So geht Nachhaltigkeit im eCommerce

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Die Verpackungen aus Plastik, hohe Retourenquoten, intransparente Lieferketten: eCommerce ist oft alles andere als nachhaltig und umweltfreundlich. Wie Öko-Siegel, Recycling und Cloud-basierte Beschaffung nachhaltigen Online-Handel möglich machen können, erläutert Charles Nicholls von SAP.

Drei Größen, vier Farben: Wer im Internet nach Kleidung oder Schuhen sucht, bestellt die ausgewählten Waren oft in verschiedenen Varianten. Schließlich will man sichergehen, dass zumindest eines der Modelle wie angegossen passt und gefällt. Der Rest geht per Retoure zurück zum Online-Händler. In Deutschland gilt das laut einer Studie der Universität Bamberg für jedes sechste, im Onlineshop bestellte Paket. Allein 2018 waren das 280 Millionen Pakete mit 487 Millionen Artikeln. Dabei ist die Quote bei Schuhen und Kleidern besonders hoch: rund 46 Prozent, also jedes zweite Paket geht zurück. Die Folge: extrem hoher logistischer Aufwand, zusätzlicher Flug- und LKW-Verkehr und damit große Mengen CO2-Emissionen.

Doch nicht allein die Zahl der Retouren gehen durch die Decke. Je empfindlicher die verschickten Waren sind, desto höher der Aufwand, sie angemessen zu verpacken. Unmengen an Styropor, Luftpolsterfolie und Pappkarton sollen die Produkte sicher ans Ziel bringen. Insbesondere beim Online-Versand von Lebensmitteln ist der Aufwand hoch. Schließlich sollen am Bestimmungsort weder die georderten Weinflaschen zu Bruch gegangen noch die bestellte Geburtstagstorte angematscht sein.

Ökologische Verantwortung übernehmen

Ob es Schuhe oder Schokotorte, Westen oder Weinflaschen zu verschicken gilt: Im eCommerce ist noch viel Luft für nachhaltigere Prozesse. Doch immer mehr Verantwortliche sind sich ihrer ökologischen Verantwortung bewusst und formulieren konkrete Ziele wie die Senkung der CO2-Emissionen ihres Unternehmens. Erst diesen Sommer haben sich mehr als 100 Digitalfirmen unter dem Titel „Leaders for Climate Action“ zusammengeschlossen, um das eigene Unternehmen und alle Produkte so klimaneutral wie möglich zu gestalten. Ein Ziel, dass sich auch Großunternehmen auf die Fahne schreiben: Bosch will sich bis Ende 2020 klimaneutral aufstellen, der Software-Anbieter SAP bis zum Jahr 2025.

Daneben rücken Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Zuge der Fridays-for-Future-Bewegung bei den Verbrauchern zunehmend in den Fokus. Immer mehr Kunden achten bei ihren Online-Kaufentscheidungen auf Nachhaltigkeit. So ist mittlerweile 94 Prozent der Deutschen beim Einkauf über das Internet wichtig, dass durch die eigene Kaufentscheidung möglichst wenig Verpackungsmüll entsteht. Auf faire Löhne und Arbeitszeiten legen 90 Prozent der Kunden besonderen Wert und 82 Prozent achten auf geringe CO2-Emissionen beim Transport.

Lieferantenbeziehungen auf dem Prüfstand

Wollen Unternehmen auf „Green eCommerce“ setzen, sollten sie mehrere Aspekte beachten: Waren und Produkte so sparsam wie möglich verpacken und auf recycelten Kunststoff zurückgreifen, um möglichst wenig Ressourcen zu verbrauchen. Konzepte wie „Buy Online Pickup In Store (BOPIS)“ helfen, Transportkosten zu senken. Hierbei holen die Kunden ihre online bestellten Produkte selbst in einer Filiale des Anbieters ab, was den Aufwand, Waren auf der letzten Meile zuzustellen, deutlich verringern und die Ökobilanz des Liefervorgangs verbessern kann.

Bei Herstellung und Vertrieb von Produkten gilt es, die Lieferkette im Blick zu behalten: Wie effizient ist diese aufgestellt? Können Lieferanten, etwa über anerkannte Zertifikate, nachweisen, dass sie sozial gerechte und umweltfreundliche Arbeitgeber sind? Auskunft über globale Nachhaltigkeits-Labels liefert beispielsweise der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE).

Apropos Supply Chain: Weiteren Mehrwert in Sachen Nachhaltigkeit bieten Cloud-basierte Beschaffungsprozesse. Diese verbessern die Kommunikation und Zusammenarbeit mit Zulieferern entlang der Wertschöpfungskette, weil sie schneller auf neue Anforderungen reagieren und Aufträge passgenauer abwickeln können. Geringerer Ressourcenverbrauch inklusive.

Weitere Ressourcen lassen sich durch die Umstellung von einer linearen hin zu einer Kreislaufwirtschaft einsparen. Experten sind sich einig, dass diese Entwicklung in den nächsten zehn Jahren weltweit Fahrt aufnehmen wird. Deshalb seien die zuständigen Chief Supply Chain Officers (CSCO) schon heute gut beraten, ihre Lieferketten auf Müllvermeidung und Wiederverwendung hin umzustellen.

Mehr als je zuvor sind im eCommerce heutzutage klimaneutrale und sozial verträgliche Konzepte gefragt. Entscheiden sich die Unternehmen Schritt für Schritt für mehr Nachhaltigkeit, spricht das nicht nur für ihr eigenes Verantwortungsbewusstsein, sondern bietet ihren Kunden ein grünes Gewissen beim Onlineshopping.