Was müssen Online-Händler beachten, um Senioren beim Shoppen besser zu schützen?

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Fast jeder Fünfte Verbraucher ist schon einmal Opfer von Online-Betrügern geworden. Dies belegt eine SCHUFA-Studie, die 2020 in Kooperation mit der IFH Köln durchgeführt wurde. Die bereits vorhandenen Risiken wurden durch die Corona-Pandemie zusätzlich verschärft, wobei besonders ältere Kunden im Fokus von Betrügern stehen.

Gründe hierfür gibt es viele: Senioren verfügen oft über größere Ersparnissen und eine gute Bonität. Gleichzeitig sind sie meistens im Umgang mit dem Internet eher unbeholfen, wie eine repräsentative Umfrage belegt, die 2019 von Kantar im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erhoben wurde: Während zum damaligen Zeitpunkt knapp acht von zehn der 14- bis 29-Jährigen angaben, sich im Umgang mit dem Internet sicher oder sehr sicher zu fühlen, war dies bei der Altersgruppe 70+ nur bei jedem Dritten der Fall. Um den Bedürfnissen dieser Zielgruppe gerecht zu werden, sollten Händler  entsprechende Sicherheitsmaßnahmen treffen. Doch welche Betrugsmethoden kommen hier am häufigsten zum Einsatz? Und was können Händler tun, um ältere Kunden vor Online-Betrügern zu schützen?

Die beliebtesten Maschen der Betrüger

Während der Pandemie hat der Online-Betrug an Senioren einen regelrechten Boom erlebt. Das Problem: Da Geschäfte und Kaufhäuser seit März 2020 immer wieder geschlossen waren, gab es für viele Senioren keine andere Alternative, als online einzukaufen. Besonders in der Weihnachtszeit war das eine große Herausforderung. Tür und Tor öffnete den Betrügern jedoch vor allem der Mangel an Erfahrung den Senioren beim Online-Shopping haben. Erschwerend kommt hinzu, dass Betrüger ihre Methoden ständig anpassen und weiterentwickeln. Doch gerade, wenn es um ältere Zielgruppen geht, lassen sich drei Maschen identifizieren, die besonders häufig zum Einsatz kommen:

CNP-Betrug

Beim sogenannten „Card not present“-Betrug (kurz: CNP), verschaffen sich Betrüger Zugang zu Login-Details, darunter im Kundenkonto gespeicherte Zahlungsdaten, um mit diesen eine Bestellung aufzugeben. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten diese Betrugsversuche zu erkennen und erfolgreich zu verhindern. Erste Anzeichen für einen CNP-Betrug sind zum Beispiel die Nutzung einer anderen IP-Adresse, eines anderen Endgeräts oder auch, wenn die Bestellung von einem ungewöhnlichen Standort aus getätigt wird.

Dank vollautomatisierter Betrugspräventionssysteme, die auf maschinellem Lernen basieren, können Händler jedoch erkennen, ob sich das Kaufverhalten eines Kunden von seinem bisherigen Kaufverhalten unterscheidet. Ebenso lässt sich auf diese Weise feststellen, ob hinter einer Transaktion nicht doch der Inhaber des Kundenkontos steckt , welcher beispielsweise eine Bestellung über sein neues Tablet aufgibt.

Device Takeover

Die zweite Betrugsmasche, mit denen Senioren häufig konfrontiert werden, wird als „Device Takeover“ bezeichnet. Die Betrüger kontaktieren ihre Opfer hierbei direkt und geben vor, von einem Unternehmen wie zum Beispiel der Telekom zu sein. Meist behaupten sie, einen technischen Fehler beheben zu wollen und erbitten sich diesbezüglich den Fernzugriff auf den Computer der Senioren. Im Anschluss verlangen sie von der jeweiligen Zielperson noch deren Kontodaten, um so die Bezahlung der ausgeführten Dienstleistung direkt veranlassen zu können. Sobald das Betrugsopfer diese sensiblen Informationen preisgegeben hat, kann der Betrüger so lange beliebig viele Online-Käufe und finanzielle Transaktionen durchführen, bis dies auffällt.

Da für diese Betrugsmethode die aktive Beteiligung des Opfers benötigt wird, fällt es  Händlern schwer, diese zu erkennen. Moderne Tools, die auf maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz basieren, sind allerdings in der Lage, genau solche Maschen aufzudecken. Zudem werden die Modelle stetig neu trainiert, wodurch sie das Kaufverhalten jedes einzelnen Kunden besser bewerten können. So ist das System in der Lage, zu erkennen, wenn ein Kunde von seinem bisherigen Kaufverhalten abweicht, und kann direkt Alarm schlagen. Ein Team zur manuellen Betrugsüberprüfung verfügt gegebenenfalls nicht über die nötigen Ressourcen um dieses Verhalten zu erkennen.

Social Engineering

Bei der dritten Methode, dem „Social Engineering“, nehmen Betrüger ebenfalls häufig per Telefon Kontakt zu ihrem Opfer auf. Dem Betrüger geht es hierbei darum, das Vertrauen seines Opfers zu gewinnen und es dazu zu bewegen, eine offene Rechnung online zu begleichen oder die Steuernachzahlung am Telefon nachzuzahlen. In Wahrheit geht es den Betrüger jedoch darum, dass ihre Opfer digitale Giftcards kaufen, da diese ganz einfach per E-Mail versandt werden können, aber praktisch mit Bargeld gleichzusetzen sind. Diese Masche ist äußerst beliebt, da das Opfer den Kauf selbst veranlasst und viele Betrugspräventionssysteme dadurch umgangen werden können.

Autorin: Réka Eszter Bodó, Fraud Analyst bei Riskified.

Um dies zu verhindern, lohnt es sich, sogenannte „Stop Points“ einzubauen, die dem möglichen Betrugsopfer durch ein Pop-up-Fenster oder eine andere Warnmeldung zusätzliche Informationen über beliebte Betrugsmethoden bereitstellen und auf deren Gefahren hinweisen. Grundsätzlich gilt jedoch: Je nahtloser das Einkaufserlebnis, desto besser. Das Einkaufserlebnis sollte also so barrierefrei wie möglich gestaltet werden. Gerade älteren Kunden geben zusätzliche Hürden jedoch die Möglichkeit, ihren Kauf noch einmal zu überdenken und die Forderungen des Betrügers zu hinterfragen.

 

Händler müssen handeln, um Kunden zu schützen

 Um ihre älteren Kunden zu schützen und Betrugsversuche an ihnen gezielt zu verhindern, sollten Händler bestimmte Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Aufgrund mangelnder Erfahrung mit Online-Shops und anderen digitalen Tools sind viele Senioren nicht in der Lage, Betrugsmaschen zu erkennen. Der erste Schritt besteht deshalb darin, sich stets darüber zu informieren, welche Betrugsmaschen bei welcher Zielgruppe und in welcher Branche besonders häufig zum Einsatz kommen. Neben dem Einsatz entsprechender Tools und Technologien zur Betrugsprävention ist es ebenso wichtig, alle Mitarbeiter regelmäßig über neue Trends und Techniken zu informieren. Nur, wenn sie sich in die potenziellen Opfer hineinversetzen können und wissen, auf welche Weise Betrüger agieren, können sie Betrugsversuche erkennen und diese verhindern.