausforderungen. Für welchen Ansatz sich Unternehmen entscheiden, um sich im E-Commerce wettbewerbsfähig zu positionieren, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Die Tendenz im Online-Handel geht aber eindeutig zu Cloud-Computing. Unternehmen, die nach wie vor einzig auf On-Premise setzen, hinken der Konkurrenz daher oftmals hinterher. Dabei ist On-Premise-Computing gar nicht völlig außer Acht zu lassen. Um die Stärken beider Ansätze zu nutzen, kann es daher in vielen Fällen sinnvoll, beide Welten miteinander zu verbinden, vor allem wenn ein schrittweiser Umstieg gewünscht ist. Wer im Online-Handel mitmischen möchte, muss aber langfristig weg von einer On-Premise-Architektur hin zur Public Cloud.