Omnichannel ist keine Option mehr, sondern Pflicht

0

Ganzheitliches Ökosystem für digitale Bezahlprozesse: IT4Retailers sprach mit Alexander Hahn, Vice President POS Retail Solutions bei Wirecard, über Messeinnovationen zur EuroCIS, notwendige Schritte für eine erfolgsversprechende Zukunft für lokale Händler und die Payment-Trends 2019.

Welche Neuigkeiten präsentiert Wirecard auf der EuroCIS 2019 in Düsseldorf?

Alexander Hahn: Wir sehen es als unsere Hauptaufgabe, mit einem ganzheitlichen Ökosystem für digitale Bezahlprozesse den Geschäftserfolg von Händlern aller Größen und Branchen zu unterstützen. Daher werden wir folgende aktuelle Produkte und Lösungen auf der EuroCIS an unserem Stand D60 in Halle 9 zeigen: Payment@theTag: Wir zeigen die zusammen mit unserem Partner SES-Imagotag entwickelte Electronic-Shelf-Label-Lösung, die es Endkunden nicht nur ermöglicht, direkt am Regal die ausgesuchten Produkte mit dem Smartphone zu bezahlen, sondern auch gleich dort von Couponing- und Loyalty-Angeboten zu profitieren. Außerdem ermöglicht die Lösung den Händlern, über Data Analytics ihre Kunden besser kennenzulernen und zu verstehen. Mit dieser Lösung sind wir darüber hinaus auch am SES-imagotag-Stand F03 in Halle 9 vertreten.

Im Bereich Omnichannel zeigen wir die Lösung SalesMate, die Händlern eine Digitale Regalverlängerung ermöglicht. SalesMate bietet mit einer intelligenten „Middleware“ die Vernetzung verschiedenster Systeme, egal ob Warenwirtschaft, Onlineshop, ERP-, Kassen- oder CRM-System – und dient so als Zentrale für die Digitalisierung im Einzelhandel. Ferner präsentieren wir das Wirecard Europa-Terminal für den Point-of-Sale, das auf einer von uns entwickelten Software basiert und dank unserer SEPA-Acquiring-Lizenz in Gesamteuropa, also auch über die Grenzen der EU hinaus, im stationären Handel einsetzbar ist. Last but not least zeigen wir am T-Systems-Partnerstand D58 in Halle 9 den weiterentwickelten Digitalen Einkaufswagen, der auf IOT-Basis funktioniert und auch check out (Payment), der jetzt Marktreife erlangt hat. Die Bezahlung per Smartphone mit der Seamless Shopping Experience-Lösung von Wirecard entlastet das Personal und verbessert zugleich das Kundenerlebnis, weil kein Anstellen an der Kasse mehr notwendig ist.

Wie können sich lokale Retailer optimal gegen den Wettbewerb aus dem Online-Handel rüsten?

Alexander Hahn: Der stationäre Handel muss sich zum einen Richtung Omnichannel orientieren, weil es den heutigen Kunden wichtig ist, über den Kanal einkaufen zu können, der gerade am besten zu ihren Bedürfnissen passt – also im Laden oder Online, per Desktop oder mobil. Und all diese Kanäle sollten perfekt miteinander verknüpft sein, also ermöglichen, dass man beispielsweise etwas online bestellt, aber im Laden umtauschen oder zurückgeben kann. Wie wir kürzlich in einer internationalen Studie herausgefunden haben, gaben 82 Prozent der Konsumenten an, dass es für sie selbstverständlich ist, während ihres Einkaufsprozesses verschiedene Kanäle zu kombinieren. Zum anderen müssen sich Retailer im Laden selbst sich auf seine Stärken konzentrieren: Top-Beratung, direkte Erklärung von Produktdetails, sofortige Verfügbarkeit bzw. umgehende Lieferung dessen, was gerade nicht auf Lager ist, zielgenaue Kundenansprache und -bindung und einiges mehr. Um Händler genau dabei zu unterstützen, bieten wir unsere Lösungen, die eine perfekte Verschmelzung von In-Store Experience und dem Online-Handel ermöglichen.

Wie ist der Status auf dem deutschen Payment-Markt und welche Trends sehen Sie für 2019?

Alexander Hahn: Aktuell ist sehr viel im Umbruch – der Handel weiß, dass er sich sehr viel stärker digitalisieren und neu aufstellen muss. Kurz zusammengefasst sehe ich folgende wichtigen Trends, die wir als globaler Innovationsführer aktiv mit vorantreiben: Omnichannel ist keine Option mehr, sondern Pflicht für Händler geworden. Mobiles Bezahlen kommt – auch dank des Apple-Pay- und Google-Pay-Starts letztes Jahr – spürbar immer stärker im Mainstream an. Der Bezahlvorgang geht deutlich schneller und unkomplizierter als mit Bargeld: Kontaktloses Zahlen spart dem Verbraucher 45 Minuten im Jahr im Vergleich zu Barzahlungen – das entspricht 59 Stunden im Verlauf eines Lebens.

Große, nicht mobile Kassenterminals und die langen Schlangen davor werden mittel- bis langfristig aussterben – flexibles Bezahlen im Store wird immer selbstverständlicher. Die Logik und die Methoden des E-Commerce werden immer stärker auf den POS übertragen: Data Analytics, Click&Collect, kanalübergreifendes Marketing & Co. Und übergeordnet gilt immer: Der konkrete Mehrwert für den Kunden und Händler entscheidet, welche Lösungen sich durchsetzen werden.
Alexander Hahn, Vice President POS Retail Solutions bei Wirecard

In welchem Verhältnis steht ein breites Angebot von Zahlungsmöglichkeiten zum Kundenpotential?

Alexander Hahn: Payment hat eine Schlüsselfunktion – mit nichts kann man Kunden so nachhaltig vergraulen, wie wenn man nicht die relevanten Zahlungsmittel annimmt, also beispielsweise keine Kreditkarte, oder nur ab einem Mindestbetrag, oder gar nur Bargeld. Unser Credo lautet, dann man es dem Kunden ermöglichen muss, so zu bezahlen, wie, wann und wo er will.  Außerdem kann man mit der Akzeptanz weiteren Zahlungsmittel wichtige weitere Kundengruppen ansprechen – etwa wenn man kontaktloses Bezahlen akzeptiert, regionale Methoden wie z.B. iDeal in den Niederlanden annimmt oder aber alternative chinesische Zahlungsmittel wie Alipay und WeChat Pay, womit man die riesige und sehr kaufkräftige Zielgruppe von chinesischen Touristen direkt ansprechen kann. Händler, bei denen wir Alipay als Zahlungsmethode eingeführt haben, konnten ihren Umsatz mit chinesischen Kunden in einem Jahr teilweise um mehr als 350 Prozent steigern.

In Deutschland ist Bargeld immer noch ein beliebtes Zahlungsmittel. Ist der Kunde schon bereit für AI und Biometric Payment? Und wird Ihrer Meinung nach Bargeld komplett abgelöst?

Alexander Hahn: Erhebungen – etwa der Bundesbank – decken sich auch mit unseren Erfahrungen aus der Praxis: Der Anteil des Bargelds bei Zahlungen an der Ladenkasse nimmt stetig weiter ab. Bereits 2017 war er beim Gesamtumsatz aller Waren und Dienstleitungen erstmals unter 50 Prozent gefallen und sinkt immer weiter. Genau bei dieser Transformation unterstützen wir Händler, indem wir den Übergang vom Bargeld- zum elektronischen und digitalen Zahlungsverkehr sowie die Konvergenz zwischen Online-, Mobil- und Point-of-Sale-Kanälen (POS) vorantreiben.

Neue Technologien wie Biometrie sind für viele schon fester Bestandteil des Bezahlens geworden – etwa wenn sie eine Zahlung im Supermarkt via Smartphone, beispielsweise mit unserer bankenunabhängigen Payment-Lösung boon, mit ihrem Fingerabdruck oder per Face-ID bestätigen. Auch Künstliche Intelligenz ist bereits fester Bestandteil des Alltags geworden – etwa in der Betrugs-Prävention bei Kartenzahlung, auch wenn die natürlich für den Endkunden unsichtbar ist.