Durch den verlängerten Lockdown hat sich die Situation der Einzelhändler weiter verschärft: Die Einkaufsstraßen in ganz Deutschland sind wie leergefegt und das Geschäft hat sich in großen Teilen ins Internet verlagert. Der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt deshalb vor einer kommenden Insolvenzwelle von Ladengeschäften. Der folgende Beitrag zeigt, wie die geschickte Nutzung bestehender Daten dabei helfen kann, die richtigen Business-Entscheidungen zu treffen.
In den letzten Jahren hat sich der stationäre Einzelhandel eher zaghaft dem Trend des Online-Shoppings genähert. So bieten einige Händler ihren Kunden an, im Ladengeschäft Waren auszuwählen, die dann per Post zugestellt werden. Dies macht vor allem dann Sinn, wenn zum Beispiel die gewünschte Hose oder Jacke nicht in der benötigten Größe oder Farbe vorrätig ist.
In diesem Zusammenhang wird die Kontrolle über Lieferketten wichtig, da sich der stationäre Handel damit bei seinen Kunden profilieren kann. Zu Beginn der Coronakrise waren beispielsweise verschiedene Produkte stark nachgefragt und vorrübergehend nicht verfügbar, darunter Toilettenpapier oder Fahrräder. Händler hatten große Mühe, auf das veränderte Verbraucherverhalten zu reagieren, denn vielen fehlte eine aktuelle Übersicht ihrer Lagerbestände. Nur mit diesem genauen Wissen über die eigenen Bestände sind Einzelhändler in der Lage, auf eine veränderte Nachfrage und unvorhergesehene Lieferunterbrechungen schnell zu antworten. Darüber hinaus benötigen sie Daten, die aktuell und verlässlich über Käuferverhalten, Trends, Lieferzeiten und viele weitere Aspekte informieren. Während bei großen Handelsketten solche Systeme zum Teil bereits erfolgreich implementiert wurde, scheint für kleinere Händler ein solcher Ansatz häufig zu überdimensioniert. Aber es gibt auch hierfür eine Lösung.
Daten liefern schnelle Antworten
Zu lange hat der Einzelhandel die Notwendigkeit einer umfassenden datengesteuerten Strategie unterschätzt. Da die Herausforderung, Kunden zu erreichen und an sich zu binden, größer ist als je zuvor, können aktuelle Daten jetzt zu einem starken Verbündeten werden. Zunächst ist jedoch zu klären, woher die Daten kommen sollen.
Woher kommen die Daten?
Operative Daten sind an vielen Stellen im gesamten Unternehmen verfügbar, sowohl online als auch offline. Aus Kassensystemen, der Lagerwirtschaft und Verkaufsstatistiken des Online-Shops lassen sich Datenquellen erzeugen, die anschließend an einer zentralen Stelle gesammelt, aufbereitet und analysiert werden. Wichtig ist jedoch, dass diese Daten vertrauenswürdig sind, also eine hohe Qualität aufweisen und weitere Kriterien erfüllen.
Ab wann gelten Daten als vertrauenswürdig?
Vertrauenswürdige Daten zeichnen sich durch fünf Aspekte aus: Vollständigkeit, Aktualität, Nachvollziehbarkeit, Transparenz und Überprüfbarkeit. Transparenz wird dann erreicht, wenn die Informationen für jeden Mitarbeiter zugänglich und verständlich sind, von den Mitgliedern des Vorstandes bis hin zum Verkäufer im Ladengeschäft. Im Idealfall ist jeder mit den Daten vertraut und kann für seine tägliche Arbeit daraus Entscheidungen ableiten, wie zum Beispiel, welche Produkte nachbestellt werden sollten. Daten müssen auch aktuell sein, um damit die Logistikkette zu steuern. Vor allem zu Beginn der Pandemie änderte sich die öffentliche Meinung beinahe täglich und Händler mussten oftmals Entscheidungen auf Grundlage von mehreren Wochen alten Daten treffen, die mit den aktuellen Kundenbedürfnissen nicht mehr übereinstimmten. Daher sind in Echtzeit erhobene Daten und Analysen wichtig, um jederzeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Weiterhin müssen Daten vollständig sein, also aus der gesamten Organisation stammen, über nachvollziehbare Quellen verfügen und überprüfbar sein, um als vertrauenswürdig zu gelten. Kollaborative Bewertungen der Daten helfen außerdem dabei zu bestimmen, wie aussagekräftig die Daten sind.
Die großen Datenmengen, die mitunter zu bewältigen sind, stellen heute keine Herausforderung mehr dar. Flexibel verfügbare Cloud-Ressourcen für Speicher und Datenanalysen erlauben es selbst kleinen Unternehmen, größte Datenbestände zu verarbeiten.
Das richtige Werkzeug für Vertrauen
Für eine datengesteuerte Strategie wird eine zentrale Plattform für das Datenmanagement benötigt. Diese sollte in der Lage sein, die erwähnten fünf Kriterien für vertrauenswürdige Daten zu unterstützen. Ebenfalls wichtig sind offene Schnittstellen und APIs, um beliebige Anwendungen und Cloud-Systeme integrieren zu können.
Wer also seine operativen Daten an einer zentralen Stelle verarbeitet und daraus Entscheidungen ableitet, wird schneller die richtigen Geschäftsentscheidungen treffen. Dies verschafft einen Vorteil, um schnell auf Marktveränderungen zu reagieren, die insbesondere während der Pandemie jederzeit auftreten können.