Warum es weiter Cash geben wird

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Kreditkarte, Handy, Digital Wallet etc.: Steht das Ende des Bargelds kurz bevor? Studien wie die von Capgemini kommen zu einem anderen Ergebnis.

Moderne Menschen brauchen keine Geldscheine und keine lästigen Haufen von Münzen mehr – sie zücken ihr Handy oder zahlen online bargeldlos. Wer zum Beispiel als Tourist in den Vereinigten Staaten von Amerika unterwegs ist, wird jedoch schnell eines anderen belehrt: US-Bürger haben zwar dicke Geldbörsen voller diverser Kredit- und Debitkarten, aber sie zahlen an den Kassen von Supermärkten und sonstigen Läden auch ebenso gerne mit Cash.

In der Studie „World Payments Report 2017“ widmen Capgemini und BNP Paribas der „kontinuierlichen Rolle von Cash“ sogar ein eigenes Kapitel. Trotz der wachsenden Verbreitung digitaler Bezahlmethoden bleiben Barzahlungen bedeutend, besonders für geringwertige Transaktionen bei Lebensmitteln, Haushalts- und Geschenkartikeln.

Die Autoren der Studie schreiben: „Weitere Faktoren, die zum Fortbestehen von Cash beitragen, sind die Anonymität von Bargeldzahlungen, der Mangel an Infrastruktur für moderne Bezahlmethoden und mangelnde oder völlig fehlende Banksysteme in den Entwicklungsländern.“

Mehrere Länder haben Initiativen gestartet, um den Gebrauch von Cash zu reduzieren und die Voraussetzungen für eine bargeldlose Gesellschaft zu schaffen. Die Gründe dafür sind geänderte Verhaltensweisen der Konsumenten, steigende Kosten für die Zirkulation von Bargeld und Sicherheitsprobleme.

Obwohl der Cash-Anteil am gesamten Bezahlvolumen in den meisten Ländern abnimmt, ist die Summe der Cash-Zahlungen selbst stabil geblieben oder sogar leicht angestiegen in den letzten Jahren (Cash-in-Circulation oder CiC). Deshalb geht man heute davon aus, dass Bargeldzahlungen länger bestehen bleiben, als Experten bisher angenommen hatten.

Global gesehen ist das Verhältnis von CiC zum Bruttosozialprodukt sogar in einem schnelleren Tempo angestiegen – außer in Dänemark, Großbritannien, Schweden, Kanada und Südafrika (siehe Abbildung). In einigen asiatischen Ländern ist der Anteil von non-cash Bezahlungen ebenfalls angestiegen, was sich allmählich in eine Umwandlung in eine digitale Ökonomie auswirken könnte, schreiben die Autoren der Studie. Sie verweisen aber auf das Beispiel von Indien, wo im November 2016 eine größere Demonetarisierung angeordnet worden war, die allerdings zum Teil wieder zurückgezogen wurde – in Folge stieg der Anteil von Cash-Zahlungen wieder an.

Laut Statistiken der Weltbank ist die internationale Wirtschaft in den letzten beiden Jahren jeweils um etwa drei Prozent gewachsen, während der Cash-Anteil an den Bezahlungsmethoden sogar dreimal so hoch anstieg wie das Wirtschaftswachstum.

Viele Länder, so heißt es in der Studie, wollen den Bargeld-Anteil zugunsten digitaler Bezahlungsmethoden zurückfahren. Ob ihnen dies gelingt, hängt auch davon ab, wie umfassend und ernsthaft sie dies betreiben werden – zum Beispiel bei der Schaffung einer modernen Banken-Infrastruktur.