Fünf neue Schlüsseltechnologien verändern die Lieferkette

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Jedes Unternehmen aus dem Bereich Consumer Goods, Logistics und Retail (CRL – oder auf Deutsch Konsumgüter, Logistik und Einzelhandel) nimmt sich das Supply Chain-Modell von Amazon zum Vorbild. Die Umsetzung bleibt für die meisten allerdings eine Herausforderung. Ein wichtiger Faktor ist dabei die Unternehmenskultur, denn Amazon und andere Technologieunternehmen sind sogenannte Digital Natives, sprich: Unternehmen, die digital gegründet wurden. Dies bedeutet natürlich nicht, dass alle anderen Unternehmen scheitern, die dieses Credo nicht in einen entsprechenden Umfang leben. Allerdings ist eine verbesserte Anwendung von digitalen Technologien unumgänglich, um wettbewerbsfähig zu sein und zu bleiben.

Digitales Gehirn – Viele CRL-Unternehmen betreiben mandantenfähige heterogene Ökosysteme, wodurch das Tracking von gleichzeitig stattfindenden Prozessen und Aufgaben komplizierter wird. Infolgedessen kann es eine Herausforderung sein, bestimmte Kennzahlen rund um die Effizienz zu treffen – oftmals auch, weil Unternehmen noch immer darauf angewiesen sind, dass Mitarbeiter unabhängig voneinander verschiedene Aufgaben ausführen.

Durch eine Kombination aus Big Data-Technologien, Machine Learning, künstlicher Intelligenz und Wissensgrafiken schaffen Unternehmen eine Art digitales Gehirn. Es fungiert als Schaltzentrum, mit dessen Hilfe eine Vielzahl an Analysen, Entscheidungen und Aktionen stattfinden kann. Dieses digitale Gehirn bricht Silos auf, steigert die Geschwindigkeit von Routineaufgaben und automatisiert Aktionen durch Bots. Eine führende Lebensmittelkette nutzt beispielsweise wissensbasierte Grafikkonzepte, um die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln im gesamten Lieferantenökosystem zu verbessern. Möglich ist dies durch die Digitalisierung der vorgelagerten Lieferkettenprozesse, die bislang noch manuell von Mitarbeitern durchgeführt wurden.

Blockchain – Laut Wintergreen Research erreicht der globale Blockchain-Markt bis 2024 voraussichtlich einen Wert von 60 Milliarden US-Dollar. Dennoch gibt es noch reichlich unerschlossenes Potenzial für den Einsatz von Technologie in der CRL-Branche – ein Bereich, in dem Blockchain besonders wertvoll werden könnte, ist dabei der globale Handel.

Dieser nimmt stetig zu und damit einher geht die Notwendigkeit nach effizienteren und transparenteren Lieferketten. Dies gilt insbesondere für die Lebensmittelherstellung, wo die Rückverfolgbarkeit von Allergenen, Substanzen, kritischen Inhaltsstoffen und Fertigprodukten entscheidend ist und die Compliance in verschiedenen Märkten sich ständig verändert.

Blockchain kann Transaktionskosten deutlich senken und die Integrität in globalen Lieferketten verbessern. Die Technologie ist zwar noch nicht weit verbreitet, es lohnt sich aber, damit zu experimentieren. So baut aktuell beispielsweise ein führendes Kaffeeunternehmen eine Blockchain für seine globale Lieferkette für Kaffeebohnen auf. In einem ersten Schritt sollten CRL-Unternehmen mit Partnern der Lieferkette kooperieren und gemeinsam mit der Technologie experimentieren, um Potenziale und Mehrwert auszuloten.

Internet of Things (IoT) – Die CRL-Branche verlässt sich zunehmend auf Daten. Je mehr Informationen Unternehmen auf einer zentralen Plattform bündeln, umso bessere Einblicke erhalten sie in das aktuelle Geschäft und dessen zukünftige Entwicklung. Zum ersten Mal geht es nicht nur um die Maschinen, sondern auch darum, wie sie für Erkenntnisse genutzt werden können. Dies wiederum ermöglicht bessere Geschäftsentscheidungen.

So kann beispielsweise das IoT bei der Automatisierung vom Lagerwesen und der Logistik helfen, die Effizienz zu verbessern und die Produktqualität durch Kühlkettenmanagement zu gewährleisten. Im Einzelhandel unterstützen mit Sensoren ausgestattete Verkaufsautomatenbei der Verwaltung von Inventar und Gerätewartung. Unternehmen sollten Bereiche, die besonders unkompliziert durch Mehrwert aufgewertet werden können, bei der Einführung von IoT zuerst in Erwägung ziehen. Dabei sollte es weniger darum gehen, unbedingt eine neue Technologie auszuprobieren, sondern einen tatsächlichen Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen.

Augmented Reality/Virtual Reality – Augmented Reality- und Virtual Reality-Anwendungen für Verbraucher gehen mittlerweile weit über Gaming und Entertainment hinaus. Die Technologie lässt sich von der Fabrik bis zur Produktion einsetzen, um Unternehmen und Verbrauchern gleichermaßen Vorteile zu schaffen.

AR- und VR-Technologien bieten eine neue Perspektive und verändern die aktuelle Sorge vieler Arbeitnehmer, dass Roboter künftig ihre Aufgaben übernehmen und Arbeitsplätze verloren gehen. Vielmehr sollte die Transformation des Arbeitsplatzes im Fokus stehen. Denn bessere datengestützte Erkenntnisse und immersive Technologien haben das Potenzial, das Geschäft aller Parteien einer Lieferketten zu verändern.

AR und VR verbessern die Betriebsführung und die Fernausbildung. So können beide Technologien für die Fernwartung von Geräten eingesetzt werden, so dass nicht immer die besten Spezialisten für jedes Problem vor Ort sein müssen. Die gewonnen Erkenntnisse sind jederzeit für alle zugänglich. Das Anlagenpersonal kann zum Beispiel Leistungsdaten von Live-Geräten auf AR-Headsets projizieren lassen – und ist damit jederzeit darüber informiert, ob und wann es proaktiv Wartungsarbeiten durchführen muss. Ausfallzeiten werden damit reduziert oder gar vermieden.

5G – 5G und IoT sind zwei Seiten derselben Medaille und beflügeln sich gegenseitig. 5G-Technologie trägt dazu bei, IoT-Lösungen zu skalieren, da die Bandbreite das Streamen großer Mengen von Maschinensensordaten unkompliziert ermöglicht. Darüber hinaus verbessert 5G die Bandbreite; Einzelhändler und Unternehmen der sogenannten Consumer Packaged Goods (CPG oder auf Deutsch Konsumgüter) sind damit in der Lage, ihren Kunden ein herausragendes nahtloses Erlebnis zu bieten.

Ist 5G die einzige, unmittelbare Lösung für alle CRL-Unternehmen? Nein. Aber das soll nicht heißen, dass sie die Technologie vernachlässigen. Dennoch sollten sich Unternehmen nicht auf den aktuellen Hype, gerade im Verbraucherbereich, einlassen, sondern vielmehr einen maßvolleren Ansatz wählen, um zu sehen, wie 5G echten Nutzen bringen kann – und nicht unerfüllte Versprechungen.

Die Digital Native-Unternehmen haben ihre Technologielandschaft auf einem sehr starken Rückgrat aus skalierbaren Daten aufgebaut und trafen Entscheidungen daher jederzeit daten- und erkenntnisorientiert. Auf der anderen Seite haben sich CPG-Unternehmen um Legacy- und ERP-Lösungen herum entwickelt und kämpfen daher mit der Herausforderung, Daten zusammenzuführen – oder darauf aufbauend Entscheidungen zu treffen.

Der gemeinsame Aspekt all dieser Technologien ist die Fähigkeit, eine enorme Datenmenge zu erzeugen, die dann zu nahtlosen Automatisierungsaktionen führt. Aus diesem Grund sind diese Technologien essenziell und unterstützen CRL-Unternehmen dabei, sich an Amazon anzunähern. Die Transformation geht allerdings mit einem Wandel der Unternehmenskultur einher. Unternehmen sollten deshalb mit kleinen Schritten und Bereichen mit bereits identifizierten Möglichkeiten beginnen und dann allmählich auf andere Bereiche ausdehnen. Zeit zum Testen, Lernen und Justieren ist dabei unumgänglich, um das richtige Modell zu finden. .