„Invisible Payments“ und ihre Chancen

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Die Entwicklung vom klassichen Bezahlvorgang hin zu „unsichtbaren Zahlungen“ lässt sich am besten an der Supermarktkasse veranschaulichen.

Vor wenigen Jahren noch gab es keine Alternative zum Bargeld. Dann kamen Schritt für Schritt die elektronischen Zahlarten hinzu, bis hin zu kontaktlosen Zahlmöglichkeiten über beispielsweise das Smartphone. Der Bezahlvorgang wurde über die Jahre für die Kunden deutlich beschleunigt, der Aufwand für sie immer geringer. Oftmals genügt lediglich nur ein Klick. Heute verfolgen führende Technologieunternehmen und die Industrie die Idee des „0-Klick-Payment, sodass überhaupt keine Interaktion mehr für den Bezahlvorgang nötig ist. Bezahlt wird somit quasi unsichtbar.

Mit Amazon Go verfolgt der Versandhändler in den USA die Idee der unsichtbaren Zahlungen in aller Konsequenz. Kunden starten vorab die App auf dem Smartphone, betreten den Laden, nehmen sich was sie wollen und gehen dann einfach. Abgerechnet wird automatisiert über die hinterlegten Kreditkartendaten. Bequemer geht es kaum und hier liegt ein enormes Umsatzpotential sowohl für den stationären Handel als auch im E-Commerce verborgen. Denn die Automatisierung des Bezahlprozesses garantiert Händlern regelmäßige Umsätze und Verbrauchern ein gesteigertes Kundenerlebnis.

Völlig neu sind Invisible Payments aber gar nicht, sie werden nur gerade mit Hilfe moderner Technik neu erfunden. Bereits 2013 haben Adobe oder Microsoft das erkannt und ihr Geschäftsmodell verändert. Seit diesem Zeitpunkt stellen sie ihren Kunden via Aboservice und gegen eine monatliche Gebühr immer die neueste Softwarelösung zur Verfügung. Aktuelle Versionen müssen nicht explizit angefordert werden, sondern kommen automatisch zum Anwender. Der Kunde profitiert davon, dass er ohne großen Aufwand stets die aktuellste Version seiner Software zur Verfügung hat. Die Anbieter wiederum haben voraussehbare Einnahmen, die ihnen während der Lebenszeit des Produktes netto mehr einbringen als einzelne Anschaffungen im Voraus.

Autobauer entdecken Payment-Markt für sich

Was für die Supermarktkasse, gilt natürlich auch für sämtliche anderen Kontaktstellen zwischen Handel und Verbraucher. Wie beispielsweise Carsharing. Das hat zur Folge, dass plötzlich Unternehmen den Payment-Markt betreten, die man dort vor Jahren nicht vermutet hätte. Daimler hat jüngst seinen Bezahldienst Mercedes Pay vorgestellt, der durch die Übernahme des Bezahldienst PayCash Europe SA durch den Autobauer realisiert werden konnte. Zunächst soll es möglich sein, Zahlungen des unternehmenseigenen Carsharing-Dienstes Cars2Go bequem zu begleichen. Weitere Unternehmenstöchter wie MyTaxi sollen folgen. Auch Volkswagen setzt bereits auf vergleichbare Bezahldienste, allerdings nutzt das Unternehmen PayByPhone und Sunhill bislang nur bei seinen Park-Services.

Von der Entwicklung unsichtbarer Zahlungen wird auch der E-Commerce profitieren. Denn in Zukunft wird neben dem Auto auch der Kühlschrank, der Staubsauger und die Kaffeemaschine intelligent genug sein, sobald der Bestand zu gering wird, selbstständig zu bestellen und auch zu bezahlen. Lieferanten aller nur erdenklichen Waren – von Milch bis zum Motoröl – können ihren Kunden dann solche Abo-Modelle ähnlich derer der Softwarebranche anbieten.

Ob Verbraucher schon in naher Zukunft ganz ohne Geldbörse, Karten oder Smartphone auf Shopping-Tour gehen und ihre Einkäufe unsichtbar zahlen, hängt von vielen Faktoren ab. Natürlich und speziell in Deutschland ist da der Sicherheitsaspekt. Invisible Payments müssen genauso sicher sein, wie andere Bezahlarten und sie dürfen sich nicht von Dritten missbrauchen lassen. Maßgeblich wird zudem sein, dass die Zahlungsabwicklung einfach und bequem, wie aus einem Guss, erfolgt. Deshalb werden unsichtbare Zahlungen künftig eine immer wichtigere Rolle spielen. Unternehmen, die mit entsprechenden Lösungen am schnellsten auf dem Markt sind, profitieren von positiven Kundenerlebnissen und verschaffen sich somit einen echten Wettbewerbsvorteil.