E-Commerce als Erweiterung des stationären Handels

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Den Bereich E-Commerce haben spätestens in der Pandemie zahlreiche Händler für sich entdeckt. Auch der Lebensmittelhandel bietet Kunden zunehmend die Möglichkeit der Online-Bestellung, der Abholung im Laden oder Lieferung nach Hause an.

Dabei steht die Lebensmittelbranche im E-Commerce vor besonderen Herausforderungen – Ware wie Obst, Fleisch oder Molkerei-Produkte lassen sich kaum als Paket mit der Post verschicken. Und auch die Gegebenheiten im Laden selbst sind ursprünglich nicht auf den zusätzlichen Online-Handel ausgelegt. Eine schnelle und einfache Plattform aber, die die Abwicklung reibungslos ermöglicht und an vorhandene Gegebenheiten anpasst, macht E-Commerce auch für den stationären Lebensmittelhandel profitabel.

Immer mehr, immer schneller – die Ansprüche von Kunden an das Online-Shopping wachsen stetig. Die Produktauswahl soll groß, die Lieferung nach Hause oder Abholung im Laden schnell möglich sein. Neben dem Bereich E-Commerce etabliert sich daher Q-Commerce (Q wie Quick). Die Anforderungen an Händler steigen mit den Kundenansprüchen, ebenso die Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Immer mehr stationäre Händler steigen in das Online-Geschäft ein und müssen ihr bestehendes Filialnetzwerk entsprechend umrüsten und am Laufen halten.

Neue Prozesse in Verkaufsfläche integrieren

Der Einstieg ist für den Einzelhandel aber nicht ohne Umstellungen machbar. Auch die Sorgen, den eigenen stationären Handel womöglich zu stören oder das Online-Geschäft vielleicht nicht profitabel betreiben zu können, treiben viele Händler um. Um aber wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Lebensmittelhändler beides bieten und so den Spagat zwischen stationärem und Online-Handel leisten – mit der richtigen Plattform ist dies auch gut möglich. „Händler sind am besten beraten, sich eine Lösung zu suchen, die die vorhandenen Gegebenheiten berücksichtigt“, weiß Thomas Klar, Sales Director Emporix. Der Softwarehersteller hat sich auf die Entwicklung und Umsetzung von  Digital Commerce Konzepten spezialisiert.

Die bestehende Laden- und Lagerfläche sowie das Einzugsgebiet spielen für Lebensmitteländler eine ganz wesentliche Rolle, wenn sie Lieferservice und Click&Collect anbieten möchten. Denn die Verkaufsfläche ist in den meisten Fällen nicht für die zusätzlichen Abläufe, die das Online-Geschäft mit sich bringt, ausgelegt: Für Click&Collect muss beispielsweise ein Service-Point nahe am Eingang eingerichtet werden – Kunden möchten ihre bestellte Ware schließlich schnell abholen und nicht erst durch den ganzen Laden irren. Auch für die Zusammenstellung der online bestellten Ware muss ein gekühlter Platz im Laden geschaffen werden, um die Ware bis zur Auslieferung oder Abholung frisch zu halten. Zusätzliche Mitarbeiter sind nötig, wenn mehr als eine Handvoll Onlinebestellungen am Tag eingehen. „Dann benötigen Händler einen vernünftigen Prozess, wie zum Beispiel das Wave Picking“, meint Klar.

Wave Picking steigert die Effizienz um ein Vielfaches

Hierbei wird der Bestellprozess in Picking und Packing unterteilt. Das bedeutet, dass zu einer bestimmten Zeit, der sogenannten Cut-Off-Time, alle bis dahin eingegangenen Aufträge ausgegeben werden. Ein Algorithmus sortiert die Bestellungen vor, sodass der Mitarbeiter nicht kreuz und quer durch den Laden läuft, um die Ware einzusammeln. Zusätzlich beinhaltet eine Picking-App Produktbilder oder kann Barcodes scannen, damit der Mitarbeiter das richtige Produkt schnell findet.

Beim Picking spielen die Kundenbestellungen als solche noch keine Rolle, der Mitarbeiter sucht zunächst die Waren aller Kunden zusammen. Erst im nächsten Schritt, dem Packing, werden die gepickten Waren dann den entsprechenden Kundenbestellungen zugeordnet. Der Packer erhält vom System auch Anweisungen, wie er die Ware verpacken soll, damit sie unbeschädigt beim Kunden ankommt: Schwere Milchtüten beispielsweise nach unten, empfindliche Bananen nach oben. Im Vergleich zum individuellen Picking kann so eine bis zu 160 Prozent höhere Effizienz gemessen werden“, erklärt Klar. „Das heißt: Statt 16 Orders kann ein Picker bis zu 42 Orders pro Tag abwickeln.“

Die verpackte Ware muss schließlich zum Kunden. Welche Optionen der Händler hier anbietet hängt auch von seinen Möglichkeiten ab: Für Click&Collect bedarf es zusätzlicher Fläche, für die Lieferung nach Hause einer eigenen Flotte oder eines Kooperationspartners. Jedweder Versandprozess sollte in die verwendete Handelssoftware eingebunden sein. Liefert der Händler selbst aus, kann er über das System die Routen planen und optimieren. Auch Selbsteinkäufer, die ihre Waren im Laden zusammenstellen, an der Kasse bezahlen, aber nicht selbst nach Hause tragen möchten, lassen sich in den Lieferprozess miteinfügen – ihre Daten werden hierzu digital im Laden erfasst. Das reduziert die Fehlerquote und setzt der Zettelwirtschaft ein Ende.

Modulare Systeme lassen sich flexibel einsetzen

Die Software, die Händler für das Online-Geschäft einsetzen, sollte es auch ermöglichen, zunächst nur Teilprozesse anzubieten und mitwachsen zu können. Modularität ist hier das Schlagwort: Modular aufgebaute Lösungen lassen sich nämlich viel schneller als monolithische Systeme einsetzen, andere Systeme lassen sich einfach anbinden. „Der Unterschied hier zu früher ist, dass der Händler nicht eine Software fits all bekommt, sondern er sich die Software seinen Zielen, Prozessen und Wünschen entsprechend aussucht und über den modularen Aufbau nach seinen Vorstellungen entwickelt“, so Klar.

Dank Schnittstellen (API) kommuniziert die modulare Plattform des Händlers dann zum Beispiel mit bestehenden ERP- oder CMS-Systemen, wodurch der Datenaustausch gewährleistet ist und unter anderem Produktdaten, Preise oder die Bestände in verschiedenen Märkten für die digitale Storefront zur Verfügung stehen. Umgekehrt fließen die Onlinebestellungen ins ERP-System ein, sodass die Lagerbestände stimmen. Standardlösungen wie Checkout oder Payment müssen nicht eigens programmiert, sondern können angebunden werden. Auch existierende Scan&Go-Lösungen oder eigene PicPac-Apps lassen sich integrieren, ebenso Routing Managementsysteme für die Abwicklung der Paymentprozesse usw. Verfügt der Händler über ein eigenes Entwickler-Team, kann er an die Plattform auch selbstgebaute Lösungen anbinden oder mit entsprechenden Integrationspartnern zusammenarbeiten.

Die Erweiterung des Geschäftsfeldes um den E-Commerce bedeutet für Händler zwar einen Mehraufwand, doch „durch einen hohen Grad an Digitalisierung wird dieser so gering wie möglich gehalten“, meint Klar. Zudem erreicht der Händler neue Zielgruppen, bietet besseren Kundenservice und erzielt im Vergleich zum normalen Einkauf im Laden höhere Warenkörbe. Auf seiner digitalen Storefront oder in einer App kann der Händler zielgerichtete Marketingmaßnahmen fahren. Denn der digitale Handel ermöglicht es, ein Daten-Portfolio aufzubauen: Wer bestellt was, wann, wie oft? Marketingkosten lassen sich auf diese Weise einsparen, die Erstellung und Verteilung von Flyern zum Beispiel wird überflüssig.

Fazit

Lebensmittelhändler stehen beim Einstieg in den Online-Handel zwar vor besonderen Herausforderungen; mit einer modularen Softwarelösung aber lassen sich die neuen Prozesse in die vorhandenen Gegebenheiten und Systeme einfügen. Der Mehraufwand wird für Händler dadurch so gering wie möglich gehalten, die Vorteile für ihn und seine Kunden überwiegen.