Wenn der Postbote nur einmal klingelt

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Eine aktuelle Untersuchung des IT-Branchenverbandes Bitkom belegt, dass Online-Kunden mehr Einfluß auf den Liefertermin ihrer bestellten Waren wünschen. Nicht alle Paketdienste sind zu einem individuellen Termin ohne Mehrkosten bereit.

“Wochenlang auf Bestellungen warten, stundenlang zuhause sein müssen, um ein Paket in Empfang zu nehmen?” So beginnt eine Mitteilung des Branchen- oder Digitalverbandes Bitkom, in der wichtige Resultate einer repräsentativen Befragung von 1.152 Internet-Nutzern ab 14 Jahren, darunter 1.104 Online-Käufer, vorgestellt werden.

Die Bitkom-Retailexpertin Julia Miosga zieht ein Fazit der Studie: “Mit dem Online-Handel boomt auch das Geschäft der Zusteller. Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Kunden. Sie wollen online nachverfolgen können, wo sich ihr Paket gerade befindet und wann die Lieferung stattfinden wird.“ Und sie ermahnt die Paketdienste: „Um die Online-Echtzeitverfolgung einer Paketzustellung und die Benachrichtigung per Mail oder SMS werden die Paketdienste deshalb nicht mehr herumkommen. Darüber hinaus gehören für die Kunden zu einem guten Service neben der Schnelligkeit auch die zuverlässige und sichere Zustellung.“

Zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) geben an, dass ihre Bestellungen zu einem frei wählbaren, individuellen Wunschtermin geliefert werden sollten. Und ein Drittel (33 Prozent) möchte den Zustellort noch am Tag der Lieferung ändern können, teilt der Bitkom mit. 32 Prozent ziehen die Zustellung über eine lieferantenunabhängige, persönliche Paketbox neben dem eigenen Briefkasten vor und erwarten eine persönliche digitale Benachrichtigung über den Lieferstatus.

Die sehr schnelle Zustellung ist für etwa ein Drittel der Befragten von Interesse: 35 Prozent der Online-Einkäufer bekunden, dass sie die Zustellung am gleichen Tag der Bestellung vorziehen, während elf Prozent die sogenannte “Same Day Delivery” bereits genutzt haben. “Same Hour Delivery” – in manchen Regionen der USA bereits von Amazon und einigen Lebensmittellieferanten angeboten – steht bei 28 Prozent auf der Wunschliste.

Laut Bitkom wird “Click & Collect” stärker nachgefragt: “Mit diesem Angebot haben Kunden die Möglichkeit, Produkte online zu bestellen und diese dann im Ladengeschäft abzuholen.” Mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) habe bereits online seinen Warenkorb zusammengestellt und diesen anschließend im Laden in Empfang genommen. Ein weiteres Fünftel (21 Prozent) will diesen Service in Zukunft gerne nutzen, heißt es beim Bitkom.

Expertin Miosga sagt dazu: „Click & Collect ist eine schöne Möglichkeit für Händler, den Einkauf über die Kanäle hinweg zu vereinfachen: Die hinterlegte Ware im Laden kann noch vor dem Kauf begutachtet oder anprobiert werden. Auch eine abschließende Beratung im Geschäft kann so noch in Anspruch genommen werden. Außerdem entfallen für die Kunden Versandkosten oder Wartezeit bei der Post.“

Auf wenig Interesse stossen noch Zustellmethoden, die dem Lieferanten beziehungsweise seinem Personal den Zugang zu Wohnung oder Auto des Bestellers ermöglichen würden. So sind an der Zustellung direkt in die eigene Wohnung durch einen Paketboten, der etwa per Smart Lock, Einmalkennwort oder Gesichtserkennung Zutritt erhält, nur 13 Prozent der Online-Shopper interessiert. Laut Bitkom sind solche Zustellmethoden vor allem bei der Lieferung von schnell verderblichen Gütern wie zum Beispiel Lebensmitteln gefragt.

Für die Lieferung in den Kofferraum des eigenen Autos interessieren sich lediglich acht Prozent der Befragten. Technisch wäre das möglich, wenn der Zusteller den Kofferraum mit einem digitalen Schlüssel oder einem Code öffnen könnte, um dann das Paket darin zu hinterlassen. Fremde Leute in die Wohnung zu lassen oder Zugang zu einem Teil des Autos zu ermöglichen, sind alternative Zustellmöglichkeiten, die sich angesichts der Sicherheitsrisiken wohl nur schwer durchsetzen werden und eher an Science Fiction erinnern.