Onlinehändler denken langfristig

0

Obwohl laut Experten die drohende Rezession vorübergehend abgewendet wurde, dürfte eine vollumfängliche Erholung unserer Wirtschaft noch einige Zeit beanspruchen. Das bekommen Onlinehändler durch sinkende Umsätze am eigenen Leib zu spüren, und dennoch stellen sie sich schon heute so gut es geht für einen erneuten E-Commerce-Aufschwung auf, so die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Handelsforschungsinstituts ECC und des Finanzdienstleisters Mollie. 

Nach massiven Wachstumsjahren, beschleunigt durch die Corona-Pandemie, erlebten die befragten deutschen Onlinehändler 2022 zwar nur einen moderaten Umsatzrückgang von durchschnittlich knapp einem Prozent. Im Laufe dieses Jahres befürchten sie jedoch weitere Einbußen. Dies ist insbesondere in dem erwarteten Kaufverhalten seitens der Konsumenten begründet: Fast vier von fünf Onlinehändlern rechnen mit einer rückläufigen Entwicklung der Verbraucherausgaben. Eine valide Einschätzung, denn knapp 80 Prozent der Konsumenten selbst gehen von sinkenden Ausgaben aus.

Trotz momentanem Abschwung: Im Onlinehandel überwiegt der Optimismus 

Annett Polaszewski-Plath ist seit März 2022 Managing Director für die DACH-Region beim Finanzdienstleister Mollie. Die Digitalexpertin treibt das Wachstum des Unternehmens in Deutschland, Österreich und der Schweiz voran. Mollie ist seit 2019 am deutschen Markt vertreten. Annett ist maßgeblich für die strategische Ausrichtung und Vision in der DACH-Region verantwortlich.

Während in anderen Branchen der Rotstift angesetzt wird, um Kosten zu senken und durch eine möglicherweise lang anhaltende wirtschaftliche Stagnation zu navigieren, agiert der Onlinehandel mehrheitlich antizyklisch. Zwar werden auch hier Budgets auf die Probe gestellt und nicht elementare Ausgaben gedrosselt, ein rigoroser Investmentstopp spielt in den Planungen der meisten Unternehmen aber keine Rolle.

Grund dafür ist die weit verbreitete Überzeugung vom langfristigen Erfolg des E-Commerce-Sektors. Die Konsumenten werden, so die einhellige Meinung unter Händlern, mit steigender Kaufkraft auch wieder vermehrt über das Internet konsumieren. Bis dahin lautet die Devise: Jetzt die richtigen Investitionen durchführen, um die wirtschaftlich schwierige Zeit nicht nur unbeschadet zu überstehen, sondern sich für den erneuten E-Commerce-Aufschwung konkurrenzfähig zu positionieren. Unternehmen optimieren deshalb schon heute ihren Online-Auftritt, denken die Customer Journey neu und investieren in die Kundenbindung.

Geplante Investitionen rufen neue Finanzierungsmodelle auf den Plan

Die wenigsten kleinen und mittelständischen Onlinehändler verfügen über große Summen an Eigenkapital, zudem ist der Umsatz rückläufig. Die mittel- bis langfristige Investitionsstrategie will jedoch schon heute bezahlt werden. Laut einer Studie der Förderbank KfW stieg die Kredithürde für KMU im dritten Quartal 2022 jedoch auf ein Rekordniveau. Kleinere Unternehmen, einschließlich der hiesigen Onlinehändler, stehen bei der klassischen Kreditvergabe also vor steigenden Herausforderungen. Um diesem Problem Herr zu werden, preschen neue Angebote auf den Markt. Insbesondere Anbieter von E-Commerce-Tools haben dieses Marktbedürfnis erkannt und bieten vermehrt direkt über ihre Plattform Finanzierungen an, die in wenigen Klicks beantragt und nicht selten innerhalb von 48 Stunden genehmigt und ausgezahlt werden.

Ein Beispiel hierfür ist der Finanzdienstleister Mollie, der seinen Kunden seit Ende 2022 mit Mollie Capital eine effiziente Möglichkeit bietet, Zugriff auf Finanzmittel von bis zu 250.000 Euro zu erhalten. Die Initiative für diese Produkterweiterung entstammt dabei aus einer Untersuchung von Mollie, nach der über die Hälfte der befragten Onlinehändler Interesse für solche Finanzierungsangebote kundgetan haben.

Im Gegensatz zum langwierigen – und letztlich häufig nicht erfolgreichen Bankkreditanfragen – geben diese Angebote den Unternehmen also die nötige Flexibilität, um ihre Vorhaben in die Tat umsetzen zu können.

Investments vor allem in Digitalisierungsmaßnahmen geplant 

Zwar reagieren die befragten Onlinehändler agil auf die aktuelle Krise, beispielsweise durch Energiesparmaßnahmen (60 Prozent bereits umgesetzt, 20 Prozent geplant) oder Preiserhöhungen (52 Prozent umgesetzt, 17 Prozent geplant). Kosteneinsparungen sind jedoch kaum ein Thema – so haben bislang nur 11 Prozent an Marketing- und 15 Prozent an IT-Kosten gespart. Stattdessen evaluieren Onlinehändler den Status Quo ihrer Infrastruktur und Prozesse und wollen augenscheinlichen Nachholbedarf im Digitalbereich decken. Investiert wird deshalb vor allem in:

  • Online-Marketing (47 Prozent)
  • Mobile Commerce (45 Prozent)
  • Marktplätze (27 Prozent)
  • Online-Zahlungen (23 Prozent)

Diese Investitionen sind im jetzigen Umfeld, sofern finanziell umsetzbar, der logische und konsequente Weg. Denn das zu erwartende Potenzial des Onlinehandels kann nur mit neuen technologischen Lösungen vollständig gehoben werden. Lösungen, die passgenau den Bedürfnissen der Zielgruppen entsprechen und sowohl ein intuitives Shopping-Erlebnis als auch innovative Marketing-Ansätze beinhalten.

Kundenbindung und Conversion-Rate erhöhen – der Webshop als Visitenkarte 

Eine ebenfalls von Mollie durchgeführte Studie (2022) kam zu dem Ergebnis, dass 91 Prozent der deutschen Verbraucher beim Onlineshopping großen Wert auf die angebotenen Zahlungsmethoden legen. Ist die gewünschte Bezahlart nicht vorhanden, erwägt knapp die Hälfte einen Kaufabbruch. Zudem spielen effiziente Versand- und Retourenprozesse eine übergeordnete Rolle für deutsche Verbraucher: Für 75 Prozent sind diese entscheidend für  einen erneuten Einkauf.

All das kann und sollte im Webshop entsprechend abgebildet werden. Deutsche Onlinehändler müssen deshalb auch hier Investitionen tätigen, um das Shopping-Erlebnis auf die Bedürfnisse der (potenziellen) Kunden anzupassen. So können mit der Integration intuitiver Tools und einer Überarbeitung des Check-Out-Prozesses Neukunden gewonnen und Bestandskunden langfristig gehalten werden – eines der aktuell primären Ziele deutscher E-Commerce-Anbieter.

Der deutsche Onlinehandel agiert also äußerst progressiv. Trotz gedämpfter Konsumstimmung und stagnierender Umsätze stimmt der langfristige Ausblick die Verantwortlichen positiv. Punktuelle Investitionen entlang der digitalen Customer Journey sind deshalb der logische und richtige Schritt – dank intuitiver Tools und flexibler Finanzierungen können auch kleinere Onlinehändler ihr Unternehmen so auf das nächste E-Commerce-Level hieven.