KI-Technologien im Einzelhandel – Steigerung von Effizienz und Nachhaltigkeit

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Der Einzelhandel steht aufgrund der Lebensmittelinflation und der allgemeinen Lebenshaltungskostenkrise unter Druck, die Kosten zu senken. Gleichzeitig steigt jedoch die Nachfrage der Verbraucher nach qualitativ hochwertigen Produkten und der Wunsch, die Ziele in Bezug auf Nachhaltigkeit und Ernährung zu erfüllen.

Dies hat dazu geführt, dass Händler mit widersprüchlichen Anforderungen zu kämpfen haben – wie können sie weiterhin die gewünschten Produkte und das zufriedenstellende Einkaufserlebnis bieten, auf ressourcenschonenden Betrieb achten und gleichzeitig versuchen, ihre Gewinnspannen aufrecht zu halten?

Die Antwort liegt in der Umwandlung von physischen hin zu mehr digital-unterstützten Geschäften, wobei fortschrittliche Technologien eingesetzt werden können, um Synergien zwischen Prozessen und den Erkenntnissen aus erhobenen Daten zu schaffen. Denn die globale IoT-Branche für den Einzelhandel wächst rasant und wird bis 2031 ein Volumen von 177,90 Milliarden US-Dollar erreichen. Innovative Technologien wie Sensoren, digitale Beschilderung und elektronische Regaletiketten eröffnen Einzelhändlern neue Möglichkeiten, ihre Läden besser zu verwalten, zu optimieren und individuell zu gestalten.

Investition in datenbasierte Geschäftsstrategien

Um den stationären Einzelhandel bei seinen aktuellen Herausforderungen zu unterstützen, müssen Investitionen vor allem in Automatisierung und eine höhere Datenorientierung fließen. Sinkende Umsätze und geringere Kundenfrequenz in den Geschäften führen zu einem schlechteren Einkaufserlebnis, welches wiederum zu geringeren Investitionen führt, die letztlich zu einer schlechteren Rentabilität der Geschäfte beitragen. Der einzige Weg, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist die Industrialisierung und damit der Einsatz von innovativen Technologien wie der künstlichen Intelligenz.

Ein höherer Grad an Automatisierung und Datenorientierung verbessert das Einkaufserlebnis und die Mitarbeiterzufriedenheit, erhöht die Investitionsbereitschaft in attraktive Omnichannel-Stores, was letztlich wieder zu besseren Geschäftsmodellen und höherer Profitabilität beiträgt. Die konsequente Digitalisierung der Läden hat also das Potenzial, die operativen Margen der Einzelhändler signifikant zu steigern – laut einer Studie von McKinsey kann sich die Rentabilität gar verdoppeln. Lösungen aus den Bereichen In-Store-Automation mit dem Einsatz von Next-Gen Kameras und Lieferkettenoptimierung bringen allein Verbesserungen von zwei bis vier Prozent. Optimiertes Category Management, mit einer Reduzierung der Abschriften von rund 20 Prozent durch fortschrittliche Analytik, kann ebenfalls eine Steigerung von ein bis zwei Prozent bringen.

Die Herausforderung der Nachhaltigkeit

Der Einzelhandel ist eine der größten Branchen mit den größten Auswirkungen auf den Alltag. Auf ihn entfallen 15 Prozent des weltweiten BIP und 15 Prozent der weltweiten Arbeitsplätze. Gleichzeitig sind die Lieferketten des Einzelhandels für einen großen Teil der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich (25 Prozent). Daten zeigen, dass jedes Jahr weltweit bis zu 40 Prozent der Lebensmittel verloren gehen oder verschwendet werden, was die Bedeutung einer besseren Zusammenarbeit zwischen Einzelhändlern und Lebensmittelherstellern unterstreicht. Zumal die Optimierung des Prozesses den Verlust von Lebensmitteln um 50 bis 70 Prozent reduzieren könnte.

Produktentsorgung und Lebensmittelverschwendung sind wichtige Themen im Einzelhandel. Die Einzelhändler stehen vor der Notwendigkeit, ihre Läden von Produkten zu befreien, die für den Verzehr ungeeignet sind, deren Verfallsdatum überschritten ist oder die von den Kunden nicht gewünscht werden, was der Rentabilität und der Umwelt schadet. Gerade durch dynamisches Preissetzen mittels digitaler Beschilderungen können verderbliche Waren punktgenau preislich reduziert werden, um durch gezielten Abverkauf dieser verderblichen Ware Verschwendung zu reduzieren.

 Technologiesprünge durch Künstliche Intelligenz

Digitalisierung und KI bringen viele neue Lösungen. KI ist eine Technologie, die wir in immer mehr Anwendungen finden werden. Was aber oftmals unterschätzt wird: KI kann nur mit Daten arbeiten – und diese müssen für den Händler relevant sein. So ist es wichtig, Shopper und Konsumenten zu differenzieren, Kassen- und PoS-Daten zu tracken. Dazu kommen die vielen Möglichkeiten der taktischen Feinjustierung mit Blick auf die strategische Perspektive der Warengruppen.

Ein großes Problem bei der Optimierung des eigenen Geschäfts ist vor allem das Fehlen eben jener validen Daten über den Status Quo am Point of Sale. So werden beispielsweise europaweit jährlich 200 Milliarden Euro für Handelsförderungsmaßnahmen ausgegeben, 40 bis 50 Prozent davon gehen nachweislich verloren. Die beiden fehlenden Teile des Puzzles sind Echtzeitdaten über die Gesamtsituation im Regal und Echtzeitdaten auf Artikelebene. Essentiell ist hier, diese Lücke zu schließen. Und die oftmals fehlenden Daten zur Verbesserung von Promotions und deren Durchführung, Transaktionsdaten sowie Konnektivität zu CRM, Kundenkartenprogrammen und Shopper Heatmaps zu erheben. Etwa über Kameras und Sensoren erfasste Preis-, Aktions-, Orts- und Produktdaten, um die in den Planogrammen getroffenen Annahmen mit der Realität zu vergleichen. Eine Kombination aus IoT, Sensoren, Kameras und Software-Diensten stellt die effizienteste Lösung dar.

Vorhersagen – Statistik und Künstliche Intelligenz

Vorhersagen sind ein wichtiges Element des technologischen Fortschritts im Handel. Vorhergesagt werden das Konsumverhalten zum Normalpreis, in Promotionszeiträumen, bei gutem oder schlechtem Wetter und vielen weiteren möglichen Szenarien. Im Idealfall gehen alle den Umsatz beeinflussenden Faktoren in die Vorhersage ein. Es gibt große Unterschiede zwischen den Anbietern. Sie betreffen das Ausmaß der Verknüpfung von Daten aus der Vergangenheit, etwa Kassendaten, mit Daten aus der Zukunft wie Feiertage, Wetterprognosen, Urlaubszeiten etc. Das Instrumentarium reicht von statistischen Methoden bis zur ausgewachsenen Künstlichen Intelligenz.

Das Geheimnis liegt darin, für die Praxis relevante Anwendungen zu schaffen, die echte Mehrwerte bieten. Der aktuelle Stand der Technik, das Können sowie das Noch-Nicht-Können, muss jederzeit mitbedacht werden. Manchmal verspricht die Technik in der Theorie mehr, als sie in der Praxis liefern kann. Innovative Technologien und tatsächliche Anwendung in der Praxis stehen stellenweise aber bereits im Einklang. Dieses Gleichgewicht muss immer gegeben sein, will man den tatsächlichen Nutzen von KI für sich erschließen. Am Ende verbessern gute Vorhersagen nicht nur die Warenverfügbarkeit, die Aktionsplanung und das Management von frischen Produkten. Gute Vorhersagen erlauben auch eine präzisere und effizientere Logistik, was alles auch im Zuge der Nachhaltigkeit ein wichtiges Asset ist.

Digitalisieren für den Erfolg

Aufgrund des Wettbewerbsdrucks durch den elektronischen Handel und der vielen Veränderungen, die die Pandemie mit sich brachte, mussten die Einzelhändler ihre Verkäufe und Abläufe so schnell wie nie zuvor digitalisieren. Parallel dazu suchen Einzelhändler nach weiteren Möglichkeiten, um Abfälle zu reduzieren, das Einkaufserlebnis in den Geschäften zu verbessern und zu rationalisieren. Denn aufgrund neuer Nachhaltigkeitsgesetze, der Nachfrage der Verbraucher nach nachhaltigeren lokalen Produkten und allgemeiner Bequemlichkeit wächst der Druck auf Händler qualitativ hochwertigere Dienstleistungen anzubieten.

Die Digitalisierung der physischen Läden wird zu einer präzisen Echtzeit-Datenanalyse in den Läden führen und eine Ära der verstärkten Zusammenarbeit zwischen Lieferanten und Einzelhändlern einleiten, um die Effizienz, Transparenz, Sicherheit und Nachhaltigkeit der Lieferkette zu verbessern. Je mehr Einblicke Einzelhändler in ihre Läden und Regale haben, desto einfacher können sie ihre Lieferungen und Logistik anpassen. Sie können nachbestellen, wenn es nötig ist, und zu viele Lieferungen vermeiden, wenn die Produkte noch in den Regalen liegen.