Der digitale Einkauf nimmt Fahrt auf

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Der digitale Einkauf nimmt Fahrt auf – Neue Studie zeigt: Unternehmen setzen verstärkt auf Technologie, um die Transformation voranzutreiben.

In den letzten 20 Jahren hat sich der Einkauf mehr und mehr von einem taktischen, manuellen Prozess hin zu einer strategischen, digitalen Funktion entwickelt. Aber der digitale Wandel baut nun deutlich Druck auf. Nach den Ergebnissen einer neuen, weltweiten Studie der Hochschule Würzburg-Schweinfurt mit Unterstützung von SAP Ariba sehen führende Einkaufsorganisationen in der Digitalisierung die Zukunft. Sie investieren stark in moderne Technologien, die über die Automatisierung hinausgehen und Kosten sparen. Ziel ist es, Innovationen voranzutreiben und auch ein bisschen die Welt zu verändern.

„Die Botschaft ist klar und deutlich“, so Dr. Karsten Machholz, Professor für Strategische Beschaffung und Supply Chain Management an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt und Mitautor von ‚What’s the Next Big Thing in Procurement’. „Einkaufsleiter auf der ganzen Welt glauben, dass die Digitalisierung wichtiger denn je ist. Sie haben bereits erste Schritte unternommen, um die digitale Transformation in ihrem Unternehmen voranzutreiben und um möglichst schnell von ihrem Mehrwert profitieren zu können.“

Um einen aktuellen Status-quo zu bekommen, hat Machholz gemeinsam mit SAP Ariba mehr als 450 Führungskräfte aus den Bereichen Einkauf und Supply Chain in EMEA, Nord- und Südamerika sowie dem asiatisch-pazifischen Raum befragt. Die Studie, die alle wichtigen Industrien abdeckt – von Blue-Chip- bis hin zu mittelständischen Unternehmen – kommt zu folgenden spannenden Ergebnissen:

  • Die Digitalisierung des Einkaufs steht erst am Anfang. Während 83 Prozent der Befragten glauben, dass die Digitalisierung ihr Geschäft stark beeinflussen wird, verfügen nur fünf Prozent aktuell über hoch automatisierte Prozesse. Es ist also noch Luft nach oben und die Chance, welche die digitale Transformation birgt, ist und bleibt enorm.
  • Einkaufsprofis werden nicht nur von Kosteneinsparungen getrieben, sondern auch von ihrem Gewissen. Zwar steht die Kostensenkung nach wie vor an erster Stelle, aber auch 88 Prozent der befragten Einkäufer geben höhere Ziele an. Diese sind: Beseitigung von Zwangsarbeit, Konfliktmineralien sowie von Armut in ihren Lieferketten. Sie sehen also im Einkauf das Potenzial, Gutes zu tun.
  • Die vielleicht faszinierendste Erkenntnis aus der Studie ist, dass Einkaufsleiter nicht nur schnellere, sondern auch intelligentere Informationssysteme erwarten. Roboter werden den Einkäufer in absehbarer Zeit nicht ersetzen können. Doch durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und Machine Learning werden Roboter intelligenter und effizienter. Zu diesem Zweck planen mehr als 60 Prozent der Befragten Investitionen in Roboter-Prozessautomatisierung (20 %), künstliche Intelligenz/Kognitives Computing (17 %), maschinelles Lernen (15 %) und Chat-Bots (9 %).

Neben allen Chancen und Potenzialen birgt die digitale Transformation aber auch Herausforderungen. In vielen Unternehmen blockieren unzureichende Analysen, schlechte Datenqualität, Budgetrestriktionen und fehlende Talente den Wandel. Die Studie soll Unternehmen deshalb auch eine Hilfestellung sein und gibt folgende Tipps:

  • Nicht nur automatisieren, sondern auch innovieren. Nutzen Sie digitale Technologien, um Prozesse neu und so zu gestalten, wie sie am Ende funktionieren sollen – mit Leichtigkeit, intuitiven Funktionalitäten und einem eleganten Design.
  • Bereinigen Sie Daten und nutzen Sie intelligente Technologien und prädiktive Analysen, um intelligentere Entscheidungen zu treffen. Da Unternehmensnetzwerke Transparenz in die vernetzten Abläufe von Käufern und Verkäufern bringen, können Einkaufsprofis durch ihren Einsatz tiefe Einblicke erhalten. Dadurch sind sie in der Lage, Engpässe oder Missverhältnisse zwischen Angebot und Nachfrage oder andere Probleme in der Lieferkette zu identifizieren und sie zu entschärfen (oder ganz zu lösen), bevor es zu spät ist.
  • Ziehen Sie mehr Indikatoren als nur die reine Kosteneinsparung für eine Erfolgsmessung heran. Mit Unternehmensnetzwerken, insbesondere solche mit kognitiven Anwendungen, können sich Einkäufer und Lieferanten nicht nur anhand traditioneller Kriterien wie Bestände, Zykluszeiten und Vertragsbedingungen gegenseitig bewerten, sondern auch überprüfen, ob ein potenzieller Handelspartner Markenwerte hat, die mit den eigenen übereinstimmen. Verfügt ein potenzieller Partner über die notwendigen Governance-Strukturen, um Zwangsarbeit oder Menschenhandel aus seiner Lieferkette zu entfernen? Oder ist er für einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen zertifiziert? Oder hat er sichergestellt, dass Frauen- und Minderheitenunternehmen bei Ausschreibungen angemessen berücksichtigt werden? Ein Netzwerk kann all diese und jede Menge weitere Faktoren beleuchten. Investoren und Konsumenten fordern mehr denn je, dass die von ihnen unterstützen Marken nicht nur ihre eigenen ethischen und nachhaltigen Geschäftspraktiken, sondern auch die ihrer Handelspartner berücksichtigen. Nur die breite Sichtbarkeit, die durch ein Beschaffungsnetzwerk gewährleistet wird, kann sowohl das operationelle als auch das Reputationsrisiko senken.
  • Denken Sie daran, dass Unternehmen nur so gut sind, wie die Menschen, die sie rekrutieren und beschäftigen. Die Entwicklung einer Talent-Management-Strategie zur Förderung von Rollen, Fähigkeiten und Wissen ist daher unerlässlich. Da die digitalen Technologien den Einkauf neu gestalten, sind die Möglichkeiten für Fachleute in diesem Bereich nahezu grenzenlos geworden.

In den nächsten zehn Jahren ergeben sich für Unternehmen mehr Chancen als in den letzten beiden Jahren zusammen. Durch den Einsatz moderner Technologien und Strategien kann der Einkauf die Führung bei der Maximierung dieser Möglichkeiten übernehmen. Seine Funktion wird über die Kosteneinsparung und Prozesseffizienz hinausgehen und Zusammenarbeit, Innovation und Wettbewerbsvorteile fördern.