Veränderung der Suchgewohnheiten
War es vor wenigen Jahren noch relativ ungewöhnlich, mit einer Maschine per Sprache zu kommunizieren, ist es mittlerweile völlig normal geworden, Alexa & Co., beim Betreten der eigenen vier Wände, mit Suchaufgaben zu “beschäftigen”. Diese neuen Gewohnheiten haben natürlich Auswirkungen auf den Markt und damit auf die SEO-Optimierung jedes Unternehmens oder Dienstleisters. Die Frage ist, ob dieser Trend anhält oder wieder abebbt.
Der Technologiegigant Google möchte mit Google-Voice-Search weiter seine Marktdominanz ausbauen, was dafür sprechen könnte, dass der Voice-Search-Trend anhält. Dabei ist zu beachten, dass die sprachliche Suche sich maßgeblich von der schriftlichen Suche unterscheidet. Wer diese Unterscheidungen nicht berücksichtigt, optimiert am Kernpunkt vorbei.
Direkte Kommunikation
Mensch und Maschine wachsen kommunikativ immer enger zusammen. Dafür ist es essentiell, dass die Maschine uns Menschen auch versteht, sie weiß, was wir von ihr wollen und dementsprechend darauf reagiert. Nichts wäre frustrierender als andauernde Fehlinterpretationen auf Seiten der Maschine.
Entscheidend für die richtige Interpretation der Sprache ist ein sehr komplexer Dekodierungsprozess. Die Grundlage dieses Dekodierungsprozesses reicht bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts zurück und ist mit dem Namen Alan Turing verknüpft. Sein Modell nannte sich “NLP” (=Natural Language Processing), welches aus fünf Schritten besteht.
- Die Spracherkennung: Die Maschine erkennt die geäußerten Laute des Menschen und rekonstruiert aus ihnen Textketten, die der weiteren Analyse zugeführt werden.
- Mittels lexikalischer Analyse werden diese Textketten nun in sinnvolle Wörter und Sätze gegliedert.
- Die morphologische Analyse sorgt dafür, dass dieser Text grammatikalisch untersucht wird.
- Erst nun kann eine semantische Untersuchung, auf Basis der morphologischen Analyse stattfinden. Die erkannten Wörter oder Sätze müssen nun mit Bedeutungen verknüpft werden, die wiederum stark vom jeweiligen Kontext, in welchem sie geäußert wurden, abhängen.
- Doch das ist noch nicht alles: nun folgt die pragmatische Analyse. Es geht um die Beantwortung der Frage, was der Funktion des Textes ist. Schließlich könnte der Text ein Befehl, eine Frage oder etwas anderes sein.
Erst, wenn diese fünf Schritte korrekt erledigt wurden, kann eine adäquate Reaktion der Maschine erfolgen.
Bequemlichkeit ist am wichtigsten
Der Mensch ist nicht nur ein Gewohnheitstier, sondern er liebt es auch bequem. Je bequemer die Tools um uns herum sind, desto größer ist auch die Chance, dass sie genutzt werden. Die Nachfrage nach solchen Tools hat dazu geführt, dass es immer mehr Endgeräte gibt, die auf menschliche Sprache reagieren. Tablets, Smartphones, Fernbedienungen und andere Gadgets sorgen dafür, dass immer mehr sprachliche Kommunikation mit den Maschinen stattfinden kann.
Bequem ist diese Funktion des Voice-Search deshalb, weil man viel weniger Energie benötigt, Befehle auszusprechen als sie in eine Tastatur zu tippen. Darüber hinaus kann sprechen “nebenbei” passieren. Ich kann also noch andere Handlungen an den Tag legen, beispielsweise Geschirr abwaschen und dennoch meine Suchanfragen starten. Ähnliches gilt im Kontext des Autofahrens, in welchem es natürlich wesentlich sicherer ist zu sprechen, als einen Text per Hand in das eigene Smartphone einzugeben. Voice-Search macht flexibler.
Massive Auswirkungen von Voice-Search auf SEO-Optimierung
Das gesprochene Wort funktioniert nunmal anders als das geschriebene Wort. Demzufolge suchen User mittels Texteingabe anders. Während man auf Google oder anderen Suchmaschinen mit einzelnen Wörtern oder kurzen Textketten operiert, sind es bei der Sprachsuche ganze Sätze.
Die Kernaufgabe jedes Unternehmens wird es daher sein, die wichtigsten Fragen, im jeweiligen Unternehmenskontext, bestmöglich beantworten zu können, um die User auf die eigenen Portale zu bringen. Dazu muss in Erfahrung gebracht werden, welches die häufigsten und dringlichsten Fragen der Zielgruppe sind. Es ist daher in diesem Bereich außerordentlich wichtig, die relevantesten Longtail-Keywords zu besetzen. Derzeit ist dies, im Vergleich zu einzelnen Worten oder Wortpaaren, noch relativ leicht und günstig möglich. Voice-Search ist definitiv ein Zukunftsmarkt, mit dessen Eigenheiten sich Unternehmen und Marken auseinandersetzen sollten.
Technische Konsequenzen der Voice-Search-SEO-Optimierung
Wer mittels Voice-Search gefunden werden möchte, sollte relevante Fragestellungen in den jeweiligen Überschriften, in der URL und in den Meta-Daten einbauen. Dies erhöht die eigene Relevanz bei der Suche maßgeblich. Ebenfalls empfehlenswert in dieser Hinsicht sind sogenannte FAQ-Seiten, die auf spezifische Fragen spezifische Antworten liefern. Suchmaschinen können diese Struktur leicht identifizieren und den Suchenden zur Verfügung stellen.
Wichtig ist es außerdem zu wissen, in welchen Situationen die Suchanfragen durchgeführt werden. Derzeit finden diese verstärkt über mobile Endgeräte statt, wenn man unterwegs ist. Wer unterwegs ist, möchte vielleicht wissen, wo der nächste Taxistand ist, das nächste Restaurant oder welche Lebensmittelgeschäfte sich in der unmittelbaren Umgebung befinden. Für die Longtail-Keywords bedeutet dies, dass diese mit Stadt- oder Bezirksnamen ergänzt werden sollten, um die eigene Relevanz nach oben zu schrauben.
Fazit
Das Mensch-Maschine-Interface wird durch die angebotenen Voice-Search-Möglichkeiten immer direkter. Es ist eine neue Form der Verschmelzung unseres Alltages mit dem Internet. Diese Form der Kommunikation hat natürlich enorme Auswirkung auf die SEO-Maßnahmen der Unternehmen. Das gesprochene Wort funktioniert nunmal anders und die dadurch entstehende Suchanfrage ist völlig anders gestaltet als eine Texteingabe in ein Suchfeld. Tendenziell wird dieser Trend der sprachlichen Suche eher zunehmen. Die Internetverfügbarkeit wird dabei speziell für ältere Menschen, aber auch für die jüngste Generation, die noch nicht einmal schreiben kann, massiv erhöht.