Kulturelle Unterschiede zwischen Japan und dem Westen – und wie sie sich auf den E-Commerce auswirken

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Japan ist ein großer und attraktiver Markt für viele Unternehmen, aber er unterscheidet sich auch stark von anderen Ländern der Welt. Daher ist das Verständnis der japanischen Kultur für jedes Unternehmen, das in diesem Land Geschäfte machen will, von entscheidender Bedeutung, und es sind umfassende Kenntnisse erforderlich, um das Vertrauen der japanischen Konsumenten zu gewinnen.

Für diejenigen, die es verstehen, ihr Einkaufserlebnis zu lokalisieren und die kulturellen Erwartungen dieser Verbrauchenden zu erfüllen, bieten sich jedoch enorme Chancen. Was sind also die wichtigsten Faktoren, die es zu verstehen gilt?

Wie Sprache das Kaufverhalten beeinflusst

Japan ist ein einsprachiger Markt mit geringen Englischkenntnissen – über 70 Prozent der Konsumierenden geben an, dass sie nur auf Websites kaufen, die in ihrer Muttersprache Japanisch verfasst sind. Einfaches Englisch ist jedoch auf Plakatwänden und anderen großen Werbeflächen sowie auf Websites akzeptabel und vermittelt einen modernen Eindruck.

Bevor sie einen Kauf tätigen, möchten japanische Verbrauchende so viele Informationen wie möglich erhalten, daher ist eine klare Beschreibung der Produkte, Lieferbedingungen und -optionen besonders wichtig. Japanische Websites sind bekannt dafür, dass sie sehr textlastig sind, mit umfangreichen Produktbeschreibungen und wenig Leerraum. Darüber hinaus sind die Verwendung von Höflichkeitsfloskeln („keigo“), das Erkennen von Kundenbedürfnissen und das Anbieten von Hilfe oder Rabatten zur Verbesserung der Kundenerfahrung grundlegende Elemente des Kundensupports in Japan.

Japan ist eine von Bargeld dominierte Gesellschaft

Japan ist eines der reichsten Länder der Welt, so dass die Konsumenten in der Regel über ein höheres verfügbares Einkommen für Einkäufe verfügen als in anderen westlichen Ländern. Japan ist auch der größte Luxusmarkt der Welt. Internationale Marken wie Bvlgari, Salvatore Ferragamo und Gucci erwirtschaften allein 27 Prozent ihres weltweiten Umsatzes auf diesem Markt.

Obwohl die japanische Bevölkerung bereit ist, Geld auszugeben, ist sie sehr vorsichtig, wenn es um die Weitergabe der Kartendaten im Internet geht, und sie ist sehr sensibilisiert für das Risiko von Betrug. Daher neigen die japanischen Konsumenten dazu, Online-Kartenzahlungen zu vermeiden, wenn sie die Website nicht für vertrauenswürdig genug halten – was dazu führt, dass sie den Einkaufsvorgang abbrechen, wenn keine anderen Zahlungsmöglichkeiten angeboten werden.

Eine dieser vertrauensfördernden Zahlungsmethoden ist das Bezahlen in Convenience Stores, auch bekannt als „Konbini“. Diese sind an jeder Ecke zu finden und dienen als zentrale Anlaufstelle, in der man Lebensmittel und Getränke kaufen, Rechnungen bezahlen, Geldautomaten und Drucker nutzen und Online-Einkäufe bezahlen kann. Die Verbrauchenden können sich ihre Bestellungen sogar dorthin liefern lassen. Nach Angaben von Nippon gab es im Januar 2022 in Japan 56 919 Konbinis.

Da diese Vorliebe für Bargeld nicht aufrechtzuerhalten ist, möchte die japanische Regierung, dass bis 2025 mindestens 40 Prozent aller Transaktionen in Japan bargeldlos abgewickelt werden, während es im letzten Jahr noch etwa 20 Prozent waren. Sie hofft, dass die Förderung des digitalen Zahlungsverkehrs den Tourismus unterstützen und Innovationen im Finanzsektor des Landes vorantreiben wird. Um dieses Ziel zu erreichen, hat das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) 29 Gemeinden ausgewählt, die als „Pilotgemeinden“ für die Einführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs an Dienstleistungsschaltern und öffentlichen Einrichtungen im GJ 2020 dienen sollen. Die Payments Japan Association hat außerdem die „Guidelines on Approaches to Introducing Cashless Payment into Municipalities (First Version)“ veröffentlicht, eine Zusammenstellung, die konkrete Schritte enthält, die Kommunen unternehmen können, um bargeldlose Zahlungen in ihren Dienstleistungen einzuführen.

Betrug im elektronischen Handel und Betrugsprävention

Japan hat sich auch den Ruf eines Landes mit relativ niedrigen Betrugsraten im elektronischen Handel erworben: nur 0,1 Prozent der Transaktionen werden als betrügerisch registriert. Mehr als 40 Prozent der E-Commerce-Transaktionen werden mit Zahlungsmethoden wie Konbini, Banküberweisungen, Carrier Billing und Digital Wallets abgewickelt, die alle weniger anfällig für Angriffe sind und oft mit strengen Identitätsüberprüfungsverfahren einhergehen, die sie für Betrüger weniger leicht zugänglich machen.

Da Japanisch keine weit verbreitete internationale Sprache ist, achten die Verbrauchenden auch auf schlechtes Japanisch als Indikator für Betrug. Alles, was schlecht beschrieben oder grammatikalisch inkorrekt ist, führt zu einem Vertrauensverlust während des Kaufvorgangs – und stellt somit eine hohe Hürde für internationale Betrüger dar.

Das E-Commerce-Umfeld wird immer wettbewerbsintensiver, so dass Händler angemessene Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung ergreifen müssen, um Kaufabbrüche und Umsatzeinbußen zu vermeiden. Die Aufklärung der Kundschaft über die Sicherheitsmaßnahmen und die automatisierte Verhaltensanalyse durch den Einsatz von KI sind der Schlüssel zu mehr Schutz.

Es ist klar, dass ein erfolgreicher Verkauf auf dem japanischen Markt mit einem erheblichen Arbeitsaufwand verbunden ist, aber es sollte auch betont werden, dass die Möglichkeiten, die er bietet, ebenso beeindruckend sind. Japan ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und der viertgrößte E-Commerce-Markt mit einem Wert von mehr als 140 Milliarden US-Dollar und einer jährlichen Wachstumsrate von neun Prozent. Mit einem guten Partner vor Ort war es noch nie so einfach wie heute, in Japan Fuß zu fassen – und die Mühe lohnt sich auf jeden Fall.