Nachhaltigkeit macht von sich reden: Was sich Händler von Rewe, Edeka und Co. abschauen können

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Schluss mit Plastik: Nicht nur die EU, auch der Einzelhandel hat überflüssigen Kunststoffverpackungen und Co. den Kampf angesagt. Kämpfen Sie besser mit.

Plastiktüten, Kunststoffteller, Trinkhalme sind nicht länger nützliche Transporthilfen und Partyaccessoires, sondern eine Bedrohung für die Umwelt. Das sieht nicht nur die Europäische Kommission so, sondern auch ein wachsender Teil der Bevölkerung. Bilder von gestrandeten Pottwalen, ihre Mägen gefüllt mit Plastikmüll, dazu Berichte über Müllflächen auf dem Meer, groß wie Kontinente, haben Schlagzeilen gemacht und die öffentliche Meinung nachhaltig beeinflusst. Und die darf ein Händler bei seinen Entscheidungen auf keinen Fall vernachlässigen.

Gesetze und Gesetzentwürfe

Im Mai dieses Jahres hat die Europäische Kommission einen Legislativvorschlag mit sieben Maßnahmen vorgelegt, um für weniger Müll an den europäischen Stränden zu sorgen. Dazu gehören Verbote für Produkte wie Rührstäbchen und Luftballonhalter, schärfere Anforderungen an vorerst unvermeidliche Kunststoffprodukte wie Einwegkunststoffflaschen, und Ziele zur Reduzierung von Behältnissen wie Lebensmittelbehälter und Getränkebecher. Vom 1. Januar an gilt in Deutschland außerdem ein neues Verpackungsgesetz. Das umfasst eine deutliche Erhöhung der Quoten für das werkstoffliche Recycling. Bei Kunststoffen etwa steigt die bisherige Quote von 36 Prozent auf 58,5 Prozent und ab 2022 dann auf 63 Prozent. Bei Getränkekartonverpackungen sind es bislang 60 Prozent, ab 2019 steigt die Quote auf 75, ab 2022 dann auf 80 Prozent. Das ist auch nötig, wie die Zahlen zeigen: Die Deutschen produzieren unverändert viel Verpackungsmüll. Das Umweltbundesamt gab für das Jahr 2016 die Zahl 18,16 Millionen Tonnen heraus. Damit liegt Deutschland noch immer über dem europäischen Durchschnitt.

Deutsche Konzerne zeigen Engagement

Die deutschen Handelsriesen haben die Zeichen der Zeit erkannt:

So arbeitet Edeka an einem System von Mehrweg-Verpackungen: An seinen Wurst- und Käsetheken in Büsum, Schleswig-Holstein verkaufen die Edeka-Märkte ihre Waren testweise in Mehrweg-Dosen. Und das geht so: Kunden, die das erste Mal eine Dose verwenden, zahlen dafür vier oder fünf Euro, abhängig von der Größe. Bei ihrem nächsten Einkauf bringen sie die Dose mit, werfen sie in einen Sammelbehälter und erhalten für ihren Einkauf ohne weitere Kosten eine neue Dose. Gebrauchte Dosen gehen nicht den gleichen umständlichen Weg wie derzeit die Kunststoff-Getränkeflaschen, sondern wandern vor Ort in die Spülmaschine, um direkt anschließend weiter verwendet zu werden. Rewe arbeitet ebenfalls daran, Teile des Legislativvorschlags der EU-Kommission in die Tat umzusetzen. So sollen Kunststoff-Trinkhalme aus all ihren Märkten verschwinden, zu denen neben den Rewe-Märkten selbst auch die Lebensmitteldiscounter der Marke Penny und die Toom-Baumärkte gehören. Testweise sind in einigen dieser Märkte bereits Alternativen zu bekommen, die entweder problemloser für die Umwelt sind (etwa solche aus Papier oder Weizengras) oder nicht gleich nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden (also etwa Trinkhalme aus Edelstahl). Discounter Lidl geht beim Verbannen von Kunststoff noch etwas weiter: Einweggeschirr und -besteck soll komplett aus dem Handel verschwinden und auch die Netze, in denen etwa Kartoffeln und Zwiebel abgepackt auf die Kunden warten, sollen in Zukunft aus Naturmaterialien hergestellt werden und sich zur Kompostierung eignen. Ein Leuchtturmprojekt ganz anderer Art hat Cord Kappe, Inhaber des Edeka-Marktes Wunstorf auf die Beine gestellt: Er hat in seinem Markt zwei Blockheizkraftwerke installiert. Mit deren Hilfe wärmt die Abwärme der Kühlsysteme das Wasser und heizt den Supermarkt im Winter fast vollständig auf. Nebenbei erzeugen die beiden Kraftwerke auch noch Strom, so dass zusammen mit der Solaranlage auf dem Supermarktdach mit 85 kW Leistung durchschnittlich 30 bis 40 Prozent des eigenen Stromverbrauchs abgedeckt sind. 2017 hat Kappe die Energieausbeute noch einmal erhöhen können: Überdachte Autostellplätze mit Solarmodulen auf den Dächern liefern weiteren Strom. Und auch die Kunden haben etwas davon: An drei Stromtankstellen auf dem Gelände des Supermarkts können sie kostenlos ihre Elektroautos betanken.

Statement: „Viele Menschen fragen sich beim Einkauf, wie sie selbst einen Beitrag zur Reduzierung des Verpackungsbergs leisten können. Die Mehrwegdose stellt einen sinnvollen Ansatz dar, der es ermöglicht, ganz einfach selbst aktiv zu werden“, Dr. Marina Beermann, Leiterin der Kooperation mit EDEKA bei WWF Deutschland.