Wie funktioniert das Bezahlen mit dem Smartphone?

0

Digitalisierung allerorten, auch Supermarkt, Online-Shop und Tante Emma werden mit neuen Technologien konfrontiert. Aber wie funktionieren sie?

Vor allem das Handy oder der kleine Computer Smartphone begleitet jung und alt und dient längst nicht mehr nur zum Telefonieren. Photos schießen, Spiele machen, E-Mails empfangen und versenden, im Internet surfen – das und noch viel mehr erlauben uns die kleinen Apparate. Und auch im Geschäftsleben spielen sie eine immer größere Rolle.

Was liegt da näher, als sie auch für Mobile Payment einzusetzen. Der Bitkom, der Interessensverband der deutschen IT- und Telekom-Wirtschaft, hat eine repräsentative Befragung bei deutschen Smartphone-Nutzern durchgeführt, um den Stand der Informationen über Mobile Payment aus erster Quelle zu erfahren. Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder resümiert das Ergebnis: „Kontaktloses Bezahlen ist schnell, bequem und bei immer mehr Einzelhandelsketten oder Tankstellen möglich – aber das ist bei vielen Verbrauchern noch nicht angekommen.“

Der Bitkom ist der Überzeugung, dass das kontaktlose Bezahlen mit dem Smartphone per NFC-Technologie (Near Field Communication) bislang noch oft scheitert, weil die Verbraucher nicht ausreichend über das neue Verfahren informiert sind. Zwar hat heute schon rund ein Drittel der Smartphone-Nutzer (32 Prozent) laut einer Umfrage des Bitkom kontaktlos bezahlt oder sich vorstellen, „dies zukünftig zu tun“. Die Bitkom-Forscher glauben aber, es könnten viel mehr sein.

Für den „Verzicht auf die Handy-Brieftasche“ sind laut Umfrage bei 37 Prozent Sicherheitsbedenken verantwortlich. 30 Prozent der Befragten wissen nicht genau, wie das Verfahren funktioniert, und 12 Prozent wissen nicht, ob ihr Smartphone überhaupt NFC-fähig ist. Aber die meisten der Smartphone-Benutzer haben überhaupt keine Ahnung, was Bezahlen mit dem Smartphone und NFC eigentlich ist.

Dabei ist der Vorgang sehr einfach: Der Kunde hält beim kontaktlosen Bezahlen sein Handy kurz über ein entsprechend ausgerüstetes Lesegerät, um eine Rechnung zu begleichen. Abgerechnet wird normalerweise über eine registrierte Kreditkarte. Inzwischen gibt es auch immer mehr Kreditkarten, die mit einem NFC-Chip ausgestattet sind und die auf diese Weise Smartphones mit NFC Konkurrenz bereiten. Erst ab einem Kaufwert von 25 Euro, so der Bitkom, muss der Benutzer die Transaktion durch seine PIN oder durch Touch-ID (Fingerabdruck) bestätigen. Bleiben nicht berechtigte Personen oder Diebe unter diesem Wert, kann der entstehende Schaden beträchtlich sein. Manche Händler sind aus diesem Grund wieder aus der Anwendung dieses Verfahrens ausgestiegen.

Sichere NFC-Technik?

Rohleder vom Bitkom lobt die Smartphone-Technik: „Bei der Transaktion von Smartphone zu Lesegerät per NFC werden nur verschlüsselte Daten übertragen, und auf der kurzen Strecke zwischen Kassenterminal und Smartphone ist Hacking nahezu ausgeschlossen. Die Gefahr, seine Geldbörse mit Münzen und Scheinen zu verlieren, ist weitaus größer.“

Laut Bitkom waren Ende 2015 in Deutschland etwa 80.000 Kassenterminals NFC-fähig, unter ihnen die meisten Tankstellen, Discounter, große Supermarktketten und Drogerien – also etwa zehn Prozent. In anderen Ländern ist der Anteil kontaktloser Bezahlmethoden schon länger größer. In London zum Beispiel kann man bei der U-Bahn, in Bussen und Taxis bereits kontaktlos bezahlen. Polen ist ebenfalls schon weiter als Deutschland, und in Japan hat man schon vor Jahren gezielt NFC eingeführt, um die Warteschlangen beim Einlass in die U-Bahn zu verkürzen. Deutschland ist im internationalen Vergleich dagegen Cash-Land, und Misstrauen und Zurückhaltung bei Kreditkarten sind noch immer groß.

Retailer, die auf das Bezahlen mit dem Handy setzen und entsprechend investieren, sollten sich gründlich beraten lassen. Nicht alle Smartphones funktionieren gleichermaßen mit den Kassensystemen oder Betriebssystemen. Und Achtung: Apple, Google und Samsung haben sich noch nicht ihren Methoden für mobiles Bezahlen (Apple Pay, Android Pay und Samsung Pay) auf den europäischen oder deutschen Markt vorgewagt: Sie könnten die Märkte schnell monopolisieren und bestehende Systeme in eine Nischenposition verweisen. Übrigens sind viele Anbieter von Mobile Payment und Mobile Wallets wie Mpass oder Yapital bereits wieder verschwunden – eine Konsolidierung des Marktes ist aber noch nicht eingetreten.

Gegenüber der Anwenderseite müssen Retailer den Verdacht zerstreuen, dass die neuen Systeme nur dazu dienten, noch mehr Daten über die Einkaufsgewohnheiten der Kunden einzusammeln und nicht dem Komfort der Kunden dienen würden.