Live per Smartphone: Wie Händler auch die Kunden erreichen, die nicht vor Ort sein können

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Social Media- und Webpräsenz sind längst feste Bestandteile des Online-Marketing. In den letzten Jahren hat sich eine zusätzliche Möglichkeit etabliert, seine Kunden über das Internet zu erreichen: Livestreams über das Internet.

„Wenn die Kunden mich sehen wollen, sollen sie herkommen“, mag mancher Händler denken, der seine Waren und Dienstleistungen vorwiegend aus einem stationären Ladengeschäft heraus vertreibt. Doch ein Livestream – ob regelmäßig oder nur zu besonderen Gelegenheiten – kann durchaus neue Käuferschichten erschließen.

Käse, Autos, Konzerte und mehr

Eines der prominenteren Beispiele für erfolgreiches Livestreaming war im vergangenen Jahr Kaan’s Kaashandel, ein Käsehändler aus dem niederländischen Alkmaar. Vom 26. bis zum 30. September 2017 konnten Online-Besteller den Mitarbeitern live dabei zusehen, wie diese individuelle Käsepakete für ihre Kunden zusammenstellten und versandfertig machten. Während dieser fünf Tage sahen Besucher aus 140 Ländern den Käsehändlern bei der Arbeit zu, 513 Käsepakete orderten die Online-Kunden, das weiteste ging nach Neuseeland.

Regelmäßig geht unter anderem auch das Auktionshaus BCA per Livestream auf Sendung: Anders als bei den Internet-Auktionsplattformen wie Ebay erinnern die Auktionen von BCA eher an die guten alten Vor-Ort-Versteigerungen – nur, dass Kunden eben per Live-Videostream zugeschaltet sind, ihre Gebote in Echtzeit abgeben und per Chat mit dem Auktionator kommunizieren können.

Livestreams müssen auch nicht notwendig Verkaufsveranstaltungen sein: Der Musikdienst Spotify nutzte bereits im Jahr 2015 einen Livestream via Periscope, um seine Nutzer zu einem Live-Konzert des irischen Folk-Sängers Conor O’Brien von den Villagers einzuladen. Und Adidas zeigte im selben Jahr live, wie der kolumbianische Spitzenfußballer James Rodriguez seinen Vertrag mit dem Unternehmen unterzeichnete.

Mit etwas Nachdenken wird einem sicher ein Anlass einfallen, den er live mit seinen Kunden teilen könnte: Die Vorstellung einer ganz neuen Produktserie, eine Online-Modenschau, die Eröffnung einer neuen Filiale wären allesamt Anlässe, an denen ein Händler seine Kunden samt dem Rest der Welt online teilhaben lassen könnte.

„Die Herausforderung ist: Wie um alles in der Welt kannst du Zehntausende von Menschen überzeugen, mit dem aufzuhören, was sie gerade tun, um eine Push-Nachricht zu öffnen und sich in diesem Augenblick Deine Sendung anzusehen?“

– Kayvon Beykpour, CEO von Periscope

Werkzeuge und Netzwerke

Die Ausrüstung, um sein Event live ins Internet zu bringen, ist grundsätzlich nicht besonders kostspielig: Die meisten Smartphones von der Mittelklasse an aufwärts eignen sich für das Streaming der Videoinhalte. Soll das Live-Event im Freien stattfinden, gehört außerdem noch ein externes Mikrofon mit aufgesetztem Windschutz dazu. Umfasst das Event Vorträge, Talkrunden, Interviews oder Musik, ist ein externes Mikrofon auch in Innenräumen erste Wahl. Sinnvoll ist außerdem ein mobiles Stativ, mit dem der für die Aufnahme zuständige „Kameramann“ das Smartphone transportieren und auch gelegentlich abstellen kann. Je nach beabsichtigter Länge des Events sollte der Händler unbedingt auch einen externen Akku bereit halten – auch wenn das Smartphone sonst den ganzen Tag durchhält, kann ein permanenter Videostream den internen Akku nämlich in kürzester Zeit entleeren.

Außerdem stellt sich die Frage, über welche Plattform der Händler das Video ausspielen will. Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Zwar hat Facebook in Deutschland mehr als zehnmal so viele aktive Nutzer wie Twitter, aber der Händler wird sich wahrscheinlich eher an der Plattform orientieren, auf der er selbst die meisten Social-Media-Kontakte hat. In Frage kommen vor allem:

Periscope (iOS: https://itunes.apple.com/de/app/periscope/id972909677?mt=8 , Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=tv.periscope.android) – dieser zu Twitter gehörende Dienst macht Videos dort, auf Periscope.tv und in den Apps der Nutzer zugänglich. Twitter-Follower erhalten eine Benachrichtigung, sobald der Livestream startet.

Facebook Live (iOS: https://itunes.apple.com/de/app/facebook/id284882215?mt=8, Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.facebook.katana) – ein Livestream mit Facebook Live lässt sich direkt über die Standard-App von Facebook starten. Die Nutzer, die die Facebook-Seite des Händlers mit „Gefällt mir“ gekennzeichnet haben, erhalten eine Benachrichtigung über den Start einer Live-Übertragung. Außerdem kann der Händler den Livestream schon vorab als Event ankündigen.

YouTube Live (iOS: https://itunes.apple.com/de/app/youtube/id544007664?mt=8, Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.google.android.youtube) – um YouTube Live nutzen zu können, benötigt der Händler einen „bestätigten“ YouTube-Kanal. Diese Bestätigung erhält er, nachdem er seine Handynummer angegeben hat und den per SMS erhaltenen Code unter https://www.youtube.com/my_live_events eingetragen hat. Innerhalb von 24 Stunden erhält er dann die Berechtigung, Livestreams zu senden. Das wiederum geht mit der auf den meisten Smartphones ohnehin schon installierten YouTube-App. Foto: LinkedIn (dme)