Daten zum CO2-Fußabdruck – die blinden Flecken des modernen Logistikmanagements

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Auf die Logistikbranche kommt einiges zu. Alle Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern müssen ab 2023 den CO2-Fußabdruck ihrer Lieferketten berechnen, das ist ab dem nächsten Jahr gesetzlich vorgeschrieben. Doch nur wenige Hersteller, Lieferanten, Spediteure und Dienstleister haben einen (ausreichenden) Einblick in die dazugehörigen Daten;  ja oftmals liegen sie ihnen gar nicht vor oder sie sind nicht aufbereitet. Und das betrifft nicht nur die Zahlen zur eigenen Flotte, sondern besonders auch jener der Dienstleister. Denn nur so lassen sich schließlich die CO2-Emissionen der gesamten Lieferkette betrachten.

Die Uhr tickt

Bis zum Jahreswechsel ist nicht mehr viel Zeit. Doch ohne präzise Daten wird man weder rechtssicher seine Waren von A nach B schicken, noch das bedeutende übergreifende Ziel der Nachhaltigkeit erreichen können. Unternehmen müssen sich also rasch mit ihren Daten – und denen der Dienstleister – auseinandersetzen. Dies ist gerade auch in Verbindung mit dem Zertifikathandel, der ab 2026 folgen wird, wichtig.

Denn berechnet ein Spediteur seine CO2-Emissionen nicht richtig, kauft er womöglich zu viele Zertifikate ein – und hat dadurch zu hohe Kosten. Hinzukommt: Die Verpflichtung bleibt nicht auf Unternehmen mit 250 plus Mitarbeitern beschränkt. Weltweit tätige Auftraggeber und Konzerne wollen und müssen schließlich die gesamte Lieferkette erfassen. Die kleine Spedition mit fünf Lastern muss da also mitmachen. Doch bei vielen geht es glücklicherweise auch ohne Zwang. Sie wollen schlichtweg ihren Beitrag leisten – und auch wissen, wo man einsparen kann. Das geht nur mit tiefgründiger Analyse, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz.

Überblick durch Künstliche Intelligenz

So sind Anbieter auf den Markt getreten, die von allen Akteuren die Daten erfassen und zu Vergleichswerten aufbereiten – und dies ganz einfach und ohne Zusatzgeräte, so wie wenn man einen Flug im Internet bucht. In solchen Netzwerken können Hersteller und Versender, Reedereien, Fluggesellschaften, Paketdienstleister und andere Partner ihre Parameter über Schnittstellen (APIs) verknüpfen. Der Dienstleister generiert mit seiner KI-Plattform daraus hochwertige Lieferketten- und Nachhaltigkeitsdaten und liefert ein Reporting. So erhalten Lieferanten und Spediteure endlich Einblick in die Daten und ein automatisiertes Datenmanagement. Dank globaler Benchmarks und Verbesserungsvorschlägen können sie dann systematisch ihren CO2-Ausstoß senken. Denn 50 Prozent der Lkws in der EU fahren halbleer. 33 Prozent der Lkw-Fahrten finden gar leer statt.

Autor: Oliver Ritzmann (Founder und CEO von GRYN)

Dabei macht der weltweite Güterverkehr acht Prozent der CO2-Emissionen aus, inklusive Logistikstandorten sind es sogar elf Prozent. Obendrein soll sich die Verkehrsnachfrage verdreifachen, was die Emissionen bis 2050 verdoppeln würde. Damit es nicht dazu kommt, dafür leisten wir unseren Beitrag. Mit automatischen Reports, den Daten und Verbesserungsvorschlägen werden Spediteure und Verkehrsträger effizienter.

Großes bewirken

Jedes Netzwerk lebt davon, dass so viele Marktakteure wie möglich mitmachen. Manche Unternehmen und Konzerne zögern jedoch oder haben ihre eigenen Insellösungen installiert. „Unsere Daten teilen wir nicht“, heißt es da. „Betriebsgeheimnis“. Aber nur wenn sich alle beteiligen, lassen sich Statistiken und Vergleichswerte berechnen – und Synergien erschließen und Großes bewirken. Speditionen können auf diese Weise ihre Auslastung optimieren und profitabel zu werden. Auch dem Fahrermangel kann man so begegnen. Denn wenn die Touren künftig effizienter ablaufen, brauche ich weniger Leute, die am Lenkrad sitzen – und habe geringere Kosten und Fahrzeugverschleiß.

Glücklicherweise bewegt sich nun was. Endlich gibt es die Möglichkeit, global zu handeln und zu rechnen: mit KI-Systemen und Werkzeugen, die – ob manuell oder automatisch über Schnittstellen – Zusammenarbeit und Austausch ermöglichen. Und zwar nicht nur, weil es das Gesetz erfordert und man dann günstiger wirtschaften kann – sondern für ein besseres Klima.