Schuh-Retouren im Onlinehandel: Smarter Shoppen mit Augmented Reality

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Retouren sind die dunkle Seite des Onlinehandels. Lästig für die Kunden, schädlich für die Umwelt und teuer für den Handel trüben sie den Online-Shoppingspaß. Unangefochtener Spitzenreiter in der Retouren-Statistik ist nach wie vor das Schuhsegment. Wie es scheint, reichen die Fotos und Informationen in Onlineshops heute nicht mehr aus, um bei Schuhen eine verlässliche Kaufentscheidung zu treffen; und das betrifft bei weitem nicht nur die Schuhgröße.  Für Handel und Hersteller ist es also höchste Zeit, auf intelligente neue Technologien zu setzen und das Shoppingerlebnis zu revolutionieren. Das Zauberwort heißt hier Augmented Reality.

Die Zukunft hat längst begonnen! Amazon US bietet Kunden bereits heute zahlreiche Produkte, die per Augmented Reality (AR) direkt in die gewünschte Umgebung projiziert und so ganz realistisch beurteilt werden können. Längst ist es Standard, dass jedes moderne Smartphone und Tablet beim Blick durch die Kamera virtuelle Objekte in der uns umgebenden, realen Welt platzieren kann – und das ganz ohne App. So lassen sich Produkte zuhause in Originalgröße im Wohnzimmer, Schlafzimmer oder Büro von jeder Seite, in jedem Blickwinkel und in jedem Detail erkunden. Der Onlinehandel könnte sich diese Entwicklung zunutze machen – gerade im Hinblick auf die Retourenquoten.

Da drückt der Schuh

Eine im Januar 2021 veröffentlichte Untersuchung des Portals Statista zeigt, dass die Hälfte aller Deutschen in den vorangegangen zwölf Monaten online bestellte Artikel retourniert hat. Vor dem Hintergrund, dass die aktuelle Corona-Pandemie dem Onlinehandel auch weiterhin hohe Zuwachsraten beschert, lässt sich annehmen, dass auch die Menge der Retouren weiter ansteigen werden.

Ein besonders großer Anteil der Rücksendungen entfällt auf online georderte Schuhe. Daran ist weniger die falsche Passform schuld, denn oftmals geben zusätzliche Informationen großer Online-Plattformen eine Hilfestellung bei der Größenauswahl: Diese Händler- und Kundenhinweise zu Abweichungen sorgen dafür, dass der online erworbene Schuh immer weniger drückt.

Vielmehr resultiert die hohe Anzahl der Retouren aus der Tatsache, dass Schuhe häufig der Komplettierung eines speziellen Outfits dienen. Aus dieser Motivation heraus werden häufig mehrere alternative Modelle bestellt. Denn seien wir fair: Was soll zum Beispiel eine modebewusste Frau beim konventionellen Onlineshopping tun, um die absolut perfekten Schuhe zum neuen Kleid zu finden? Richtig: fünf Alternativen bestellen und später vier zurücksenden.

Innovative Technologie, einfache Nutzung

Hier setzt Augmented Reality an: Denn viel realistischer als auf einem Foto im Online-Shop lassen sich die verschiedenen Modelle beurteilen, wenn man sie dreidimensional direkt neben das neue Kleid stellt. Genau das leisten innovative AR-basierte Shopping-Funktionen, die ohne zusätzliche App ganz einfach mit dem Smartphone oder Tablet genutzt werden können. Mit ihnen bekommt auch die unter Marketingverantwortlichen vielgepriesene kundenorientierte Einkaufserlebnis eine ganz neue Bedeutung. Denn die Erfahrung, Produkte in der eigenen Umgebung zu sehen, erleichtert nicht nur die Beurteilung, sondern steigert auch das persönliche Involvement und die Attraktivität.

Erfolgsentscheidend ist die Scantechnologie

Der Erfolg solcher AR-Angebote hängt allerdings entscheidend von Detailtreue des 3D-Scans ab. Je detailgenauer die Erfassung gelingt, desto realistischer das projizierte Ergebnis. Dazu müssen die Scantechnologien allerdings einige Anforderungen erfüllen: Die Objektoberflächen müssen gestochen scharf in HD-Fotoqualität wiedergegeben werden, Mikrostrukturen auf den Objektoberflächen müssen dafür sorgen, dass man zum Beispiel das Leder der Schuhe als Naturwerkstoff wahrnehmen kann. Die AR-Projektion kann sich sogar die jeweiligen Lichtverhältnisse zunutze machen. Es lohnt sich also, die virtuellen Schuhzwillinge zum Beispiel auch mal ins Tageslicht zu stellen.

Wichtig ist außerdem, dass die Dateigrößen der digitalisierten Produkte möglichst klein bleiben. All das ist heute kostengünstig, schnell und effizient möglich.

Unterschiedliche Pricing-Modelle für maximale Flexibilität

Es stehen Scantechnologien zur Verfügung, die es jedem Online-Händler ermöglichen, seine Produkte entweder selbst zu digitalisieren oder dies als Dienstleistung in Auftrag zu geben. Idealerweise hält ein Anbieter verschiedene Optionen für unterschiedliche Anwendungsaufkommen bereit. Für Hersteller, die sich auf eine überschaubare Anzahl von Modellen konzentrieren, kann es günstiger sein, das 3D-Scanning als externe Dienstleistung einzukaufen. Auch zum Ausprobieren und Sammeln erster Erfahrungen empfiehlt sich diese Variante. Für die Digitalisierung eines vielfältigen und stetig aktualisierten Produktsortiments erweist sich die Miete leistungsfähiger Scansysteme als sinnvoll. So kann das Scannen jederzeit inhouse erledigt werden.

Spannende Perspektiven für die Zukunft

Die Möglichkeiten der einmal erstellten 3D-Objekte sind vielfältig: Schon heute experimentieren zum Beispiel große Schuhhersteller mit so genannten Virtual Try-on Optionen. Damit können virtuelle Schuhzwillinge per Zusatz-App an die eigenen Füße projiziert werden. Schnell noch das neue Kleid oder die Jeans anziehen, und schon kann das komplette Outfit stilsicher kombiniert und variiert werden.

Fazit

Für Hersteller und Handel bietet AR-Shopping die Chance, ihre Produkte noch spannender, attraktiver und individueller zu inszenieren und die ärgerlichen Retouren nachhaltig zu reduzieren. Und da der finanzielle und zeitliche Aufwand der 3D-Erfassung und der Integration in Onlineshops tatsächlich erfreulich überschaubar ist, können sich mit dieser innovativen Technologie gerade auch mittelständische Hersteller und Händler einen deutlichen Wettbewerbsvorteil sichern.