Vier Länder, zwei Modemarken, ein Hersteller und die Belieferung von 2.000 Handelspartnern in ganz Europa – diese Kombination aus Produktion, E-Commerce und Ladenverkauf erfordert Agilität und digitale Technologien wie eine flexible E-Commerce-Plattform. Das schnell wachsende Fashion-Unternehmen Simplicity mit seinen beiden Linien OPUS und Someday hat sich deshalb in den vergangenen Jahren technologisch neu aufgestellt. Die Basis bildet ein Replatforming mit Spryker durch den Entwicklungspartner Turbine Kreuzberg.
Mode und Technologie in der DNA
Für den Modehersteller aus Oelde in Nordrhein-Westfalen ist der Name Simplicity Programm: Vor über zwanzig Jahren ist er mit der Idee gestartet, einfach nur gute Hosen zu machen. Daraus hat sich ein Geschäft mit zweistelligem Umsatzwachstum pro Jahr entwickelt. Der Grund: Simplicity hat Tech in der DNA. Von Beginn an setzte es auf bedarfsgerechte Software und neue Technologien.
So gehörte das Unternehmen zu den ersten im Markt, die Waren proaktiv auf der Basis von Prognosen in Ladengeschäfte liefern konnten. Auch im Online-Geschäft war Simplicity ein Vorreiter – der erste Online-Shop war eine Eigenentwicklung. Das Unternehmen hat seinen Webshop kontinuierlich verbessert, dessen technologische Möglichkeiten hatte es jedoch ausgereizt.
Eine moderne Lösung sollte den digitalen Vertrieb auf die nächste Stufe heben. Die Anforderungen an das Replatforming: Beide Markenshops benötigten ein neues technologisches Fundament und einen neuen Look. Bei der Technologieauswahl fiel die Entscheidung für Spryker. Grund dafür ist der modulare Ansatz des E-Commerce-Systems, mit dem sich Geschäftsprozesse besonders individuell abbilden lassen.
Modularer Shop für alle Kanäle
Im Unterschied zu Shopsystemen von der Stange funktioniert Spryker mehr wie ein E-Commerce Framework, das sowohl funktionale Breite als auch Freiheit in der Umsetzung bietet. Denn der Fokus des Systems liegt nicht auf dem Shop-Frontend. Das Web ist heute nur einer von vielen Kanälen, die Kunden nutzen. Zusätzlich sind Apps oder soziale Medien populär. Deshalb verteilt sich die Architektur des Systems auf das Spryker Commerce OS (Backend), verschiedenste Frontends für B2C und B2B sowie Middleware und zahlreiche Schnittstellen in API-Form.
Diese Verteilung auf unterschiedliche Module vereinfacht einerseits die Einbindung in vorhandene IT-Systeme und erlaubt andererseits die unkomplizierte, nachträgliche Erweiterung auf weitere Kanäle. Denn es ist für Online-Händler sinnvoll, neuen Kanälen gegenüber offen zu sein, etwa Facebook-Shopping oder eine Handelsplattform von Dritten.
Die größte Herausforderung für ein Replatforming-Projekt ist die nahtlose Kommunikation zwischen den Markenshops und allen anderen geschäftskritischen Komponenten wie ERP oder CRM. Die Aufgabe hier: Parallel zum Umbau der E-Commerce-Plattform entwickelte Simplicity seine Applikationen ebenfalls weiter, damit der Online-Vertrieb schneller wachsen kann.
Online-Wachstum langfristig sichern
Die neue Plattform bietet zwei stilvolle, für jeweils vier Länder lokalisierte Markenshops. Dabei sind die beiden Fashion-Linien intern verknüpft. So gibt es einen geteilten Warenkorb. Kunden können von einem Shop zum anderen wechseln und markenübergreifend bestellen, der Warenkorb bleibt erhalten. Zudem merken sich beide das Zahlverfahren, sodass der Checkout schneller ist. Noch mehr Komfort bietet ein Single-Sign-On. Wer in einem Shop angemeldet ist, ist es zugleich auch im anderen.
Der Einsatz von modernen Technologien erleichtert das Cross-Selling und stärkt die beiden Marken. Diesem Ziel dient auch das clevere Bestandsmanagement. Produkte im Warenkorb werden unternehmensweit in Echtzeit reserviert. Dabei berücksichtigt das System auch Lieferungen an die stationären Verkaufsflächen. Es gleicht die Bestände untereinander aus, sodass die gewünschten Produkte für Endkunden und Handel gleichermaßen verfügbar sind.
Die Einführung der neuen Plattform war Startpunkt für eine Weiterentwicklung des gesamten Unternehmens. Der Fokus lag dabei auf Zukunftsfestigkeit und aktuellen Technologien. Mit Erfolg: Die Plattform wurde reaktionsschneller und performanter. Zudem ist sie besonders robust. Spitzenlasten und rasant steigende Bestellzahlen werden elastisch aufgefangen, beispielsweise am Black Friday. Das hilft auch, das Wachstum im Online-Verkauf langfristig zu sichern und eröffnet weitere Skalierungsmöglichkeiten.
Den Shop agil weiterentwickeln
An den Aufbau der Plattform schloss sich eine Phase des Wissenstransfers an: Sukzessive übertrug Turbine Kreuzberg die laufende Weiterentwicklung an das gemeinsam aufgebaute Entwicklungsteam bei Simplicity. So begleitete die Agentur den Modehersteller dabei, die technologische Kompetenz im Unternehmen auszubauen und seine Tech-Ownership-Strategie umzusetzen.
Dieser Transformationsprozess hat die Art und Weise verändert, wie das Unternehmen an Technologieprojekte herangeht. Agile Methoden gehören ebenso zu den Werkzeugen von Simplicity wie „Continuous Delivery“. Dafür hat das Team den Deployment-Prozess so stark automatisiert, dass dafür nur noch wenige Klicks ausreichen. Ein direkt integriertes Visual Testing verhindert, dass Designfehler oder ungewollte Änderungen in der Produktionsumgebung auftauchen. Damit sind die Entwickler in der Lage, den Shop schnell weiterzuentwickeln und an neue Anforderungen anzupassen.
„Gemeinsam mit Turbine Kreuzberg haben wir eine ganz neue technologische Qualität, Leistungsfähigkeit und Flexibilität in unserem Digitalgeschäft erreicht,“ sagt Stefan Leewe, Geschäftsführer von Simplicity. „Das begünstigt unsere weitere Entwicklung in den kommenden Jahren enorm. Mit Turbine Kreuzberg haben wir die Plattform, aber auch uns selbst als Organisation weiterentwickelt.“