Cash-Management-Technologien halten im Handel Einzug

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„Bargeld hat eine lange Geschichte, die bei weitem noch nicht vorüber ist“, stellt Oliver ­Kapahnke fest. Doch nicht nur darüber sprachen wir mit dem Geschäftsführer bei ­GLORY Deutschland, „sein“ Unternehmen feierte unlängst 100-jähriges Jubiläum. Anlass für uns, nicht nur nach vorne zu schauen, sondern auch die Vergangenheit zu analysieren.

Die Euroeinführung gehört zu den größten Meilensteilen in Sachen Bargeld in Europa: Welche Herausforderungen gingen damit für GLORY ­einher? Wie funktionierte die Umstellung von nationalen Währungen zu ­einer einheitlichen?

Kapahnke: Rückblickend lässt sich sagen, dass die Einführung des Euro nach außen hin recht unspektakulär verlaufen ist. Als einer der Hauptplayer im Bargeldmanagement waren wir frühzeitig in die Abstimmungen der Europäischen Zentralbank zur Einführung des Euros involviert und verfügten über die erforderlichen Informationen zur Adaption unserer Systeme an die spezifischen Anforderungen des Euros. Dabei zeigte es sich einmal mehr als Vorteil, dass wir unsere ­Systeme komplett selbst entwickeln und fertigen: Nicht nur die mechanischen Komponenten, sondern auch die Elektronik und die Erkennungseinheiten für Münzen und Banknoten. Eine besondere Herausforderung war jedoch, dass zu einem vorgegebenen Stichtag tausende von Systemen auf die neue Gemeinschaftswährung umgestellt sein mussten. Dank unserer Mitarbeiter in der Produkt­entwicklung und unserer Techniker im Feld konnten wir sicherstellen, dass der Euro pünktlich ab Tag X von GLORY-Systemen akzeptiert und verarbeitet wird.

„Die einschneidendste Entwicklung im Hinblick auf Bargeld in Deutschland ist, dass es keine einschneidende Entwicklung gibt.“ Oliver Kapahnke, Geschäftsführer bei GLORY Deutschland

2013 war der Startschuss für die 2. ­Europa-Banknoten-Serie mit erhöhten Sicherheitsmerkmalen: Was bedeutet dies für Ihre Produktentwicklung?

Bei der Einführung der 2. Europa-Banknoten-Serie hatten wir drei entscheidende Vorteile auf unserer Seite:Die sehr gute und langjährige Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank ermöglichte es uns schon in einem sehr frühen Stadium Informationen bzgl. der neuen Sicherheitsmerkmale zu er­halten. Somit konnten wir bei sämtlichen unserer Systeme ausführliche Tests durchführen.

In Folge unseren weltweiten Präsenz waren uns die wesentlichen neuen ­Sicherheitsmerkmale der 2. Serie bereits von anderen Währungen bekannt. So war es uns möglich, auf bereits existierende Anpassungen zurückzugreifen und durch oftmals nur geringe Modifikationen verfügbar zu machen.
Unsere Systeme sind für eine weltweite Verwendung konstruiert. Die Neuerungen der 2. Euro-Banknoten-Serie fand entsprechend bereits in anderen Währungsräumen Verwendung, so konnten bestehende Systeme im Regelfall weiter betrieben werden. Dies minimierte den Aufwand für unsere Produktentwicklung und auf Kundenseite wurden unvorhersehbare Investitionen vermieden.

Was waren/sind für Sie die einschneidendsten Entwicklungen in Sachen ­Bargeld?

Die einschneidendste Entwicklung im Hinblick auf Bargeld in Deutschland ist, dass es keine einschneidende Entwicklung gibt. Insbesondere die jüngere Generation, als „Digital Natives“ gerne auch als Totengräber des Bargelds bezeichnet, entscheiden situationsbedingt und nutzen digitale Zahlungsdienste und Bargeld gleichermaßen. Sofern nicht über die ­Gesetzgebung die Verwendungsmöglichkeiten von Bargeld eingeschränkt werden, können wir ganz bestimmt noch viele Jahre bar bezahlen.

Wie haben sich die Anforderungen an das Bargeldhandling/-management über die Jahre verändert?

Automatisiertes Bargeldmanagement war lange Domäne von Banken und Spar­kassen und entsprechend rein auf deren Anforderungen zugeschnitten. Mittlerweile halten Cash-Management-Technologien Einzug im Handel. Mit unserer CASH­INFINITY-Produktfamilie bieten wir Händlern erstmalig die Möglichkeit, den kompletten Bargeldfluss im Unternehmen zu optimieren – durch Automatisierung und zentrale Kontrolle. Das Bargeld wurde aufwendig über alle Prozessschritte im Vier-Augen-Verfahren vom POS zum jeweiligen Kassenbüro über ein Werttransportunternehmen zur Bank ­befördert und dann von dort auf dem ­gleichen Wege wieder zurück an den POS bewegt. Diese Prozesskette ist komplex und kostenintensiv.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten künftigen Herausforderungen in ­Ihrem Geschäftsfeld bzw. beim Thema Cash ­Management? Wo geht die Reise hin?

Wir erleben die Digitalisierung des ­Bargeldmanagements – bisher isolierte Arbeitsschritte werden zu einer gesamtheitlichen Prozesskette über alle beteiligten Parteien aggregiert und transparent gemacht. Auch in einem solch geänderten Umfeld können wir Impulse geben und unsere Position als Marktführer im ­Bereich Cash Management behaupten. Mittelfristig entwickeln wir uns im ­Rahmen unserer Vision „We enable a confident world“ gleichfalls in anderen Geschäftsfeldern weiter – von Electronic Payment über Systeme zur Personen­erkennung und Robotik.